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Glühende Leidenschaft

Glühende Leidenschaft

Titel: Glühende Leidenschaft
Autoren: Jo Beverley
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man mitten im Winter auf der Straße saß, mit nichts als dem, was man auf dem Leibe trug.
    Außerdem wäre die Familie dann zerrissen worden. Von Meg mit ihren einundzwanzig Jahren hätte man erwartet, dass sie für sich selbst sorgte. Der siebzehnjährige Jeremy hätte sich wohl in einem Büro verdingen müssen, und Laura, Richard und Rachel wären in eine Anstalt gesteckt worden, wo man ihnen einen Beruf beigebracht hätte. Sie sollte dankbar sein, aber es war einfach nicht richtig. Es war nicht fair! Schließlich waren sie die Kinder eines Gentlemans.
    Aber es war sinnlos, ihre verzweifelte Lage noch länger verbergen zu wollen. Sie hatten praktisch kein Geld mehr. Als Festtagsbraten für Weihnachten hatte sie gerade noch ein Kaninchen erstehen können. Sie würden sich an Plumpudding satt essen, den ihre Mutter noch im Sommer gemacht hatte, und danach nur noch dünne Suppen haben können, und auch das würde nicht mehr lange gehen, und dann war der letzte Penny ausgegeben.
    Meg blickte niedergeschlagen zu Boden. »Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll.«
    »Aber, meine Liebe.« Sein freundlicher Ton ließ sie voller Hoffnung aufblicken, doch irgendetwas in seinen Augen veranlasste sie, einen Schritt zurückzuweichen, sich zu entziehen. Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sich der »nette Onkel« Sir Arthur vor Jahren zu einem heimlichen Freier gewandelt hatte. Das war ihr äußerst unangenehm gewesen. Und auch jetzt schaute er sie wieder so an. Wollte er sie immer noch heiraten?
    Bei dem Gedanken daran, wie er sie damals berührt hatte, bekam Meg eine Gänsehaut – nette Klapse, aber an den falschen Stellen. Und sie erinnerte sich auch wieder daran, dass er sie oft mit schmeichelnden Worten in Verlegenheit gebracht hatte.
    Aber wenn er ihr jetzt anbot, sie zu heiraten, dann würde sie seinen Antrag nicht abschlagen können.
    Sie blickte in sein gut geschnittenes Gesicht, musterte seine elegante Erscheinung und versuchte, sich einzureden, dass ein solches Schicksal nicht allzu schlimm sein konnte.
    »Gemeindediener Wrycroft«, sagte Sir Arthur, »ich glaube, für heute brauchen wir Sie nicht mehr. Ich werde mich mit Miss Gillingham zusammensetzen und sehen, ob es nicht einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage gibt.«
    »Sie sind zu liebenswürdig, Sir, zu liebenswürdig.« Der Gemeindediener warf einen gewichtigen Blick auf Meg und drohte ihr mit dem Zeigefinger. »Sie hören gut auf das, was Ihnen Sir Arthur zu sagen hat, Miss. Traurig, aber wahr, ein Bettler kann es sich nun mal nicht aussuchen. Wenn man nichts zum Leben hat, dann muss man eben den Gürtel enger schnallen und sehen, wie man auskommt.«
    Meg biss sich auf die Zunge. Sie schnallten den Gürtel schon seit Monaten enger, um auszukommen. War es ihr Unglück, dass ihre anständigen Kleider nicht abgetragen genug waren, um sie »angemessen verarmt« aussehen zu lassen?
    Aber sie zwang sich zu einem Lächeln und dankte dem Gemeindediener für seine Hilfe. Er hatte ihr zwar keine gegeben, aber zweifellos gefiel es ihm, Anerkennung zu bekommen.
    Meg führte ihren Vermieter in das kalte, nicht mehr benutzte Wohnzimmer. Falls er ihr einen Heiratsantrag machte, war das ein geeigneter Rahmen, und falls er ein Datum nannte, an dem sie ausziehen mussten, war es besser, wenn ihre Geschwister es nicht schon heute Abend erfuhren.
    Sie bemerkte, dass Sir Arthur vor Kälte schaudernd einen Blick auf den leeren Kamin warf. Beinahe hätte sie gelächelt. Beinahe. Er würde ihr einen Antrag machen, den sie würde annehmen müssen. Dann musste sie wohl für den Rest ihres Lebens mit ihm zusammen bleiben, ihn tun lassen, was Ehemänner eben taten, und sich seinem Willen unterwerfen.
    Ihr Schaudern rührte nicht von der Kälte her.
    Sie bot ihm einen Stuhl an und setzte sich so nah zu ihm, wie sie es sich zutraute. »Wenn Sie einen Weg sehen, wie Sie uns helfen können, Sir Arthur, dann wäre ich Ihnen sehr dankbar.« Na, das war doch bestimmt eine Ermutigung.
    Er nahm Platz. »Es gibt immer Mittel und Wege, meine Liebe. Haben Sie von Ihren Verwandten nichts gehört, was zur Hoffnung Anlass gäbe?«
    »Der einzige Bruder meines Vaters ist Missionar im Fernen Osten, und seine einzige Schwester ist die Frau eines Hilfsgeistlichen in Derbyshire. Sie haben selbst sechs Kinder, da können sie nicht viel helfen.«
    »Und die Familie Ihrer Mutter? Sie hat nie von ihren Verwandten gesprochen.«
    »Soviel ich weiß, haben sie nicht miteinander geredet. Ich fand die Adresse
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