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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman
Autoren: K A Milne
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zurückblieb. Mit dem nächsten Wimpernschlag erkannte sie auf wundersame Weise sich selbst, wie sie Evi einen Verlobungsring präsentierte, wie sie Garretts Hand hielt, wie sie Heiratspläne schmiedete und Einladungen verschickte.
    Wie gebannt starrte Sophie auf das letzte Bild, bis es verblasste und schließlich ganz verschwand. Sie hatte schon damals gewusst, dass es so kommen würde.
    »Besser«, antwortete Sophie schließlich. »Es ist mir besser ergangen. Aber um auf meine Frage zurückzukommen: Was willst du hier?«
    Garrett trat einen weiteren Schritt näher. Schließlich waren sie voneinander nur noch durch die Glastheke getrennt. Er sah sie an, und seine Haltung entspannte sich zusehends. Sein Lächeln verschwand. Er wurde ernst. »Du hast mir gefehlt, Soph.«
    Diese Behauptung war ungeheuerlich. In Sekundenbruchteilen erwog Sophie, wie sie darauf reagieren sollte: mit Tränen, einem wortlosen Abgang, einer leidenschaftlichen Umarmung, mit hysterischem Gezeter, Panik, einem Anruf bei der Polizei, dem Wurf mit der nächstbesten Schale voller Toffees? Alles der Reihe nach oder alles auf einmal?
    Sophie lachte. Es war ein kurzes, humorloses Lachen, das klar zum Ausdruck brachte, was sie dachte: Etwas noch Dümmeres ist dir wohl nicht eingefallen? Dann vergewisserte sie sich mit einem Blick durchs Schaufenster, dass keine Kunden im Anmarsch waren. Erst als sie sicher sein konnte, dass die Luft rein war, rief sie laut und streng: »Evalynn Marion Mason-Mack! Komm sofort her!«
    Von irgendwo im Hintergrund kam gedämpft und undeutlich die Antwort. »Hmm … Augenblick noch.«
    »Nein, sofort!«, wiederholte Sophie. »Und nimm gefälligst deine Finger aus der Erdnussbuttercreme!«
    Einige Sekunden lang blieb es mucksmäuschenstill. Dann ertönte ein empörter Aufschrei. »Woher weißt du das? Hast du hier hinten etwa eine Kamera installiert?«
    Kurz darauf trat Evi schüchtern hinter der Wand hervor, die den Verkaufsraum von der Küche trennte. Sie machte einen artigen Knicks und sagte mit gespielter Unterwürfigkeit: »Gnädige Frau haben gerufen?«
    Sophie packte Evalynn am Ärmel und zog sie energisch an ihre Seite. »Erklär mir das hier!«, befahl sie und deutete auf Garrett.
    »Moment! Ganz ruhig! So geht man mit Schwangeren nicht um«, versuchte Evalynn abzulenken.
    »Ich will eine Erklärung! Und zwar jetzt!«
    »Ach, komm schon, Sophie! Ich dachte … Na ja, ich dachte eben, eine nette Überraschung würde dir an deinem Geburtstag guttun.«
    »Eine nette Überraschung?« Sophies Worte hallten wie ein empörter Aufschrei durch den Raum. »Der Schuss ist nach hinten losgegangen. Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Also, ich …«, stammelte nun Evalynn. »Ich versteh dich ja. Aber … Ehrlich … Ich dachte … Mein Gott, die Situation ist wirklich verzwickt. Nichts leuchtet heller als eine alte Flamme, sagt man doch.«
    Sophie hätte am liebsten laut losgebrüllt, konnte sich aber gerade noch beherrschen. » Das also ist deine Überraschung? Zwanzig Jahre nach dem schlimmsten Tag in meinem Leben servierst du mir ausgerechnet zum Geburtstag den Kerl, der für den zweitschlimmsten Tag in meinem Leben verantwortlich ist? Brillante Idee! Da muss man erst mal draufkommen.«
    Evalynn zuckte die Schultern. »Also, wenn du das so siehst, dann …«
    »Augenblick, meine Damen«, mischte sich Garrett mit der ernsten, mitfühlenden Miene des Mediziners ein, der schlechte Nachrichten zu überbringen hat. »Darf ich auch mal was sagen?« Und als er keine Antwort bekam, fuhr er einfach fort: »Sophie, ich habe Evi vor ein paar Tagen angerufen. Ich wollte dich unbedingt treffen. Evi hat also weder von sich aus Kontakt zu mir aufgenommen, noch hat sie mich gebeten herzukommen. Im Gegenteil: Sie hat mir dringend davon abgeraten. Und als sie mich nicht umstimmen konnte, hat sie beschlossen, dich heute zu begleiten. Für alle Fälle … zur Unterstützung.«
    Sophie wandte sich an Evalynn: »Stimmt das?«
    Evi nickte.
    »Ich weiß, ich habe dir wehgetan«, erklärte Garrett. »Dafür gibt es keine Entschuldigung. Aber ich war ebenfalls sehr getroffen. Dein zweitschlimmster Tag ist zufällig der mit Abstand schrecklichste Tag in meinem Leben. Und deshalb bin ich auch hier. Es gibt Dinge, die konnte ich dir damals nicht sagen. Trotzdem musst du die Wahrheit erfahren. Gib mir eine Chance … Du wirst sehen, dein Geburtstag ist der perfekte Anlass für das, was ich zu sagen habe.« Garrett streckte ihr von Neuem den
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