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Götter des Meeres

Götter des Meeres

Titel: Götter des Meeres
Autoren: Hubert Haensel
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Rechten, drang Gudun in die Abzweigung ein. Gleichzeitig wölbte der Untergrund sich auf, schienen die Wände einzustürzen. Die Amazone wurde zurückgewirbelt, während sich hinter ihr der Stollen schloß, kam aber mit einer einzigen fließenden Bewegung wieder auf die Beine. Deutlich waren die Muskelstränge in der Wand erkennbar. Irgend etwas mußte bewirkt haben, daß sie sich zusammenzogen.
    »Das ist das Werk der Tritonen«, behauptete Scida. »Die Fischmenschen scheinen genau zu wissen, wo wir uns befinden. Sie wollen anscheinend nicht, daß wir den geraden Weg verlassen.«
    »Dann ist es unmöglich, sie zu überrumpeln«, meinte Mythor.
    »Wir werden sehen.«
    Ein rasch anschwellendes Brausen ließ sie innehalten. Einwandfrei kam das Geräusch von außerhalb des Tunnels.
    Die Wände begannen zu zittern, verformten sich wie unter der zuschlagenden Faust eines Riesen.
    Die Amazonen hasteten auseinander. Jede von ihnen, die in vielen Kämpfen geübt waren, wußte auch ohne Worte, was sie zu tun hatte.
    Sehnen, bis eben in weichem Gewebe verborgen, zeichneten sich ab. Sie zuckten heftig. Aus einer unvermittelt entstehenden Öffnung schoß ein Schwall brackigen Wassers. Mythor glaubte, dahinter die Umrisse von Kämpfenden zu erkennen. Aber der Eindruck war zu flüchtig als daß er dessen sicher sein konnte.
    Zwischen zwei nebeneinander angeordneten Muskeln wölbte sich die Wand nach innen. Ein echsenähnlicher Schädel mit fingerlangen Reißzähnen und wuchtigen Hörnern auf der Stirn brach durch. Breite, muskulöse Schultern folgten.
    Ein Tritone.
    Der Kiemenatmer röchelte, während die Wand ihn vollends ausspuckte. Er fiel auf den Rücken und versuchte mühsam, sich zu erheben.
    Mythor glaubte nicht, daß dieses Wesen ihm gefährlich werden konnte. Ohne auf Guduns warnende Zuruf zu achten, beugte er sich über den Tritonen und streckte ihm helfend die Hände entgegen. Ein dankbarer Blick aus tiefliegenden Fischaugen bewies ihm, daß sein Handeln richtig war. Gleichzeitig griff eine feuchte, mit Schwimmhäuten versehene Hand nach ihm. Ächzend zog der Tritone sich hoch. Er wollte etwas sagen, aber aus seinem weit geöffneten Rachen drangen nur einige schrille Pfeiflaute, die abrupt abbrachen.
    »Er… tach«, erklang es dann stockend. Der Tritone bäumte sich auf; in seine Züge, obwohl sie nichts Menschliches hatten, trat ein Ausdruck des Bedauerns. Mit letzter Anstrengung schien er die weichenden Lebensgeister zurückhalten zu wollen. Doch er verlor den Kampf, zu dem jeder irgendwann antreten muß, kaum daß er ihn begonnen hatte.
    Mythor fühlte die abgebrochene Spitze eines Dreizacks zwischen den Schulterblättern des Geschuppten.
    »Was geht da draußen vor sich?« murmelte der Gorganer überrascht.
    Er wurde in seinen Überlegungen unterbrochen, weil die Wand sich abermals aufwölbte und einen zweiten Körper ausspie. Auf den ersten Blick war zu erkennen, daß dieser Tritone nicht mehr lebte. Man hatte ihm übel mitgespielt; sein Körper war übersät von Stichwunden und den Spuren scharfer Sägezähne.
    »Anscheinend bringen sie sich gegenseitig um«, rief Gorma aus. »Und wir müssen tatenlos zusehen. Am liebsten würde ich kräftig dreinschlagen…«
    »Seht!«
    Ein zweiter Muskelstrang war in Bewegung geraten, dehnte sich aus und zog sich wieder zusammen. Trübes Wasser sickerte in Rinnsalen über die Wand.
    »Aufpassen«, rief Sosona. »Ich fühle, daß es diesmal ernst wird.«
    Ein Paar stämmiger Beine erschien, gefolgt von einem nicht minder kräftigen Rumpf. Schmatzend gab die Wand, die sich eng den Umrissen des Körpers anpaßte, den Tritonen dann frei. Ihm folgte sofort ein zweiter, einen langschäftigen Dreizack in Händen haltend. Kaum besaß er genügend Bewegungsfreiheit, als er auch schon mit der Waffe zustieß.
    Doch Gudun war schneller, ihre beiden Klingen durchschlugen den hölzernen Schaft. Der Angreifer brüllte auf und ging sie allein mit dem ihm verbliebenen Stück an.
    Gudun wich so behende zur Seite, daß der Tritone an ihr vorbeistürmte. Fauchend wirbelte er herum, sprang die Amazone aus dem Stand heraus an - Tosumi, das Seelenschwert Guduns, zu Ehren einer der besten Schmiedinnen im Lande Zaems so genannt, zuckte vor und beendete den Angriff des Fischmenschen. Er fand nicht einmal Zeit zu begreifen, was mit ihm geschah.
    Der andere Tritone richtete sich soeben auf. Er taumelte, hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten und senkte das ungewöhnlich lange Sägezahnschwert, das er
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