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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt
Autoren: Beth Revis
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fühle ich mich ihm ein bisschen näher.
    Ich betrachte die Sterne. Hier sind es so viele, viel mehr, als ich jemals von der Erde aus sehen konnte. Aber obwohl es so viele sind und es aussieht, als lägen sie dicht beieinander, weiß ich doch, dass sie Lichtjahre voneinander entfernt sind. Das Funkeln im Weltall sieht aus, als könnte ich alle Sterne mit meinen Händen zusammenraffen und sie herumwirbeln lassen, aber sie sind so weit weg, dass sie nicht einmal gegenseitig ihre Wärme spüren.
    Das ist das Geheimnis der Sterne , sage ich mir. Am Ende sind wir allein. So nah du auch zu sein scheinst, kann dich doch kein anderer berühren.
    »Amy?«
    Junior steht über mir und einen Moment lang wirkt er beinahe bedrohlich.
    Ich lächle zu ihm auf. »Ich bin froh, dass es vorbei ist.«
    Junior erwidert mein Lächeln nicht.
    »Ich schätze, ich werde hier halbwegs gut leben können, wenn ich mir nicht jede Sekunde Sorgen um meine Eltern machen muss. Das klang jetzt vielleicht ein bisschen undankbar, aber du weißt schon, wie ich es meine.«
    »Amy.«
    Ich schaue zu ihm auf. Sein Gesicht ist ernst.
    »Was ist los?« Es schwingt ein nervöses Lachen in meiner Stimme mit. »Ist etwas passiert?« Meine Finger krallen sich zusammen und die Nägel kratzen über den kalten Metallboden. »Ist etwas mit meinen Eltern? War es doch nicht Orion?«
    »Nein, nein, nichts dergleichen.« Junior beißt sich auf die Lippe.
    »Was ist es dann? Komm, setz dich zu mir.«
    »Ich muss dir etwas sagen«, verkündet er, und ich höre schon an seiner Stimme, dass es nichts Gutes ist.
    »Was ist denn?«, stoße ich schrill hervor, denn ich kann dieses angespannte Schweigen keinen Moment länger ertragen.

78
    Junior
    »Ich war es, der dich abgeschaltet hat.«

79
    Amy
    Ich spüre mein Herz schlagen – nur ein Mal und sehr heftig –, und dann fühlt es sich an, als würden das ganze Blut und alle Emotionen meinen Körper verlassen, und ich bin innerlich leer, wieder gefroren wie zuvor, und ich sehe nichts und fühle nichts, aber das stimmt nicht. Denn ich habe diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, da fühle ich wieder, ich fühle alles , und ich kann nichts sehen, kann nicht atmen, aber ich fühle .
    Und was ich fühle, ist rasende Wut.
    Einen Moment lang denke ich – ich habe mich geirrt; es wäre besser nichts zu fühlen als dies  – und dann
    höre
    ich auf
    zu denken.
    Nicht einmal ich verstehe die Worte, die aus meinem Mund kommen. Ich stehe jetzt – ich kann mich nicht erinnern, dass ich aufgestanden bin, aber ich stehe. Ich will ihm wehtun – es ist mir egal, wie –, Hauptsache, ich kann ihm irgendwelche Schmerzen zufügen, das würde vielleicht helfen. Ich schlage ihm ins Gesicht und auf seinem Wangenknochen bildet sich ein roter Fleck. Meine Finger sind zu Klauen gekrallt, aber bevor ich ein zweites Mal zuschlagen kann, packt er meine Handgelenke und hält mich fest.
    »Es tut mir leid«, fleht Junior.
    Es tut ihm leid? Es tut ihm leid? Das ist nicht genug. Alles, was ich jemals geliebt habe, ist jetzt unerreichbar. Alles, was ich jemals wollte. Alles, was ich jemals war.
    »Ich hätte sterben können!«, schreie ich. »Ich bin fast gestorben!«
    »Ich wusste nicht –«, er sucht verzweifelt nach Worten, »dass – ich meine – Ich wusste doch nicht – dass du –«
    Ich will ihn nach dem Warum fragen. Nur, dass es kein Warum gibt. Das kann ich ihm ansehen. Er wollte mir nicht schaden. Mir die einzige Chance nehmen, mit meinen Eltern zusammen zu sein. Mich in einen Metallkäfig einsperren.
    Er hat es einfach getan.
    Es gibt kein Warum, so wie es auch kein Zurück gibt.
    »Aber ich musste dir die Wahrheit sagen.«
    Daddy hat mich angelogen, als er sagte, dass es meine Entscheidung wäre, ob ich mitkommen wollte oder nicht. Er hatte diese Entscheidung längst getroffen. Der leere Koffer in der Kryo-Kammer ist Beweis genug dafür.
    Jason hat mich glauben lassen, was ich glauben wollte.
    Dieses ganze Schiff wurde durch Lügen zusammengehalten, und jeder Einzelne war entweder selbst ein Lügner oder einer, der belogen wurde.
    Außer Junior.

80
    Junior
    Amys Gesicht ist wie versteinert und ich kann keine Regung darin entdecken. So unbeweglich war es zuletzt, als sie noch gefroren war.
    Meine Hände krampfen sich in den Taschen zusammen. Die Drähte von der Phydus-Pumpe bohren sich in meine Finger. Amy hat erwartet, dass ich sie wegwerfe. Aber ich werde diese bohrende Stimme in meinem Kopf nicht los, die fragt: Kannst du
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