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Glutheißer Höllentrip

Glutheißer Höllentrip

Titel: Glutheißer Höllentrip
Autoren: S Hogan
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fiel ihm offenbar nicht leicht, ruhig zu bleiben. „Wir halten, um eine Pause einzulegen. Das ist gesetzlich vorgeschrieben.“
    „Was sind das für lächerliche Gesetze! Ihr seid doch alle nur Marionetten der dunklen Mächte. Aber Sie werden es noch bereuen, sich mit mir angelegt zu haben. Geben Sie mir jetzt endlich meinen Rucksack, sonst wende ich Gewalt an!“
    Der Fahrer öffnete den Gepäckraum im unteren Teil des Busses und überreichte dem wütenden Mann einen klobigen Stangenrucksack. Er lud sich sein Gepäck unter fortwährendem Gemurmel auf den Rücken und stapfte dann grußlos am Diner vorbei in die unendliche Öde der Nevada-Wüste.
    Li schüttelte den Kopf. „Der Typ läuft in sein Unglück. Ich habe gelesen, dass es in der Mittagshitze hier heißer als 40 Grad Celsius werden kann, und das bei extremer Trockenheit. Ohne ausreichende Wasservorräte und Ausrüstung wird er nicht lange überleben.“
    „Aber müsste man ihn dann nicht von seinem Vorhaben abhalten?“
    „Du kannst es ja mal versuchen.“
    Kathy zögerte einen Moment, denn eigentlich ging sie die ganze Sache ja gar nichts an. Aber dann eilte sie doch hinter Brown her. „Warten Sie einen Moment, Sir.“
    Der Wirrkopf drehte sich um. „Ja, Miss?“
    „Sind Sie … ich meine, wollen Sie nicht doch lieber bis Reno mitfahren? Die Gegend hier sieht ziemlich unwirtlich aus, hier könnte es gefährlich werden.“
    Der Mann streckte seinen Kopf nach vorn und warf Kathy einen verschwörerischen Blick zu. „Nicht für mich, denn Reginald Brown steht unter dem Schutz besonderer Mächte.“ Sein Blick bekam etwas Drohendes. „Sie sollten nicht versuchen, mich zurückzuhalten. Das könnte Ihnen schlecht bekommen, Miss. Und nun entschuldigen Sie mich, es wartet ein äußerst wichtiges Projekt auf mich.“
    Mit diesen Worten ließ Reginald Brown Kathy einfach stehen und marschierte weiter ins Nirgendwo. Was war das denn, bitte? Mit solchen Erlebnissen hatte sie nicht unbedingt gerechnet. Sie war davon ausgegangen, in Amerika andere Menschen zu treffen als in ihrem verschlafenen Heimatort Nottingham. Aber dieser Typ war ja nun echt ziemlich seltsam, fast schon bedrohlich. Eigentlich konnte sie froh sein, dass er nicht mehr im Bus mitfuhr.
    Einigermaßen verwirrt kehrte Kathy zu Li zurück.
    Die Chinesin grinste und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. „Du bist bei ihm abgeblitzt, nicht wahr? Wenn ein Geisteskranker sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er nur sehr schwer umzustimmen. Aber solange dieser Mann nicht entmündigt ist, kann er mit seinem Leben tun, was ihm gefällt. Auch wenn er in sein Verderben rennt.“
    Kathy nickte. Einerseits hatte sie sich vor Reginald Brown gefürchtet, andererseits tat er ihr leid. Doch wie hätte sie ihm helfen können? Wahrscheinlich hatte Li recht. Und vielleicht gab es ja in der Nähe Dörfer und Farmen, wo der einsame Wanderer auf Hilfe hoffen konnte. Kathy musste sich eingestehen, dass sie sich in Nevada noch nicht besonders gut auskannte. Das war auch kein Wunder. Schließlich war sie erst vor weniger als zwölf Stunden mit einem Billigflieger in Las Vegas angekommen und hatte sich direkt im Anschluss in den Bus geschwungen. Sie litt immer noch unter dem Jetlag, war aufgedreht und übermüdet zugleich. Eigentlich war es kein Wunder, dass sie im Bus ein Albtraum heimgesucht hatte.
    Nein, nicht schon wieder diese grässlichen Szenen aus ihrem Traum! Sie bemühte sich stattdessen auf den Gastraum zu konzentrieren, den sie nun gemeinsam mit Li und den anderen Passagieren betrat.
    Kühle Luft schlug ihnen entgegen, denn genau wie der Bus besaß auch das Diner Aircondition. Es gab eine lange Theke, die mit Aluminium verkleidet war. Die Wände waren mit handsignierten Fotos von Frauen und Männern in Cowboyoutfits dekoriert. Vermutlich waren es Countrystars, die hier Station gemacht und Autogramme gegeben hatten. Kathy kannte sie nicht, denn sie stand mehr auf britische Independent-Bands wie Arctic Monkeys und Stone Roses . Die hatten einen völlig anderen Sound als amerikanische Traditions-Countrysänger.
    An der Theke saßen auf Barhockern stämmige Männer mit Baseballcaps, die wie Trucker wirkten. Ansonsten gab es nicht viele andere Gäste. Kathy rutschte mit Li in eine Sitzecke links am Fenster, von wo aus sie einen Panoramablick auf den Highway hatten.
    „Auch in China gibt es große Gebiete mit öden Landschaften“, sagte Li versonnen. „Ich war mal in der Wüste Gobi, das ist immerhin die
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