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Götter der Lust

Götter der Lust

Titel: Götter der Lust
Autoren: Celia May Hart
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bei ihr einschleimen zu können? Als sein Grinsen aber nur noch breiter wurde, wechselte sie vorsichtshalber das Thema. «Ich dachte immer, ein solches Haus wäre voller Bediensteter. Haben Sie niemanden zum Kochen?»
    Er zuckte die Achseln. «Die sind im Urlaub.» Er brachte ein nur wenig überzeugendes Lächeln zustande. «Bei meiner Arbeit lenken mich Bedienstete zu sehr ab   …»
    Irgendetwas stimmte nicht. Abby hatte schon Schlimmeres von Angestellten gehört. «Machen Sie das immer so?»
    «Manchmal gehen sie mir eben auf die Nerven. Stellen Sachen um, ordnen meine Papiere   –»
    «Sie haben Papiere? Die würde ich gerne mal sehen.»
    Myles rutschte unruhig auf seinem Hocker hin und her. «Ich bezweifle, dass Sie sie verstehen würden   …»
    «Ich war auf der Universität», konterte sie schmunzelnd. «Auf welchem College waren Sie eigentlich? Ich war auf dem Magdalen.»
    Ihm fiel die Kinnlade herunter. «Sie   – Sie waren in Oxford? Die lassen Frauen   …?» Er rieb sich das Kinn. «Unglaublich.»
    «Besser, Sie glauben’s, wenn Sie mir an die Wäsche wollen», stichelte Abby und stand auf. «Und jetzt zeigen Sie mir doch mal Ihre Papiere. Ich habe genug gegessen.»
    Myles rührte sich nicht. «Die sind Privatsache.»
    Abby verschränkte die Arme. «Aber sie sind doch wohl zur Veröffentlichung bestimmt, oder? Dann können sie so privat nicht sein. Ich werde sie Ihnen schon nicht stehlen.»
    Er riss ein Stück aus dem Brotlaib und rollte es zwischen den Fingern.
    «Myles.» Sie trommelte mit den Fingernägeln auf dem Ärmel ihrer Lederjacke.
    Er errötete. «Warum bestehen Sie darauf, mich beim Vornamen zu nennen?»
    «So heißen Sie doch, oder?» Sein Blick machte sie nervös.
    Sie war fest entschlossen, ihn weiter mit Vornamen anzusprechen. Er hatte ihre ursprüngliche Frage noch nicht beantwortet. «Myles?»
    Er seufzte und stand vom Küchentisch auf. «Vielleicht morgen», erklärte er mit einem schmallippigen Lächeln. «Ich bin es nicht gewohnt, mein Wissen mit anderen zu teilen.»
    Das konnte sie nachvollziehen. Sie entspannte sich ein wenig und öffnete ihre verschränkten Arme. «Verstehe. Hätten Sie vielleicht etwas Wein zu Brot und Käse? Ich bin schon ganz ausgetrocknet.» Es war bereits nach Sonnenuntergang, warum also nicht?
    Sein Lächeln wurde wärmer. «Da wird sich schon was finden.» Er ging um den Tisch herum und hakte sich bei ihr ein. «Möchten Sie wirklich Wein, oder trinken zukünftige Frauen stärkere Sachen?»
    Abby lachte. «Fangen wir erst mal mit Wein an. Aber Sie kriegen mich nicht ins Bett, indem Sie mich betrunken machen.»
    Sie schlenderten durch einen Korridor, dessen zitronengelbe Wände im Schein der Lampen leuchteten. Abby fragte sich laut, wer wohl all die Kerzen angezündet hatte.
    «Ich, während Sie schliefen.»
    Er führte sie durch eine weitere Tür in einen prächtigen Salon und ließ ihren Arm los, um quer durch den Raum zu einer Karaffe mit einer dunkelroten Flüssigkeit zu gehen. Er schien gar nicht zu bemerken, mit welcher Ehrfurcht sie sich umsah.
    «Das ist ja wunderschön», hauchte sie angesichts der kostbaren Stoffe und des erlesenen Mobiliars in Rot und Gold. «Ich frage mich, was aus all den Sachen geworden ist.»
    Myles hielt beim Eingießen plötzlich inne. «Das alles bleibt also nicht im Haus?»
    Abby presste die Lippen zu einem entschuldigenden Lächeln zusammen. «Tut mir leid. Das war gedankenlos. Die Vorstellung, dass sich so viel verändern wird, kann nicht sehr angenehm für Sie sein.»
    Er reichte ihr das gefüllte Glas. «Nein, aber ich bin neugierig. Wissen Sie, was geschehen ist?»
    «Ich nehme an, es war   –» Sie brach ab und biss sich auf die Lippe. «Nein, das kann ich Ihnen nicht erzählen. Tut mir leid. Ich habe genug Bücher über Zeitreisen gelesen, um zu wissen, dass man manche Dinge einfach nicht mit anderen teilen kann.»
    Sein Schulterzucken war fast schon zu lässig. «Dann sind Zeitreisen in der Zukunft also ganz normal?»
    Sie lachte. «Nein, sie sind eine Fiktion.» Sie schwenkte ihren Wein, sah zu, wie die dunkelrote Flüssigkeit wie Öl an den Innenseiten des Glases herablief, und nippte daran. «Hmm, fühlt sich gut an.»
    «Wirklich?»
    «Ja, der Wein ist sehr gut.»
    «Das wollte ich nicht wissen.»
    Sie nahm ein paar kräftige Schlucke, zog sich von Myles zurück und setzte sich auf den Rand eines kunstvoll verzierten goldfarbenen und mit Brokatstoff bezogenen Sofas. «Myles, ich weiß nicht, wie ich
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