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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt
Autoren: Beth Revis
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Bord hat beide Männer unterschiedlich geformt. Aus dem einen hat sie einen Diktator gemacht und aus dem anderen einen Soziopathen.
    Wir drei sind identisch. Wir wurden mit demselben Wissen aufgezogen, aus demselben genetischen Material erzeugt und erfuhren dieselbe Wahrheit. Aber einer von uns hat diese Wahrheit hinter Lügen und Kontrollsucht verborgen, der andere hat versucht, durch Chaos und Mord eine Veränderung zu erzwingen, und ich … ich versuche immer noch herauszufinden, was die Wahrheit überhaupt ist. Und was ich damit anfangen soll.
    Habe ich meine Leute angelogen, als ich ihnen Orion verschwiegen habe? War es falsch, ihnen Zugang zu einer Wahrheit zu gewähren, die sie ebenso töten kann, wie sie Harley getötet hat? Und welches Recht habe ich, die Wahrheit zu zensieren, wo ich doch heilfroh bin, dass Orion keine Gelegenheit mehr hatte, Amy die Wahrheit zu sagen? Bin ich vielleicht doch genauso wie der Älteste, wenn ich sie weiter an diese Lüge glauben lasse?

Die Vergangenheit
    Junior
    So ist es gewesen.
    Das ist die Wahrheit.
    Ich habe sie dort liegen sehen, eingefroren in ihrer Glaskiste. Und sie war anders. Wirklich anders. Ich würde den Sonnenuntergang auf der Sol-Erde niemals sehen, aber da war er, in ihren Haaren, eingefangen im Eis. Blasse Haut. Und jung. Wie ich.
    Sie wird es nie verstehen.
    Ich bin später noch einmal zu ihr gegangen, um sie anzusehen und zu träumen. Mir vorzustellen, was sie mir von der Sol-Erde erzählen könnte.
    Und ich würde nicht allein sein.
    Und dann habe ich es gehört. Ein kleines Wispern in meinem Kopf, eine kaum hörbare Stimme, die ich fast ignoriert habe.
    Und die Stimme hat eine Frage gestellt.
    Was, wenn ich sie abschalte?
    Anfangs habe ich nicht auf die Stimme gehört. Aber die Frage wurde immer lauter. Und lauter.
    Bis sie mich anbrüllte.
    Und nur, um sie zum Schweigen zu bringen, habe ich den Schalter über Amys Kopf umgelegt und zugesehen, wie das kleine Licht von Grün auf Rot sprang.
    Und die Stimme in meinem Kopf hat erleichtert aufgeseufzt und mir beruhigend zugeflüstert, dass sie mich anlächeln würde, sobald das Eis geschmolzen war.
    Ich wollte warten, bei ihr, wollte für sie da sein, wenn sie aus der Box aufstehen würde. Da sein, wenn sie die Augen aufschlug und zum ersten Mal lächelte.
    Aber ich hörte –
    – Orion im Dunkeln herumschlurfen und seiner eigenen Stimme zuhören, aber zu dieser Zeit wusste ich das nicht. Ich schwöre, dass ich nicht wusste, dass er es war, der mich beobachtete.
    Also rannte ich zum Fahrstuhl, ging in den Garten und versuchte, so zu tun, als hätte ich nicht gerade ein Mädchen nur durch das Umlegen eines Schalters ins Leben zurückgeholt.
    Dann kam der Alarm.
    Und das Schrillen des Aruu! Aruu! vermischte sich mit Amys Schreien.
    Ihren Schmerzensschreien.
    Und später – das Bedauern. Die Sorge. Die zerstörten Träume und Hoffnungen.
    Ich habe diese Träume zerstört.
    Ich.
    Und nichts konnte sie trösten, nicht einmal die Liebe, die ich ihr nie zeigen konnte.
    Und Doc hat gesagt, dass sie nicht zurückgehen könnte; sie würde es niemals können.
    Und ich wusste – ich wusste  –
    Ich könnte ihr nie die Wahrheit sagen.

77
    Amy
    Ich sitze an der Tür zur Außenluke, den Rücken am kalten Metall, und starre hinaus zu den Sternen. Ich denke an Harley und daran, wie er sich in den paar Momenten zwischen dem Davonfliegen und dem Tod gefühlt haben muss.
    Ich komme oft hierher. Seit sie keine Drogen mehr nehmen, sind aus den dumpfen, passiven Arbeitern richtige Entdecker geworden. Sie sind in den Gärten und im Krankenhaus, um Victrias Bücher zu lesen, Barties Gitarrenspiel zu lauschen oder sich Harleys Bilder anzusehen. Ein paar besuchen auch das Archiv und manche verlassen es mit von der Wahrheit geöffneten Augen. Dies ist einer der wenigen verbliebenen Orte, an denen ich allein sein kann. Junior meint, dass es zu gefährlich ist, jedem Zugang zu diesem Deck zu gewähren, obwohl ein paar inzwischen von seiner Existenz wissen. Ich bin derselben Meinung. Ich will nicht riskieren, dass jemand anders auf dieselbe verrückte Idee kommt wie Orion. Das rote X an der Tür meines Dads ist immer noch zu sehen, obwohl ich stundenlang darauf herumgescheuert habe.
    Junior hat das Tastenfeld neu eingestellt, und wenn ich jetzt das Codewort eingebe, bleibt die Tür so lange auf, wie ich es will, und ich kann so lange zu den Sternen hinaussehen, wie ich es brauche. Ich bin weit weg von meinem Zuhause, aber so
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