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Glutroter Mond

Glutroter Mond

Titel: Glutroter Mond
Autoren: Narcia Kensing
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ist. Ein Laufband? Ich kenne so etwas aus den Büchern über das Paradies der Obersten, die auf solchen Geräten Sportübungen machen. Aber weshalb sollte jemand auf Tischhöhe auf ein Laufband steigen? rechts von uns stehen zwei seltsame silberfarbene Fahrzeuge mit vier kleinen Rädern. Sie haben keinen Motor und keinen Sitz. Sie sehen aus wie ein Kasten aus Drahtgeflecht mit Rädern und einem Griff am hinteren Ende. Was hat das zu bedeuten? Wozu benötigt man so etwas?
    Hinter den drei Parzellen erstrecken sich mehrere Reihen von Regalen, sie reichen bis an das andere Ende des Raumes, den ich auf zwanzig Yards in der Länge sowie in der Breite schätze. Doch die Regale sind alle leer.
    »Wo sind wir hier?«, frage ich. Meine Stimme hallt von den Wänden wider. »Was soll das sein?«
    Neal zuckt mit den Achseln. Er hält noch immer meine Hand. »Ich weiß es nicht. Ich dachte, du könntest es mir vielleicht sagen, Fräulein Oberschlau.« Er lacht, während er das sagt, aber mir schießt schon wieder Blut in den Kopf. Ich mag es nicht, wenn er mich so nennt.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was das für ein Raum ist. In meinen Büchern steht nichts dazu. Glaubst du, er ist noch ein Relikt aus der alten Welt?«
    »Davon gehe ich fest aus. Ich habe bislang immer gedacht, alle Häuser in der Stadt, die nicht bewohnt werden, seien komplett leer. Aber dieses hier ist es nicht. Ich habe es zufällig entdeckt.«
    Ich löse meine Hand aus der von Neal und gehe ein paar Schritte weiter, an den Parzellen mit den Laufbändern vorbei und auf die Regale zu. Sie weisen vier Ebenen auf und sind alle höher als ich groß bin, aber auf keinem der Regalbretter liegt irgendetwas. Sie sind komplett leer. Hinter mir höre ich Neals Schritte.
    »Glaubst du, hier hat mal jemand gewohnt?«, fragt er mich.
    Unwillkürlich muss ich kichern. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich in einem so großen Raum wohl fühlt. Und so viele Regale! So viel Kleidung oder Bücher kann kein Mensch besitzen.«
    »Vielleicht hat mehr als eine Person hier gelebt.«
    Ich zucke mit den Achseln. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke, dass sich die Menschen der alten Welt mit vielen anderen ein Zimmer geteilt haben könnten. Ich habe ein Einzelzimmer, wie alle anderen Menschen, die ich kenne.
    Ich gehe ein paar Schritte weiter auf die Wand zu. Eine der Fensterscheiben ist noch unversehrt, was mich in Erstaunen versetzt. Sie ist so hoch wie die Decke und mindestens vier Yards breit. Darauf klebt ein Stück Papier, das dreißig Zoll breit und zwanzig Zoll lang ist. Es ist etwas darauf abgebildet, doch ich kann es nicht erkennen, weil die Farben verblasst sind. Ich gehe näher heran und erkenne jetzt zwei Menschen auf dem Bild, einen Mann und eine Frau. Sie lachen beide. Die Frau lehnt auf der Stange von einem der silbernen Kästen mit vier Rädern. In dem Kasten liegen Gegenstände, die mir allesamt unbekannt sind. Von der Hand des Mannes aus spannt sich eine Schnur bis zu einem ... Was ist denn
das
? Ich starre es an, kann es jedoch nicht benennen. Es ist dicht behaart und geht auf vier Füßen wie die Ratten, die sich manchmal in den Straßen herumtreiben. Aber dieses Vieh ist viel größer als eine Ratte! Ich schnappe nach Luft.
    »Monster«, stoße ich atemlos hervor. Ich drehe mich um und suche den Blick von Neal, der ebenfalls ein wenig blass aussieht. »Hat es früher Monster gegeben?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Seine Stimme klingt dünner als sonst. Wenn es etwas gibt, das Neal verunsichert, macht mich das nervös. Ich kenne ihn nur als vorlauten Rabauken, der sich vor nichts fürchtet. »Vielleicht waren die Ratten von früher einfach größer als heute.«
    »Und weshalb sollte man sie an eine Leine gelegt haben?« Noch einmal zwinge ich mich, das übergroße Bild anzusehen. Unter der Riesenratte steht ein verblasster Schriftzug.
Minimarket - hier kaufe ich ein!
    »Was ist denn ein Minimarket? Und was bedeutet kaufen?« Ich verstehe die Welt nicht mehr, mein Kopf schwirrt. Ich möchte diesen Ort verlassen.
    Neal legt seine Hand auf meine Schulter und dreht mich behutsam herum. Ich bin froh, dass ich das Bild nicht mehr ansehen muss. Die Menschen darauf waren seltsam gekleidet, nicht in einteilige Anzüge. Sie waren mir nicht einmal wie echte Menschen vorgekommen. Wenn so die alte Welt ausgesehen hat, bin ich froh, dass sie nicht mehr existiert.
    Wir gehen zurück an den Regalreihen entlang auf den Ausgang zu, doch Neal bleibt
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