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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman
Autoren: El mir Bourges
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Zeitungen erschienen ist, zeichnet es doch über seinen Tod hinaus ein Charakterbild Karl von Estes:
    HANDSCHRIFTLICHES TESTAMENT VON S. H. KARL VON ESTE, HERZOG VON BLANKENBURG
    Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
    Zurzeit hier in der Stadt Genf wohnhaft, im Hotel Beaurivage, habe ich, Ferdinand Karl von Este, Herzog von Blankenburg, Lüneburg, Wolfenbüttel usw. …, durch Gottes Gnade im Vollbesitz meiner geistigen und seelischen Kräfte, am 14. Dezember 1875 das vorliegende Testament eigenhändig niedergeschrieben; es enthält meinen letzten Willen.
    Ich verfüge, dass man mich nach meinem Tod in einen Sarg legt, den ich im Folgenden beschreibe:
    Er soll in der Form dem meines Vaters gleichen, nur soll er größer sein; man nehme bestes Holz, ausgeschlagen mit schönstem dunkelrotem Genueser Samt, besetzt mit goldenen Borten und Fransen.
    An den beiden Seiten lege man meine sämtlichen Waffen mit all meinen in Gold gefassten Orden aus, so wie sie auf meiner weißen Staatskarosse aufgemalt sind; an den beiden Stirnseiten trage der Sarg ein deutsches ‹K› mit der Königskrone.
    Auf dem Sargdeckel soll eine Krone aus vergoldetem Silber liegen, die auf einem ebenfalls mit goldenen Borten und Fransen reich verzierten Samtkissen ruht, darüber mein goldener Rittersäbel mit Scheide und Gehenk, meine Ordenssterne und Abzeichen, genauer gesagt, die großen, die nicht an die Großmeister zurückgesandt werden müssen.
    Außerdem soll auf dem Sarg mein von Funica gemaltes Porträt gezeigt werden.
    Im Innern soll der Sarg wie ein Bett ausgestattet sein, mit allem, was dazugehört.
    Ich verfüge, dass mein Leichnam einbalsamiert oder, wenn dies seiner Erhaltung besser dient, gemäß dem hier in Druckform beigefügten Verfahren versteinert wird. 169
    Mein Begräbnis soll mit dem Herrschern meines Ranges gemäßen Zeremoniell und entsprechendem Prunk begangen werden.
    Ich verfüge, dass mein Leichnam in einem oberirdischen Mausoleum bestattet wird, das an einer hoch gelegenen und würdigen Stelle in Genf zu errichten ist.
    Das Grabmal soll von meiner Reiterstatue überragt und in ruhmreichem Gedenken von den Statuen meines Vaters und Großvaters umgeben sein, als Nachbildung der Scaliger-Gräber 170 in Verona, entsprechend der diesem Testament beigefügten Zeichnung. Meine Testamentsvollstrecker werden besagtes Mausoleum erbauen lassen, ad libitum aus den Millionen meines Nachlasses, und zwar aus Bronze und Marmor und ausgeführt von den angesehensten Künstlern.
    Ich erkläre hiermit, dass ich mein gesamtes Vermögen, und zwar ausnahmslos und insbesondere den bedeutenden Teil, der mir gewaltsam genommen wurde und der seit 1866 beschlagnahmt ist, einschließlich aller Erträge aus meinem Herzogtum Blankenburg, der Stadt Genf überlasse und vermache mit der Auflage, das Legat von einer Million an Herrn Smithson auszuzahlen, meinen Großschatzmeister, der mir immer gut und treulich gedient hat. Falls man dies nicht richtig lesen kann, weil ich die Summe überschrieben habe, es ist eine Million, die ich ihm hinterlasse.
    Ich mache zur Bedingung, dass meine Testamentsvollstrecker keinen wie auch immer gearteten Vergleich mit meinen degenerierten Verwandten schließen, mit Prinz Wilhelm von Blankenburg, ehemals König von Hannover, mit Herzog von Cumberland, mit dessen Sohn, dem Herzog von Modena, oder mit gleich welchem Mitglied meiner vorgeblichen Familie.
    Ich möchte, dass meine Testamentsvollstrecker, unter denen ich Herrn Smithson benenne (die anderen möge die Stadt bestimmen), nach meinem gewissenhaft festgestellten Tod meinen Leichnam von fünf Ärzten und Chirurgen untersuchen lassen, um eine Vergiftung mit Sicherheit ausschließen zu können, und dass sie einen exakten handschriftlichen, mit ihrer Unterschrift versehenen Bericht über meine Todesursache anfertigen.
    Das vorliegende Testament wurde am angegebenen Ort, Monat und Tag zur Gänze von mir persönlich verfasst und eigenhändig unterzeichnet.
    Karl von Este, Herzog von Blankenburg
    Der Leichnam wurde dem Testament des Herzogs entsprechend in Anwesenheit von Herrn Smithson in Genf geöffnet, und alle Körperteile waren in einem so ungesunden und verdorbenen Zustand, dass die Ärzte staunten, wie Karl von Este so lange hatte leben können. Das Gehirn wurde gewogen und erwies sich als überdurchschnittlich schwer, das Fassungsvermögen des Magens als ungewöhnlich groß, Leber und Lunge waren geschwollen. Eine Urne mit den nur schlecht
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