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Glut in samtbraunen Augen

Glut in samtbraunen Augen

Titel: Glut in samtbraunen Augen
Autoren: Penny Roberts
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früheren Besuchen und ließ sie daher anstandslos passieren. Vanessa klopfte das Herz bis zum Hals, als sie den gläsernen Privatlift betrat, der nur zwischen dem obersten Stockwerk und dem Erdgeschoss pendelte, und über den man direkt in die Büroräume von Carlisle Enterprises gelangte.
    Es überraschte sie selbst, dass ihr die Enge der Fahrstuhlkabine inzwischen gar nichts mehr ausmachte.
    Ihr Onkel stand mit dem Rücken zu ihr vor einem der großen Panoramafenster, und gab vor, den schwarzen Nachthimmel zu betrachten, der sich über die Skyline der Metropole spannte. Der Anblick war beeindruckend, doch Charles Carlisle gehörte nicht zu den Menschen, die dergleichen wirklich genießen konnten. Den einschüchternden Effekt hingegen, den die spektakuläre Kulisse auf jeden hatte, der seine Büroräume betrat, wusste er sehr wohl zu schätzen.
    „Vanessa“, sagte er, ohne sich auch nur umzublicken. Offenbar hatte der Rezeptionist ihr Erscheinen bereits angekündigt. „Ich habe vor etwa einer Stunde einen interessanten Anruf von Sanguettis Anwalt erhalten. Es ging um deine bevorstehende Scheidung. Und damit um die Übergabe der Firmenleitung von Fatto in CaSa zurück in meine Hände.“ Langsam drehte er sich zu ihr um. Seine Augen funkelten gefährlich. „Kannst du mir wohl erklären, was das zu bedeuten hat?“
    Vanessa atmete tief durch. „Es ist nicht meine Schuld“, sagte sie dann und trat auf ihn zu. Sie hörte die Verzweiflung in ihrer eigenen Stimme und wusste, dass sie damit bei ihrem Onkel nichts erreichen würde, doch sie konnte ihre Gefühle nicht länger unterdrücken. „Ich habe getan, was du von mir verlangt hast, aber es hat nicht funktioniert!“
    „Dann hast du dich wohl einfach nicht genug angestrengt“, entgegnete er nüchtern. „Du hast auf ganzer Linie versagt, liebste Nichte, und ich denke du weißt, was das bedeutet?“
    Vanessas schüttelte den Kopf. „Nein“, stieß sie atemlos aus. „Bitte, das kannst du nicht tun. Grace ist deine Großnichte! Sie …“
    „Sag du mir nicht, was ich tun kann und was nicht“, fiel er ihr ins Wort. „Wir hatten eine Vereinbarung!“
    Vanessas Verzweiflung wuchs. Sie hatte schon befürchtet, dass mit ihrem Onkel nur schwer zu reden sein würde, aber auf ein solches Ausmaß an Gefühlskälte war sie nicht vorbereitet gewesen. Es kümmerte ihn überhaupt nicht, was aus Grace wurde, das wurde ihr in diesem Moment zum ersten Mal wirklich klar. Sie war die Tochter seines verstorbenen Bruders, und trotzdem schien ihr Schicksal ihm vollkommen gleichgültig zu sein.
    Er würde Grace ohne mit der Wimper zu zucken ins Unglück stürzen, und das nur, weil er sein Ziel, Cesare zu vernichten, nicht erreicht hatte.
    „Du Scheusal!“, stieß sie angewidert aus. Tränen traten ihr in die Augen, doch sie drängte sie zurück. „Hast du denn gar kein Herz? Du kannst doch deinen Krieg gegen Cesare nicht auf dem Rücken eines unschuldigen kleinen Mädchens austragen!“
    Ihr Onkel wollte gerade etwas erwidern, als das Telefon auf seinem gläsernen Schreibtisch klingelte. Er nahm den Hörer ab, antwortete einsilbig und legte wieder auf.
    „Jetzt wird es wirklich spannend“, sagte er dann, und sein Lächeln wurde breiter. „Stell dir vor, meine Liebe, wir bekommen Besuch. Ist das nicht nett?“
    Grenzenlose Wut war alles, was Cesare empfand, als sich der Lift im Schneckentempo aufwärts bewegte – so zumindest kam es ihm vor. Er hatte nach der Landung im Firmenjet auf dem London City Airport vor nicht einmal einer Stunde ein wenig herumtelefoniert und dabei erfahren, dass sich Charles Carlisle noch in seinem Büro aufhielt, und sich dann auf direktem Weg dorthin begeben. Selbst wenn er Vanessa hier nicht antraf, so wusste ihr Onkel bestimmt, wo er sie finden konnte. Und er würde Carlisle dazu bringen, ihm Rede und Antwort zu stehen!
    Tief atmete Cesare durch. Nun stand ihm endlich die Konfrontation bevor, auf die er schon seit beinahe zwei Jahrzehnten wartete. Und dieses Mal würde er nicht gehen, ehe der Kampf ausgefochten war und der Sieger feststand. Er war nicht mehr der siebzehnjährige Junge, der nichts vorzuweisen hatte. Dieses Mal würde Carlisle einem Kontrahenten auf Augenhöhe begegnen.
    Ein leises Klingeln ertönte, als der Lift das Penthouse des Gebäudes erreichte, dann glitten die Türhälften mit einem kaum vernehmbaren Zischen auseinander. Nur am Rande nahm Cesare den fantastischen Ausblick wahr, der sich einem von hier oben bot. Seine
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