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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas
Autoren: Dämonenpforte Die
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Giftgaskatastrophe.
    Vielleicht ist der Alte ja so ein durchgedrehter Moormörder, dachte Marian. Er versuchte, es komisch zu finden, aber das Kribbeln wurde nur noch stärker. Genauso wie das Autogeräusch irgendwo hinter ihnen, das er anfangs kaum wahrgenommen hatte – jetzt wurde es so rasch lauter, als ob ein PS-starker Wagen mit hohem Tempo hinter ihnen her jagte.
    Er wandte sich um und sah durch die Rückscheibe –nichts. In der Dämmerung verschwammen Weg, Bäume, Moor zu einem schwarz-gelben Brei. Doch ihr Verfolger holte immer mehr auf und jetzt sah Marian auch die beiden Lichter weit hinter ihnen. Schlitzschmal und gelb wie übergroße Wolfsaugen, die unglaublich rasch näher kamen.
    »Verdammt, der ist hinter uns her.« Als er sich kurz nach vorn drehte, sah Marian, dass Linda angespannt in den Rückspiegel starrte, die Augen zusammengekniffen. »Der verfolgt uns, Mutter, verstehst du?«
    »Du mit deinen wilden Fantasien. Das kommt von den vielen Voodoofilmen.« Sie machte eine kleine Kopfbewegung, als ob sie zu ihm hinübersehen wollte, aber ihr Blick blieb am Rückspiegel kleben. »Der hat’s einfach eilig. Ich würde ihn ja auch liebend gern vorbeilassen – aber auf diesem Ziegenpfad?«
    Marian verrenkte sich fast den Hals, um ihren Verfolger nicht aus den Augen zu lassen. »Kann ja sein, dass ich mich ziemlich viel mit Magie und solchen Sachen beschäftige«, sagte er. »Aber den da hinten bilde ich mir nicht nur ein, oder? Der rast wie ein Psychopath.« Oder wie ein ferngesteuerter Zombie.
    Die Wolfslichter waren höchstens noch zwanzig Meter hinter ihnen. Mit wilden Sprüngen jagte der Cadillac – oder was es sein mochte – über den holprigen Weg.
    »Der ist wirklich durchgedreht«, sagte Linda. Sie wirkte besorgt, was bei ihr ausgesprochen selten vorkam. Sie gehörte eher zum kämpferischen Typ und ließ sich normalerweise nicht so leicht einschüchtern. »Vielleicht halte ich besser an?«
    »Auf keinen Fall!« Der Amischlitten fuhr jetzt so dicht hinter ihnen, dass er sie praktisch schon schob. »Siehst du nicht, was mit dem Kerl los ist?«
    Hinter der Frontscheibe war deutlich das Gesicht des alten Mannes zu erkennen, das zu einer wahnsinnigen Grimasse verzerrt war. Er fuchtelte abwechselnd mit beiden Händen, drückte auf die Hupe und ließ sämtliche Scheinwerfer aufflammen.
    »Aber vielleicht will er uns nur was sagen? Dass wir falsch abgebogen sind?«
    »Das glaubst du selbst nicht, Mutter«, rief Marian. »Gib endlich Gas, bevor er uns ins Moor rammt!«
    Linda beschleunigte halbherzig, nahm aber den Fuß gleich wieder vom Gas. »Das ist Selbstmord«, sagte sie. »Ich sehe überhaupt nichts.« Sie trat hart auf die Bremse. »Hier ist kein Weg mehr!«
    Mit einem widerwärtigen Knirschen setzte ihr Wagen auf und kam abrupt zum Stehen. Marian, der sich schon wieder nach hinten gedreht hatte, wäre fast mit dem Hinterkopf gegen die Scheibe geknallt. Gleich musste ihnen die Kutsche des Alten in den Kofferraum krachen – doch im allerletzten Moment schwenkten die Wolfslichter scharf zur Seite und der Cadillac blieb mit quietschenden Reifen quer hinter ihnen stehen.
    Der Motor erstarb, die Scheinwerfer gingen aus. In der plötzlichen Stille war nur das leise Ächzen einer Autotür zu hören, dann das Tappen von Schritten auf weichem Untergrund.
    »Verdammt noch mal«, flüsterte Linda. »was macht der Kerl?«
    »Keine Ahnung«, gab Marian genauso leise zurück. Eine Axt holen, oder einen Kanister, um Benzin über uns zu schütten. Durch das offene Fenster lauschte er nach draußen, aber das lauteste Geräusch weit und breit war das Hämmern in seiner Brust.
    Bei der jähen Bremsung hatte Linda den Motor abgewürgt. Ihre Standscheinwerfer malten matte Lichtkegel auf die Moorfläche vor ihnen – mit einem schmalen Fußpfad aus Wurzeln und Felsbrocken, in den der Fahrweg an dieser Stelle überging. Rundherum nur gelblich schimmerndes Dunkel.
    Im Handschuhfach bewahrten sie seit ewigen Zeiten eine Stablampe auf – für genau solche Fälle wie diesen hier. Marian nahm sie heraus und schaltete sie ein. Die Batterie war nicht mehr allzu stark, aber für ein paar Minuten würde es reichen. Und der kalte Stahlschaft in seiner Hand verlieh ihm ein Gefühl von Sicherheit. »Lass uns nachsehen.«
    Ehe sie etwas einwenden konnte, öffnete er leise seine Tür. Aber Linda machte auch keine Anstalten zu protestieren: Sie zog den Zündschlüssel ab, griff nach hinten, wo ihre Handtasche lag, und stieg
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