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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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schlimmste Folge dieser ganzen schmutzigen Affäre, dass BUR ihren Messingsonnenschirm nirgends mehr ausfindig machen konnte, obwohl sowohl die Räumlichkeiten des Clubs als auch Lord Akeldamas Haus vom Keller bis zum Dach durchsucht worden waren.
    »So eine Schande!«, beschwerte sie sich bei ihrem Zukünftigen, während sie eines späten Abends zusammen durch den Hydepark schlenderten. »Dabei habe ich diesen Sonnenschirm so geliebt.«
    Eine Kutsche voller Matronen zog vorbei. Eine oder zwei von ihnen nickten in ihre Richtung. Lord Maccon hob grüßend den Hut.
    Die Gesellschaft hatte sich, wenn auch widerstrebend, mit der Tatsache abgefunden, dass einer der begehrtesten Junggesellen bald vom Markt war, weil er eine unbedeutende alte Jungfer heiratete. Der eine oder andere ließ sich, wie das grüßende Nicken bezeugte, sogar so weit herab, Miss Tarabotti zurückhaltende Freundschaftsangebote entgegenzubringen. Miss Tarabotti verbesserte ihren Ruf als ernst zu nehmende Macht in der Aristokratie noch dadurch, dass sie über ein solches Anbiedern nur ihre große Nase rümpfte. Die zukünftige Lady Maccon war eindeutig so Respekt einflößend wie ihr Verlobter.
    Beruhigend nahm Lord Maccon Miss Tarabottis Arm. »Ich werde dir hundert solche Sonnenschirme machen lassen, für jedes Kleid einen.«
    Miss Tarabotti sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Mit einer silbernen Spitze, das ist dir doch klar?«
    »Nun ja, du wirst mehrmals die Woche dem Diwan gegenübertreten, da könntest du ein wenig Silber durchaus gebrauchen. Obwohl ich nicht erwarte, dass er dir allzu viele Schwierigkeiten bereiten wird.«
    Alexia, die bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt hatte, die anderen Mitglieder des Schattenkonzils kennenzulernen und das vor ihrer Hochzeit auch nicht mehr tun würde, sah Lord Maccon neugierig an. »Ist er wirklich so umgänglich?«
    » Nay . Nur schlecht vorbereitet.«
    »Auf was?«
    »Auf dich, meine Liebe«, antwortete er, die Beleidigung mit dem Kosewort abschwächend.
    Alexia empörte sich auf so bezaubernde Weise, dass Lord Maccon sie einfach küssen musste, an Ort und Stelle, mitten im Hydepark. Woraufhin sie sich nur noch mehr empörte. Weshalb er sie noch mehr küssen musste. Es war ein Teufelskreis.
    Natürlich war es Mr MacDougall, der den Messingsonnenschirm in seinen Besitz gebracht hatte. Der arme junge Mann war aus jedermanns – einschließlich Alexias – Gedächtnis entschwunden, kaum dass die Hypocras-Untersuchung beendet war. Er nahm den Parasol mit sich zurück nach Amerika – als eine Art Andenken. Es hatte ihm wahrhaft das Herz gebrochen, die Ankündigung von Miss Tarabottis Verlobung in der Gazette zu lesen. Er kehrte auf sein Herrenhaus in Massachusetts zurück und stürzte sich mit frischem wissenschaftlichen Elan und einer gemäßigten Einstellung auf die Messbarkeit der menschlichen Seele. Einige Jahre später heiratete er eine wahre Kneifzange von Frau und ließ sich für den Rest seiner Tage glücklich von ihr herumkommandieren.

EPILOG

    M iss Tarabotti trug kein Weiß bei ihrer Hochzeit. Abgesehen davon, dass Felicity mit ihrer Bemerkung, dass es überhaupt nicht zu ihrem Hautton passte, völlig recht hatte, war sie der Ansicht, dass man, wenn man seinen Verlobten bereits nackt und blutverschmiert gesehen hatte, nicht mehr unschuldig genug für Weiß war.
    Stattdessen trug sie Elfenbein: ein prächtiges französisches Kleid, das mit Lord Akeldamas tatkräftiger Unterstützung entworfen worden war. Es orientierte sich an dem neuen Trend zu klareren Linien und langen Ärmeln, umschmeichelte ihren Oberkörper und brachte ihre Kurven perfekt zur Geltung. Das rechteckige Dekolleté war ziemlich tief ausgeschnitten, sehr zu Lord Maccons Wohlgefallen, doch im Rücken und seitlich stieg das Mieder, an eine exotische Robe aus der Rokokozeit erinnernd, zu einem Halbkragen an. Er wurde am Hals von einer erlesenen Opalbrosche zusammengehalten und löste eine neue Kragenmode aus, die beinahe drei ganze Wochen anhielt.
    Miss Tarabotti erzählte niemandem, dass der Schnitt des Kleides eine Änderung in letzter Minute und dem Umstand zu verdanken war, dass der Earl sie zwei Tage vor der Hochzeit allein im Speisezimmer erwischt hatte, wo sie anschließend beinahe eine ganze Stunde lang unter sich gewesen waren. Wie immer waren die Bissmale, die sie bei ihm hinterlassen hatte, verblasst, sobald sie sich voneinander gelöst hatten. Sie seufzte, nicht unglücklich. Wirklich, bei der
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