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Götter des Meeres

Götter des Meeres

Titel: Götter des Meeres
Autoren: Hubert Haensel
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Ptaath.«
    Mythor folgte Gudun, kaum daß sie vor ihm verschwunden war. Ein seltsamer Druck umfing ihn. Gleichzeitig schien es, als würde das umgebende Gewebe ihn abstoßen. Der Gorganer wurde förmlich ausgespien.
    Er fiel, kam aber weich auf. Seine Hände berührten geschmeidige Pflanzenfasern. Als er sich aufrichtete, erkannte er, daß ein Netz ineinander verwobener Blätter die Amazone und ihn einhüllte. Das Gebilde maß beinahe zwei Körperlängen in der Höhe und war annähernd kugelförmig.
    Tief sog Mythor die Luft in seine Lungen. Sie war frisch, entbehrte aber nicht eines eigentümlichen Geruchs, den möglicherweise die Pflanzen verströmten.
    Dort, wo er hereingelangt war, schloß sich soeben das Gewebe wieder.
    Nach oben hin war das Grün überaus dicht, aber an den Seiten zeigten sich etliche Stellen, durch die man hinausblicken konnte.
    »Wir befinden uns tatsächlich in einer Luftblase«, stellte Gudun verblüfft fest.
    Learges winkte zu ihnen herein. Sie hatten das Gefühl, langsam in die Höhe zu schweben. Schräg unter ihnen blieb ein rötlich-braunes Etwas zurück, das gewölbt war und mit unzähligen stumpfen Auswüchsen überzogen.
    Erst nach und nach konnte Mythor erkennen, um was es sich dabei handelte.
    Ein Seestern von geradezu riesigen Ausmaßen. Mehr als zweihundert Schritte mußte jeder seiner sechs Arme messen, von denen wohl das meiste im Schlamm des Meeresbodens verborgen blieb. Unvorstellbar, daß man in seinem Innern gefangen gewesen war. Und doch schien es so. Manches Erlebte bekam dadurch erst einen Sinn.
    »Da ist noch einer.« Gudun hatte tatsächlich ein weiteres dieser Geschöpfe entdeckt. Zwischen halb verfallenen Gebäuden erstreckten sich die mächtigen Arme.
    »Solche Monstren werden über kurz oder lang die Stadt zerstören«, murmelte die Kriegerin vor sich hin.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Mythor, »sonst hätten die Tritonen längst etwas unternommen. Möglicherweise ist es den Tieren allein schon ihrer Größe wegen unmöglich, sich zu bewegen.«
    Von da an schwieg die Amazone. Auch als die Luftblase nach kurzer Fahrt über den Meeresboden an der Mauer eines ebenfalls pflanzenumrankten Bauwerks verankert wurde, sagte sie nichts.
    Trockenen Fußes gelangten sie durch zwei Geflechte, die sich zur Seite schieben ließen, ins Innere eines Gebäudes. Fensteröffnungen und Türen waren durch verschiedene Gewächse abgedichtet. Wasser würde nur dann eindringen können, wenn man diese mutwillig zerstörte.
    »Ich weiß nicht, wie lange ich es hier aushalten kann«, sagte Gudun. »Dreißig oder vierzig Schritte unter der Meeresoberfläche gefangen zu sein, behagt mir nicht sonderlich.«
    »Wir müssen warten«, betonte Mythor jedoch. »Ich vertraue Learges.«
    Wieder fiel ihm auf, daß Gudun ihn eindringlich musterte. Die Kriegerin war keineswegs häßlich. Über ihre Züge huschte sogar die Andeutung eines Lächelns.
*
    Die Auseinandersetzung zwischen den Tritonen trieb ihrem Höhepunkt entgegen. Gerrek erkannte, daß die Amazonen sich allmählich von den Kämpfenden absonderten. Vielleicht war der Grund dafür, daß sie kaum zwischen Freund und Feind zu unterscheiden vermochten.
    Sosona winkte ihm ungeduldig. Aber der Beuteldrache beachtete sie nicht. Und wenn die Weiber hundertmal drauf und dran waren, sich in Sicherheit zu bringen, ohne seine Flöte wiedergefunden zu haben, würde er ihnen nicht folgen.
    Irgendwo im Wasser mußte sie liegen. Gerrek hatte sich ungefähr gemerkt, wo sie hingefallen war. Genau dort stachen die Tritonen am erbittersten aufeinander ein.
    Sosona wurde ungehalten.
    »Scher dich sonstwohin«, fauchte Gerrek und tat, als sehe er sie nicht.
    Mit geballten Fäusten stapfte er vorwärts, den Blick auf das trübe Wasser gerichtet. Höchstens eine Elle hoch stand es, und dennoch war es nahezu unmöglich, bis auf den Grund zu sehen.
    Jemand schmetterte einen Dreizack auf den Mandaler herab. Im letzten Moment wich Gerrek zur Seite. Er griff nach der Waffe, bekam sie auch prompt zu fassen und zerbrach sie über seinem Knie. Die beiden Hälften schleuderte er dem Tritonen, der ihn verblüfft anstarrte, an den Kopf. Bevor der Fischmensch sein Erstaunen überwunden hatte, ließ der Beuteldrache seine Fäuste folgen.
    »Laßt mich in Ruhe«, knurrte er. »Ich will meine Flöte wiederhaben. Sie ist das einzige, was mich irgendwie an die Vergangenheit erinnert.«
    Aber Ertachs Jäger dachten nicht daran, ihm den Gefallen zu tun.
    »Warum könnt ihr einen
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