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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips
Autoren: Martina Gercke
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einem Tuch ab. Von der Frau keine Spur.
    „Sara, du hörst ja überhaupt nicht mehr zu“, dringt Annas Stimme zu mir durch.
    „Äh ... tschuldigung“, stammele ich. „Aber da war eben eine Frau ...“ Ich deute in Richtung Tür.
    „Welche Frau?“ Leonie sieht mich verwundert an.
    „Na, die Frau, die eben noch am Eingang gestanden hat.“
    „Ich habe keine Frau gesehen“, sagt Leonie. „Ihr etwa?“
    „Vielleicht solltest du ein bisschen weniger trinken“, entgegnet Anna trocken.
    „Isch bin doch nicht verrückt“, nusch ele ich.
    „Nein, aber ein bisschen betrunken“, kichert Anna.
    Claudia gähnt. „Ich glaube, ich muss ins Bett.“
    „Du Arme“, sagt Leonie und klopft Claudia bedauernd auf die Schulter.
    „Ich bin auch müde“, sagt Anna. „Die letzten Nächte mit Oliver waren echt anstrengend.“ Sie zwinkert uns zu. „Ich sage nur Shades of Grey !“
    „Hab ich nicht gelesen“, gebe ich zu. Ich habe den Hype um dieses Buch nie verstanden. Ich meine, der Klappentext allein reicht doch, um zu wissen, dass das Quatsch ist. 27-jähriger gut aussehender Millionär trifft auf 22-jährige Jungfrau. Das mag vielleicht in Amerika so sein, in Deutschland sind die meisten reichen Männer über vierzig – also steinalt und meist nicht besonders gut aussehend. Was viele Frauen nicht abzuschrecken scheint. Da braucht man sich nur Boris Becker oder Robert Geißen anzusehen. Die beiden und ich, die letzten Menschen auf der Welt – die Menschheit würde aussterben! Trotzdem reißen sich die Frauen um sie.
    „Das Buch ist meine Bibel“, schwärmt Anna. „Dieser Christian Grey ist ein Sexgott und ...“
    „Ja , ja, schon gut“, antwortet Leonie. „Verschon uns bitte mit den Details.“
    Hassan kommt zu uns an den Tisch. In seinen prankenähnlichen Händen hält er ein Tablett mit fünf Gläsern darauf. „Bring ich euch Gruß von mein Mutter.“ Er knallt das Tablett auf den Tisch.
    „Was ist das?“, frage ich. Das Zeug in den Gläsern ist blutrot und sieht irgendwie dickflüssig aus.
    „Das ist Ask Iksiri “, donnert Hassans Stimme. „Frische Lieferung aus Türkei.“
    „Ist da Alkohol drin?“, fragt Anna.
    „Vielleicht bisschen. Is gut für Herz.“ Hassan zwirbelt sich den Schnurrbart.
    „Eigentlich hatte ich für heute schon genug Alkohol“, sage ich.
    „Willst du Hassan beleidigen?“ Hassans Augen glühen. „Das ist besondere Ask Iksiri – Liebestrank nach eine alt Geheimrezept. Wird von Mutter zu Mutter weitergegeben.“
    „Und was hat es mit dem Geheimrezept auf sich?“, fragt Anna augenzwinkernd.
    „Wo ich komme her, ist kleines Dorf in Bergen von Türkei. Ask Iksiri gemacht, damit Frauen Glück finden.“ Er macht eine bedeutungsvolle Geste und legt die Hand auf sein Herz. Irgendwie putzig! Ich finde den kleinen Mann richtig sympathisch, wie er dort so vor uns steht mit ernster Miene. „Ist Sitte, dass junge Frau trinken, um Mann für Leben kennenlernt. Bringt Glück.“
    „Also, wenn das so ist“, tönt Anna, „ dann her mit dem Zeug.“ Sie schnappt sich eines der Gläser. „Los, Mädels, das ist unsere Chance.“ Sie lacht.
    „Auf das Glück!“ Ich schnüff ele vorsichtig an dem Glas. Mhmm! Riecht eigentlich ganz lecker.
    „Auf die Traummänner!“, fügt Leonie hinzu.
    Hassan nickt gefällig. „Musst du trinken in einem Schluck!“, fordert er uns auf.
    Ich leere das Glas wie befohlen in einem Zug. Die klebrigsüße Flüssigkeit liegt schwer auf der Zunge. Schon beim ersten Tropfen fühlt sich mein ganzer Mund irgendwie taub an. Der Geschmack nach Beeren und Zimt ist überall in meinem Mund. Die reinste Geschmacksexplosion.
    „Lecker!“, ist alles, was ich sagen kann. Mein ganzer Körper prickelt eigenartig. In meiner Magengegend breitet sich ein warmes Gefühl aus.
    Anna, Claudia und Leonie scheint es ähnlich zu gehen. Anna leckt sich genüsslich über die Lippen, während Claudia mit den Augen rollt. Und Leonie sieht aus, als wäre ihr der Weihnachtsmann persönlich begegnet.
    Hassans Augen funkeln vergnügt. „Lecker, lecker!“ Ich nicke. Er schnappt sich das Tablett und trottet davon. Mein Kopf fühlt sich an wie in Watte gepackt. Ein Lachen bahnt sich den Weg nach oben, und , bevor ich es verhindern kann, fange ich laut an zu gackern.
    „Fühlt ihr euch auch so ... lalalalalala ... so leicht?“
    „Das letzte Mal, als ich mich so gefühlt habe, war nach meinem ersten Joint“, stimmt Leonie mir zu.
    „Du hast mal gekifft?“, frage ich
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