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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist
Autoren: Lindsey Davis
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von irgendwelchen Ärgernissen nichts zu wissen?«
    »Aber ja. Lalage ist Meisterin darin. Ich hätte sie nie festnageln können, und ich weiß nicht, ob ich mich je mit ihr hätte anlegen wollen … Jupiter sei Dank, daß das ›Platons‹ zum Revier der Sechsten Kohorte gehört und ich normalerweise nichts damit zu tun habe!« Ich verstand, was er meinte. Die Huren, die rund um den Circus Maximus ihrem Geschäft nachgingen, waren bösartig wie die Luchse, und Lalage, die Madame im »Platons«, hatte einen Ruf wie Donnerhall. »Es gab einen Zeugen«, fuhr Petro grimmig fort. »Und zum ersten Mal in der Geschichte war es ein Zeuge, der am Tatort nicht loskreischte. Statt also wie üblich mit umgebracht zu werden, versteckte sich unser Mann im Dachgebälk, bis er fliehen konnte.«
    »Unglaublich.«
    »Es kommt noch besser. Einer meiner Männer fand ihn, als er unter Schock auf dem Hügel herumirrte. Er platzte mit der Geschichte heraus, und wir marschierten direkt zu ›Platons‹. Von der Sechsten war – wie üblich – weit und breit nichts zu sehen, also nahmen wir die Sache selbst in die Hand. Es gelang uns, von einer Gasse aus zuzuschlagen, als zwei Rausschmeißer gerade die Leiche aus der Hintertür zerrten. Damit stand das Bordell als Tatort fest. Als wir dann vor Gericht gingen, konnte erstens die Hälfte der Wache des Dreizehnten Bezirks bezeugen, daß Angestellte vom ›Platon‹ den Lykier an den Schnürsenkeln durch die Gosse geschleift hatten und Lalage persönlich ihnen dabei die Lampe hielt. Zum zweiten hatten wir unseren Zeugen, der die Erdolchung in düstersten Farben schilderte. Bei ihm handelte es sich um einen Lykier, den der erste mit reingeschmuggelt hatte. Das Pärchen hatte gehofft, dem Mädchen eine Kupfermünze zuschieben und eine Doppelnummer zum halben Preis bekommen zu können.«
    Er schlug auf den Tisch. »Eine Schande! Wie soll man dieser Stadt für Ordnung sorgen, wenn selbst die Opfer Gauner sind?«
    »Damit muß man leben, Falco. Ich nahm unseren Zeugen in Sicherheitsverwahrung, vergaß die Adresse, bis er gebraucht wurde, und führte ihn dann, in seine beste Tunika gewickelt, in der Basilika vor, damit er erzählen konnte, wie er von seinem Versteck aus schlotternd alles mit angesehen hatte. Er identifizierte die Prostituierte, die Puffmutter und den Dieb.«
    »Kenn ich den?«
    »Ein aalglattes Bürschchen namens Castus.«
    Das sagte mir nichts. Ich fragte nicht, ob ich die Nutte kannte, und Petro brachte niemanden dadurch in Verlegenheit, daß er ihren Namen nannte. »Und was war mit deinem Kronzeugen? Mit Nonnius?«
    »Wir waren gut vorbereitet. Als er aufgerufen wurde, hatte Nonnius nichts weiter zu tun, als seine Rolle als Balbinus’ Geldeintreiber einzugestehen und dem Gericht zu bestätigen, daß Castus auf Balbinus’ Gehaltsliste stand. Er spielte seine Rolle sehr gut, legte sogar Abrechnungen vor, die belegten, welchen Anteil Balbinus regelmäßig von den im Bordell gestohlenen Geldbörsen bekam.«
    »Hervorragend.«
    »Ein erstklassiger Zeuge. Unser Lykier hatte ein paar feine Trumpfkarten ausgespielt, wie zum Beispiel den Ausruf von Castus, als er auf den armen Kerl einstach: ›Das wird ihn lehren, sich nicht mit Balbinus anzulegen!‹ Nonnius erzählte dann den Geschworenen, daß Balbinus’ Leute den Befehl haben, zum Dolch zu greifen, wenn es Ärger gibt. Er hatte oft genug gehört, wie Balbinus selbst diese Anweisung gab. Also konnten wir ihm organisiertes Verbrechen, Schiebereien und Verschwörung nachweisen, die in diesem Fall zum Tode führten.«
    »Und die Geschworenen haben euch das abgekauft?«
    »Marponius hat ihnen erklärt, er bräuchte ihre Unterstützung, um als der Richter anerkannt zu werden, der in Rom für Ordnung sorgt …«
    Marponius war der oberste Richter für Mordfälle. Er hatte großes Interesse an seiner Arbeit und war ehrgeizig, wenn auch nicht unbedingt so plump, wie Petronius es darstellte. Sonderlich gewitzt war Marponius nicht.
    »Es gab noch ein paar pikante Einzelheiten«, schmunzelte Petro. »Ich hatte Lalage mit einer Reihe von Vergehen gegen die Registrierungsvorschriften für Prostituierte gedroht, deshalb erschien sie höchstpersönlich vor Gericht und sagte für unsere Seite aus.«
    »Konnte Balbinus sie nicht kaufen?«
    »Ich denke, sie hat nichts dagegen, ihn verschwinden zu sehen«, meinte Petronius. »Lalage ist durchaus fähig, ›Platons Akademie‹ allein zu führen. Vielleicht war das früher anders, aber inzwischen
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