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Glühende Leidenschaft

Glühende Leidenschaft

Titel: Glühende Leidenschaft
Autoren: Jo Beverley
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mir bekannt ist, feierte die Herzogin Weihnachten in Daingerfield Court.«
    »Gott sei Dank.« Man kann ihm fast dabei zusehen, wie er wach und argwöhnisch wird, dachte Owain, wie er sich von einem Löwen in einen Tiger und schließlich in seine gefährlichste Gestalt verwandelt – die eines intelligenten Menschen.
    Sax leerte noch eine zweite Tasse Kaffee, bevor er den Brief las. Owain beobachtete ihn interessiert, denn er hatte keine Ahnung, wie sein Freund auf diese missliche Situation reagieren würde.
    »Pest und Verdammnis!«, brummte Sax schließlich etwas benommen. Owain atmete erleichtert auf; er war auf einen der berühmten Saxonhurst-Wutanfälle gefasst gewesen.
    Als Sax aufblickte, sah er ausnahmsweise ziemlich verloren aus. »Wann ist mein Geburtstag?«
    »Morgen, wie du wohl weißt. An Silvester.«
    Er rappelte sich aus dem ineinander verschlungenen Bettzeug auf und begann, splitternackt im Zimmer auf und ab zu laufen. »Diese alte Hexe!«
    Es war zornig gesagt, ja, aber fast auch mit einer Spur von Bewunderung. Sax und seine Großmutter führten seit fünfzehn Jahren einen Krieg miteinander, seit sie seine Erziehung übernommen hatte. Es war ein Krieg um Macht zwischen zwei der dickköpfigsten Menschen, die Owain je getroffen hatte.
    Und zwei der hitzigsten Temperamente.
    Er hätte wissen sollen, dass der Sturm aufziehen würde, vor allem, weil sich Brak bereits rückwärts unter das Bett verkroch.
    Sax wickelte sich einen der goldenen Vorhänge um die Hand und zog mit einem Ruck die Schiene halb von der Wand. Mit einem weiteren Ziehen fiel sie in einer Wolke aus Mörtelstaub zu Boden.
    Seufzend zog Owain erneut an der Klingelschnur. Dann warf er seinem Freund dessen schwarz-goldene, lose Baumwolljacke zu. Sax zog sie wortlos an, immer noch auf und ab gehend, wobei er an ein Knurren erinnernde Laute von sich gab.
    »Ich glaube, dieses Mal hat sie dich.«
    Wie beiläufig traf Sax mit dem Handrücken eine auf einem Sims stehende Vase, die zu Boden torkelte und in tausend Scherben zerbarst. »Der Teufel soll sie holen, sie hat mich nicht! Ich habe versprochen, bis zu meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag zu heiraten, und das werde ich auch. Ein Torrance bricht vieles, aber niemals sein Wort.«
    »Bis morgen?«, sagte Owain in dem verzweifelten Versuch, etwas Vernunft zu wahren. »Das geht nicht. Warum zum Teufel hast du so ein hirnrissiges Versprechen gegeben?«
    »Weil ich mit zwanzig so dumm war wie die meisten Männer in diesem Alter. Und fünfundzwanzig schien damals unendlich fern zu sein!« Eine zweite, zur vorigen passende Vase ging zu Bruch. »Damals war ich sicher, dass ich mich bald in die perfekte, hübsche Jungfrau verlieben würde.« Gereizt schoss er eine Scherbe aus seinem Weg. »Ich habe mit Sicherheit mein Bestes getan, um sie zu finden.«
    »Ich dachte, du würdest Jungfrauen meiden wie die Pest.«
    »Erst seit ich entdeckt habe, dass sie nur hinter einem her sind. Einer Adelskrone.«
    Nach einem Moment des Nachdenkens nahm er eine gelbe Porzellankuh vom Kaminsims und zertrümmerte sie vor den Bediensteten, die inzwischen mit Besen, Lappen, Mopps und erwartungsvollen Mienen in den Raum geströmt waren, auf dem Boden.
    Eine Hausangestellte begann, Scherben aufzukehren. Männliche Diener beschäftigten sich eilfertig mit dem heruntergerissenen Vorhang. Owain stellte sarkastisch fest, dass sämtliche Hausdiener, mit Ausnahme des Küchenpersonals, sich zu den bevorstehenden Aufgaben gerufen gefühlt hatten. Niemand wollte einen Saxonhurst-Wutanfall versäumen. Owain hatte sich nie daran gewöhnen können, wie sein Freund seine seltsame Dienerschaft an privaten Dingen teilhaben ließ, gleich zudringlichen Verwandten.
    »Das hat sie geplant, weißt du«, erklärte Sax, der noch immer, die Bediensteten absolut ignorierend, im Zimmer hin und her schritt. Er ignorierte außerdem, dass seine lose gebundene Robe wohl kaum sittsam war, aber seine Dienerschaft hatte ohnehin längst alles gesehen. Doch die Frauen hielt das nicht davon ab, anerkennende Blicke auf ihn zu werfen.
    Eine, Babs, die keinen Versuch unternahm, wegen ihrer früheren Profession Scham zu zeigen, zog einen Mistelzweig aus der Tasche und steckte ihn voller Optimismus in die breite Einfassung des Himmelbetts.
    »Sie hat diesen Brief absichtlich heute geschickt, damit ich noch einen Tag leide, bevor die Stunde meines Verderbens kommt.« Sax nahm den zu der Kuh gehörenden orangefarbenen Stier von der anderen Seite des Kaminsimses
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