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Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse
Autoren: Glen Cook
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gefallen.
    Mir fiel auf, daß die Giganten einige Fuß kleiner waren, die häßlichen Typen weniger abstoßend und der Lange John Silver plötzlich Ohren statt Federn hatte. Die Sexbombe hatte sich auch verändert, obwohl sie ganz okay ausgesehen hatte. Sie war kürzer geworden und blondiert. Und sie kicherte. Wenigstens hatte ihre Ausstrahlung nicht gelitten.
    Warum sollte sie sich bloß in eine Tussi verwandeln?
    Hatte mir jemand etwa im Schlaf Pilze eingeflößt?
    »So sehen Sie besser aus«, erklärte ich. Die grüne Frau kam mir für meinen Geschmack zu nah. Ich ließ ihr Haar nicht aus den Augen. Flöhe und Läuse sind schon schlimm genug.
    Sie lächelte mich einladend an und leckte sich mit einer gespaltenen Zunge die Lippen. »Ich weiß Ihre Gedanken zu schätzen. Sehr schmeichelhaft. Aber Sie wollen mir nicht zu nahe kommen.« Sie deutete auf die Blonde, die mich ansah, als wollte sie mich zum Abendessen verspeisen. In einer weniger anstrengenden Situation wäre ich sicher freiwillig auf ihren Teller gehüpft. Und ich versäumte es, das Mißverständnis aufzuklären, was die Wirkung der Schlangenfrau auf mich betraf.
    »Haben Sie zufällig einen Stuhl?« Bestimmt hatte ich eine Gehirnerschütterung. Ich schwankte so heftig wie ein bekiffter Rattenmann.
    »Tut mir leid. Wir sind vollkommen unvorbereitet in diese Sache gestolpert.«
    Ich hockte mich auf den Boden, damit ich nicht so tief stürzte, wenn es soweit war. »Erzählen Sie mir was, womit ich etwas anfangen kann. Wer sind Sie? Was sind Sie? Was wollen Sie? Verraten Sie mir was Interessantes, bevor ich wieder ohnmächtig werde.« Mein Kopf tat mächtig weh.
    »Wir sind die letzten der Godoroth. Ohne es zu wollen und ohne eigene Schuld sind wir in einen Kampf mit dem Shayir verwickelt worden.«
    »Die Göttin der Erkenntnis küßt mich auf die Wange«, knurrte ich. »Ich fürchte, ich kapiere nicht.« Ich hatte keine Ahnung.
    »Nur eine Gruppe kann überleben. Dieser Ort hier ist der Keller unseres letzten sterblichen Anhängers. Hier finden wir Schutz, bis der Wettkampf entschieden ist. In seinen Gebeten hat unser Gläubiger vorgeschlagen, daß wir uns Ihrer Hilfe versichern. Vom Temperament her passen Sie uns wie angegossen.«
    »Lassen Sie meinen Schneider aus dem Spiel.«
    Sie sah mich verständnislos an. Das Wortspiel war wohl zuviel für ihren göttlichen Verstand. Oder zuwenig? »Wir haben erwogen«, fuhr sie fort, »einen Nichtgläubigen ins Spiel zu bringen. Anscheinend hat der Tempel der Shayir Wind davon bekommen und Ihnen eine Falle gestellt.«
    »Es muß an diesem Schlag auf den Kopf liegen. Ich verstehe kein einziges Wort.« Ich wiederholte meine Frage. »Wer sind Sie? Was sind Sie?«
    Die Blonde kicherte. Garrett, du Schlingel. Sagst so schlaue Sachen. Der Boß allerdings schien mich nicht sonderlich amüsant zu finden. Um seine Augenbrauen blitzte es. Und zwar tatsächlich. Außerdem war er auch wieder ein bißchen gewachsen. Hätte mir gleich klar sein sollen. Solche Typen haben keine Geduld.
    »Haben Sie nie von den Godoroth gehört?«
    »Ich fürchte, nein. Und die anderen Namen kenne ich auch nicht.«
    »Ignoranz war einer der Gründe, die für Sie gesprochen haben.« Allerdings klang sie nicht so, als hielte sie viel von meiner Unwissenheit.
    Um das Haupt des Häuptlings zog sich ein schweres Gewitter zusammen, und es donnerte. Die Brünette, sie hatte ihre ursprüngliche Haarfarbe wieder – stand ihr auch besser –, warf ihm einen Blick zu, der fast schon angewidert wirkte. »Ich bin Magodor. Alle zusammen werden wir die Godoroth genannt. Wir waren die Schutzgötter der Hahr, eines der ersten Stämme, die diese Gegend besiedelten. Nach Ihren Maßstäben waren sie primitiv. Sie betrieben Ackerbau und Viehzucht, beherrschten aber beides nicht besonders. Sie sicherten ihr Überleben mindestens genauso durch Überfälle auf andere Stämme wie durch Agrikultur. Fast all ihre Spuren sind ausgelöscht. Ihr Blut zirkuliert zwar noch in den Herrschern dieser Stadt, aber ihre Kultur ist untergegangen. Und nun befinden sich ihre Götter ebenfalls am Rand des Untergangs.«
    Diese Unfähigkeit zu Ackerbau und Viehzucht und die institutionalisierte Dieberei klang nach einem sehr ausgeprägten kulturellen Aspekt, der unter unseren Herrschern sehr dominant war.
    »Die Anbetung der Shayir wurde von den Ochsenreitern der Gritn während der großen Gritny-Eroberungen in diese Gegend eingeschleppt. Die Gritn waren den Hahr in ihrer Lebensweise sehr
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