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Glutheißer Höllentrip

Glutheißer Höllentrip

Titel: Glutheißer Höllentrip
Autoren: S Hogan
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fünftgrößte Wüste der Welt. In meiner Heimat wird Gobi auch han hai genannt, das bedeutet ‚trockener See‘. Aber die Atmosphäre hier in Nevada ist völlig anders.“
    Kathy nickte zerstreut. Sie schaute an Lis Schulter vorbei auf eine Gruppe von vier Männern, die in einer Sitznische schräg gegenüber hockten. Drei von den Typen, ein athletischer Schwarzer, ein mittelgroßer Halbglatzenträger und ein magerer Kerl mit blasser Haut, waren wesentlich älter als sie selbst und interessierten sie herzlich wenig. Doch der vierte am Tisch passte genau in Kathys Beuteschema. Sie schätzte ihn auf Anfang bis Mitte zwanzig. Sein kurz geschnittenes Haar war kastanienbraun, seine Augen dunkel. Dafür hatte Kathy immer schon eine Schwäche gehabt. Er blinzelte ihr lächelnd zu, widmete sich dann aber wieder scheinbar desinteressiert seinem Burger.
    Wow, diese spontanen Augenflirts waren genau Kathys Ding. Sie war sicher, dass der Braunhaarige ihre Blicke bemerkt hatte. Denn gleich darauf schaute er wieder auf. Glänzten seine Augen? Auf die Entfernung konnte sie das unmöglich genau sagen, aber sie wünschte es sich. Gerne hätte sie den Fremden näher kennengelernt, obwohl seine drei Kumpane nicht gerade vertrauenerweckend aussahen.
    Aber es wirkte auch nicht so, als ob sie seine Freunde oder gar Verwandte wären. Wahrscheinlich waren die vier Männer einfach Arbeitskollegen, und die konnte man sich bekanntlich nicht aussuchen. Der Braunhaarige passte nicht zu diesen Typen, das war jedenfalls Kathys Meinung.
    „Hallo? Ist jemand zu Hause?“
    Lis helle Stimme riss Kathy aus ihrer spontanen Schwärmerei. Schuldbewusst wandte sie sich von dem Braunhaarigen ab und der Chinesin zu. Wie peinlich, sie hatte Li völlig vergessen! Vermutlich würde sie den Typen niemals wiedersehen. Er und seine Begleiter waren bestimmt Handwerker oder Arbeiter auf dem Weg zu einem Job. Jedenfalls trugen sie Jeans und T-Shirts oder Overalls. Und sie sahen aus wie Typen, die kräftig zupacken konnten.
    „Entschuldige, Li. Ich war mit meinen Gedanken eben ganz woanders.“
    Die Asiatin grinste breit und warf dann einen schnellen Blick über die Schulter auf die Männer. Kathy wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. War es so offensichtlich, dass sie auf den Typen stand? Es fiel ihr normalerweise nicht leicht, ihre Gefühle zu zeigen. Doch ihr Albtraum und die ungewohnte Umgebung hatten sie durcheinandergebracht. Zum Glück kam in diesem Augenblick die Kellnerin an ihren Tisch.
    Kathy und Li bestellten Hamburger, Pommes frites und Cola. Als die Bedienung wieder gegangen war, warf Li Kathy einen aufmunternden Blick zu. „Das muss dir doch nicht peinlich sein. Dir gefällt der junge Typ mit den braunen Haaren, nicht? Das kann ich verstehen, obwohl ich mich hier in Amerika auf keinen Fall verlieben will.“
    „Warum nicht?“, fragte Kathy neugierig.
    „Ich werde nach meinem Gastsemester auf jeden Fall nach Shanghai zurückkehren. Die Stadt ist sehr lebendig, das Nachtleben ist der reine Wahnsinn. Das ganze restliche China beneidet uns darum. Das ist meine Welt. Ich will nur in Reno studieren, weil das psychologische Institut dort einen tollen Ruf hat. Aber ich werde mein Herz ganz sicher nicht an einen Amerikaner verlieren.“
    Li machte einen sehr zielstrebigen Eindruck. Kathy fürchtete schon, die Chinesin würde nun die ganze Zeit über das Studium reden. Aber stattdessen geschah etwas Unerwartetes.
    Der gefühlvolle Countrysong, der gerade im Diner-Radio lief, wurde ausgeblendet, und die ernste Stimme eines Sprechers ertönte.
    „Wir unterbrechen unser Programm für eine aktuelle Durchsage. In den frühen Morgenstunden sind mehrere Insassen aus dem Nevada State Prison ausgebrochen. Dabei wurden zwei Wärter schwer verletzt. Da es den Tätern gelang, das Wachpersonal zu entwaffnen, verfügen sie nun über Schusswaffen. Noch steht nicht fest, um wie viele Personen es sich handelt. Auf jeden Fall sind die Flüchtigen äußerst gewaltbereit und gefährlich. Die Highway Patrol rät Autofahrern dringend davon ab, Anhalter mitzunehmen. Hausbesitzer werden aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Sollten Sie Verdächtige beobachten, verständigen Sie bitte sofort den allgemeinen Notruf 911.“
    Nach dieser Durchsage waren wieder süßliche Countryklänge zu hören. Kathy wurde erst in diesem Moment so richtig bewusst, dass sie sich nicht mehr in ihrem sicheren kleinen Heimatort Nottingham befand. In Amerika ging es
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