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Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Titel: Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Autoren: Carola van Daxx
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Hanse-Heim, das festlich geschmückt leuchtete und aussah wie das Titelbild eines Hochglanzmagazins für Architektur.
    Davor die Platanen, die angestrahlt ihren ganzen Zauber en tfalteten. Knorrige Typen, passend zur Besitzerin.
    Auf meine Schritte konnte ich mich kaum konzentrieren, zu fasziniert war ich von alledem, was ich geschafft hatte.
    Auch wenn ich keinen einzigen brauchbaren Satz in diesem exklusiven Ambiente zustande gebracht hatte, missen wollte ich meine Villa keinesfalls mehr.
    Lediglich Ahmed schien noch immer keinen Gefallen daran gefunden zu haben. Er war auch an diesem Heiligen Abend lieber im Möbellager geblieben. Und diskutieren konnte man mit Katzen bekanntlich nicht.
    Sie sind halt die Bestimmer…
     
    Empfangen wurden wir von unserer Frau Florentyna, die sich zur Feier des Tages besonders schick gemacht hatte. Schwarzes Großes , würde ich sagen. Nicht ganz der Chanel-Stil, aber in Verbindung mit der Perlenkette und den graumelierten Haaren, die sie heute ausnahmsweise einmal hatte bändigen können, sah sie keineswegs aus wie eine Haushaltshilfe aus Polen.
    Und eigentlich war sie sowieso viel mehr als das.
    Sie war so etwas wie unser „Granny-Aupair“, so nannte man jetzt in der Agentur die Damen 50plus, die in ihren besten Jahren noch ein bisschen mehr erleben wollten als Enten zu füttern und Kaffeekränzchen abzuhalten, mit ihren geschiedenen, verwitweten und zumeist auch frustrierten Freundinnen.
     
    „Bin gleich zurück, hole nur noch die Geschenke“, hatte ich mich kurz verabschiedet und trat den Rückweg wieder an.
    Ich bin extra ganz langsam gelaufen, nicht nur deshalb, weil ich es vermeiden wollte, an Heiligabend noch einen Sturz inklus ive Abtransport in die chirurgische Ambulanz hinzulegen – nein, auch weil ich mich kaum von der klaren Luft und der friedlichen Stimmung trennen konnte.
    Und als ich so stehenblieb und zurückblickte auf meine Ha nse-Villa, da hatte ich plötzlich einen Geistesblitz: Wie wäre es, wenn ich an zwei, drei Abenden in der Woche eine Art Wohnzimmerrestaurant in meinem gemütlichen Heim betreiben würde? Mit Florentynas Hilfe und ihren polnischen Gerichten. Das brächte etwas Abwechslung, ein bisschen Gesellschaft, ein bisschen mehr Leben in mein großzügiges Zuhause. Außerdem, so phantasierte ich wild weiter, könnte ich beim Kochen und Bedienen helfen und dabei – rein zufällig natürlich – noch ein wenig von dem aufschnappen, was die Gäste sich so zu erzählen hatten.
    Das würde sicherlich eine ganze Menge Stoff für neue Romane liefern…
    Wieso war ich nicht schon vorher darauf gekommen?
    Ein exklusiver Rahmen, maximal zehn bis zwölf Personen an der großen Tafel, dazu könnte man Single-Dinners organisieren oder literarische Runden.
    Das war doch die Idee…
     
    Doch irgendetwas störte plötzlich die überaus stille Nacht.
    Ich konnte nur noch Schimpfen und Fluchen vernehmen. Sehen konnte ich nichts und niemanden. Wahrscheinlich hatte hier jemand den Weihnachts-Familien-Koller schon etwas zu früh erlitten, tippte ich zuerst.
    Man hat da ja so seine Erfahrungswerte…
    Aber dann wurde das Geschrei immer lauter und lauter, und ich sah schemenhaft eine Gestalt in meine Richtung kommen.
    Irgendwoher kannte ich die se Stimme auch, aber ich kam im ersten Moment partout nicht darauf.
    „Verfluchte Scheiße, so ein Mist! Shit, Shit, Shit!!! Und das ausgerechnet heute! F-U-C-K, Fuck, fucking Fuck…!!!“, schallte es in die bilderbuchhafte Weihnachtskulisse.
    Und dann konnte ich erkennen, um wen es sich handelte. So einen kleinkarierten Schlafanzug hatte nur einer in unserem Wohngebiet – und ich kannte mich schließlich ziemlich gut aus mit den Schlafzimmergewohnheiten in der Nachbarschaft.
    Herr Altenberg!
    Er hielt sich an Zäunen und Pfählen fest, drohte mehrfach hinz ufallen und rief, nachdem er mich entdeckt hatte, statt weiteren Schimpftiraden jetzt ziemlich gesittet: „Hallooo, hallo Sie!“
    Natürlich wartete ich geduldig bis er endlich in meiner Reic hweite angekommen war. Seine braunen Hausschlappen, ansonsten war er barfüßig, waren nun wirklich nicht das Ideale für diese Witterungsverhältnisse.
    Was machte er auch überhaupt in diesem Aufzug am Heiligen Abend auf der Straße?
     
    Regelrecht abgehetzt vor Wut und Anstrengung kam nur noch ein „Entschuldigen Sie bitte, aber ich habe mich aus Versehen ausgeschlossen, gerade als ich die Weihnachtslaterne vor dem Haus aufstellen wollte. Die Tür ist einfach zugefallen…
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