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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung
Autoren: Sven Böttcher
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auszusprechen, weil in diesem Moment Apollon, Aphrodite und Eros den marmornen Versammlungssaal der griechischen Götter betraten und von allen Seiten mehr oder weniger begeistert begrüßt wurden.
    Mit ihrem Eintreffen waren die wichtigsten der Olympos-Bewohner zum ersten Mal seit einer unsterblichen Woche wieder fast vollständig versammelt. Zu einer Götterrunde, die sich nun eigentlich um den runden Tisch in der Mitte des Raumes versammeln müsste, um zu plaudern, zu trinken und andere göttliche Dinge zu tun …
    All jenen noch immer an dieser Geschichte Interessierten, die nicht ständig südamerikanische Literatur konsumieren, bei der pro Seite mindestens zehn neue Personen auftauchen und wieder verschwinden, ist diese längere Randbemerkung gewidmet. Niemand muss sie lesen, deshalb steht sie so verklemmt und unaufdringlich am Seitenrand. Wer sich nun nach diesen Worten einbildet, das Folgende getrost überspringen zu können, hat sich allerdings fürchterlich geschnitten.
    Beginnen wir mit dem Stuhl, der neben dem zurzeit leeren Thron am Kopf der Tafel steht. Dort sitzt normalerweise Hera, Gattin des Göttervaters Zeus und Mutter seiner Kinder Ares und Hephaistos , Ersterer Gott des Krieges, Letzterer Gott der Schmiede. Dass Hera außerdem Zeus’ Schwester ist, merkt man, wenn man Ares näher kennenlernt, aber dazu wird gleich noch einiges zu sagen sein.
    Neben Zeus und Hera sitzen ihre Geschwister Hestia und Demeter , zuständig für den häuslichen Herd und den Ackerbau, sowie Poseidon , der Gott der Meere. Es folgen die Zeus-Kinder Aphrodite , Göttin der Liebe, Apollon , Gott der Musik, der seriösen Literatur und anderer schöner Dinge, seine Schwester Artemis , Göttin der Jagd, Hermes , Götterbote und Gott der Diebe und der Kaufleute, sowie Athene .
    Hestia, Demeter, Artemis und Hermes können wir für den Moment mal rechts und links sitzen lassen, um die Verwirrung nicht schon jetzt auf die Spitze zu treiben.
    Das verheiratete Geschwisterpaar Zeus und Hera stammt in pfeilgerader Linie vom ebenfalls verheirateten Geschwisterpaar Kronos und Rhea ab. Man kann darüber streiten, ob Inzest Auswirkungen auf die Verstandestätigkeit hat, aber ganz bestimmt nicht mit den Betroffenen. Zeus und Hera setzten drei Nachkömmlinge in die Welt, nämlich die obenerwähnten Hephaistos und Ares sowie Hebe , die nicht am Tisch sitzt, sondern die Speisen auftragen muss. Ein Schicksal, das sie mit vielen Frauen teilt, die sich unvorsichtigerweise als gute Köchinnen zu erkennen geben.
    Ares hat an den Folgen des Inzests am schwersten zu tragen. Besser gesagt, hätte an den Folgen des Inzests am schwersten zu tragen, wenn er diese Folgen mitbekäme. Götter, die gern zu moderaten Formulierungen greifen, bezeichnen ihn übereinstimmend als hochgradig debil. Er prügelt sich gern und grundlos und säuft wie ein Rudel Karmelitermönche. Alle hassen ihn von ganzem Herzen, mit Ausnahme von Hades , dem Gott der Unterwelt, und Eris , einer intriganten Ziege, von der Ares behauptet, sie sei seine Schwester. Zeus und Hera bestreiten dies, und die sollten es eigentlich besser wissen.
    Hephaistos, ebenfalls ein Sohn von Zeus und Hera, war bei seiner Geburt dermaßen verknittert und hässlich, dass seine Mutter ihn in hohem Bogen aus dem Haus warf. Er überlebte unverletzt, kehrte später zurück, vergab ihr, nahm sie sogar vor Zeus in Schutz, als der sie folterte, und flog wieder raus – diesmal vom Vater geworfen. Seit der unsanften Landung ist er gehbehindert und nicht gut auf Leute zu sprechen, die behaupten, man solle Vater und Mutter ehren.
    Poseidon, Meergott und Bruder von Zeus und Hera, ist ein eigensinniger, dumpfer, bornierter Trottel, spuckt beim Sprechen, besitzt eine große Dreizack-Sammlung und streitet sich dauernd mit Athene. Er mag Ares, weil der sich ebenfalls dauernd mit Athene streitet, und Thunfisch.
    Apollon ist ein Siebenmonatskind und trotzdem ziemlich helle. Mit Athene bildet er die seriös-künstlerische Fraktion in der seltsamen Familie, versteht als Betreiber diverser Orakel einiges vom Wahrsagen und ist – wie seine Schwester Artemis – ziemlich begabt im Umgang mit Seuchen.
    Athene, Göttin der Weisheit, des Handwerks und der taktischen Kriegsführung, wird im Folgenden noch so oft auftauchen, dass an dieser Stelle nicht viel über sie gesagt werden muss. Höchstens, dass sie trotz ihres athletischen Körperbaus ziemlich gut aussieht … wenn auch nicht halb so gut wie Aphrodite, Göttin der
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