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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung
Autoren: Tanja Kinkel
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Verteidigungsministerium nicht bald erledigt ist«, sagte ich, weil ich nicht über dich sprechen wollte, »dann beschert er Ihnen vielleicht ein paar Mutanten für die nächste Generation. Zusammen mit Millionen Toten. Oder hat er es aufgegeben, den Rest der Menschheit mit einem Atomschlag zu bedrohen?«
    »Er hat sich ebenfalls infiziert«, gab Mears lakonisch zurück, als sei es eine ernst gemeinte Frage gewesen. »Es wird nicht mehr lang dauern, und er ist für niemanden eine Gefahr mehr. Aber Sie, LaHaye, Sie werden überleben. Sie und die Mutanten, die es auf dieser Welt gibt. Ich frage mich, was Sie aus ihr machen werden.«
    Er starb… ich habe vergessen, vor wie viel Monaten genau. Vor deinem Vater jedenfalls, obwohl er, wie gesagt, nicht so weit fortgeschritten zu sein schien. Dein Vater starb nicht allein und war bis zum Schluss entschlossen, gegen die Krankheit zu kämpfen; ich denke, das zu wissen, wird dir helfen.
    » Was werden Sie tun, wenn Sie hier allein sind, Neil?«, fragte er mich einmal. »Schreiben«, antwortete ich. »Ich bin immer noch Schriftsteller. Ich werde das niederschreiben, was Beatrice mir erzählt hat und Sie und Mears. Was ich selbst erlebt habe. Die Geschichte des Untergangs.«
    »Aber«, gab er zurück, »heißt Schreiben nicht, dass man auf Leser zählt? Ich würde es nicht nur als eine Geschichte des Untergangs sehen. Geben Sie ihr noch einen Untertitel.«
    »Welchen?«
    »Warten«, sagte er. »Warten und hoffen.«
    Während ich über seine Worte nachdenke, sitze ich in deinem ehemaligen Zimmer. Ich schaue von dem Bild meiner toten Kinder auf das Foto, das ich von dir gemacht habe, als du die Sonne kennen gelernt hast, und mir wird bewusst, dass ich wie dein Vater nie aufgehört habe zu glauben. Zu glauben, dass du noch am Leben sein musst. Irgendwo. Aber das ist es nicht allein. Ich mag eine völlig irreguläre und unwahrscheinliche Mutation ein, wie Mears meinte, doch Atomversuche hat es, wie ich nur allzu gut weiß, über Jahrzehnte hinweg gegeben. Und nicht nur in Amerika.
    Von Unglücken wie Tschernobyl und Three Mile Island ganz zu schweigen. Ich würde mich auf den Weg in belebtere Gebiete machen, auf die Suche nach anderen Überlebenden, aber ich weiß, dass zum Schluss die Leichen nicht mehr beerdigt wurden. Eine Zeit lang hat man sie noch in Fußballstadien zusammengetragen und verbrannt, doch inzwischen geschieht auch das nicht mehr. Ich bin noch nicht so weit, über sie hinwegsteigen zu können.
    Als wir uns noch durch nichts anderes als Buchstaben kannten, hast du mich einmal auf Stephen J. O’Brien verwiesen, der 1998 im American Journal of Human Genetics einen Artikel darüber veröffentlichte, wie das Mutationsgen CCR5, das seinen Trägern Immunität vor HIV-I verschafft, auf ein Ereignis von vor 700 Jahren zurückverfolgt werden kann, in dem eine »starke historische Selektion« stattgefunden hätte - mit anderen Worten, die Pest. Der schwarze Tod.
    Es wäre von einer ähnlichen Ironie, sollte sich herausstellen, dass der unverantwortliche und menschenverachtende Umgang mit Nuklearenergie, der das Leben meiner Mutter und das so vieler Menschen ruinierte, gleichzeitig auch das Überleben der Menschheit sicherte. Ich kann es nicht wissen. Aber ich kann hoffen.
    Warten und hoffen.
     
    DANKSAGUNG
    Wenn man ein solches Buch abgeschlossen hat und zurückblickt auf den langen Weg bis zu seiner Fertigstellung, da glaubt man gar nicht mehr, wie viele Menschen mit ihrem Rat, mit ihrer Zeit oder oft auch nur im Hintergrund mit Hinweisen, die zu wichtigen Details führten, Einfluss auf das Entstehen nahmen. Ich habe mich daher für die alphabetische Reihenfolge entschieden, um den wichtigsten Helfern gerecht zu werden.
    Somit danke ich meiner Kollegin Isabel Allende; Josef Beck, Stellvertretender Generalkonsul von Los Angeles; Bill Clinton, Ex-US-Präsident; Dr. James A. Cooney, Executive Director, Weatherhead Center, Harvard University; Dr. Dieter Dettke, Direktor Friedrich Ebert Stiftung, Washington; Silvia Doerr und Prof. Hans-Wilhelm Doerr, Leiter der Virologie am Frankfurter Universitätsklinikum; Dr. Karen Donfried, Director Foreign Policy Program, GMF of the US, Washington; Sonja Ewerth, Richterin; Prof. Noah Feldmann, Staatsrechtler, NY University School of Law; Rechtsanwalt Dennis Fredricks, Los Angeles; Mary und Gary Galasso, meine großzügigen Gastgeber in Morrow, Louisiana; Walburga Gerstenfeld, bezaubernde Gastgeberin in Washington; Stefan Graf, Konsul,
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