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Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Titel: Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Autoren: Carola van Daxx
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sogenannten Schwacke-Liste, auch nicht mehr als 7.500 Euro wert ist, dann können Sie einen Antrag auf Hartz IV stellen. Haben Sie aber über 6.600 Euro auf der hohen Kante – wovon ich ausgehe – liegt bei Ihnen keine „Bedürftigkeit“ vor, und Sie verfügen – in den Augen des Staates zumindest – über ausreichende Mittel für Ihren Lebensunterhalt.“
    Er hatte eine kurze Pause gemacht, war etwas außer Atem g ekommen, nach so viel Erklärung. Und nachdem er sich die Schweißperlen von der faltigen Stirn gewischt hatte, war er fortgefahren: „Insofern wäre es aussichtslos, einen Antrag auf Arbeitslosengeld II zu stellen. In Ihrer Situation, Frau Sellinger, sehe ich da momentan keine Chance. Seien Sie froh, dass Sie unabhängig sind und Ihr Leben selbst finanzieren können. Das können nicht viele von sich behaupten… Vielleicht finden Sie ja auch bald wieder einen Job.“
     
    Das waren die aufmunternden Worte des überaus korrekten Fall-Managers gewesen. Doch weder als Krankenschwester war ich in diesem Zustand zu gebrauchen noch als Arztsekretärin am Orthopädie-Empfang. Meine Gesundheit und – vor allem – meine Nerven waren nämlich völlig im Eimer. Nach alledem! Deshalb hatten sie mich ja loswerden wollen bei den Barmherzigen Schwestern . Ich war einfach zu lange krank gewesen…
    Krank? Also, das geht im ach so sozialen Gesundheitswesen ja wirklich gar nicht. Und barmherzig in Verbindung mit einer dauerhaft kränkelnden Mitarbeiterin?
    Na, d as gibt es wohl nur in Fernseh-Krankenhaus-Serien…
     
    Nach einem Autounfall, an dem ich wohlgemerkt nicht einmal selber schuld war, konnte ich die Patienten einfach nicht mehr hochheben, mein Rücken machte nicht mehr mit. Schleudertrauma, angebrochene Wirbel und Co. hatten die Oberhand gewonnen…
    Der gute Prof essor Dr. Hülsenberg war aber so unglaublich nett, er hielt wohl große Stücke auf mich, mir eine Stelle als Emfpangssekretärin auf der Orthopädie anzubieten. Die Tatsache, dass ich mit seinem Ziehsohn, dem aufstrebenden Dr. Karsten Breidenbach, liiert war, dürfte dabei keine ganz geringe Rolle gespielt haben.
    Lange überlegen musste ich bei diesem Angebot dann nicht. Trotzdem streikte mein Rücken beharrlich weiter. Also reduzierte ich meine Stunden und ging über auf eine Dreiviertel-Stelle. Alles kein Problem, ich hatte ja beste Verbindungen durch meinen aufstrebenden Lebensabschnittsgefährten mit Doktortitel.
    So konnte ich die Arbeitstage auf Station einigermaßen übe rstehen und hatte auch noch genügend Zeit, ein bisschen Fitness zum Ausgleich zu machen. Doch das lief nur so lange ich als zukünftige Chefarztgattin in spe dort geführt wurde.
     
    Nach der Trennung von meinem Ex-Karsten sah die Sache jedoch ganz anders aus. Ein Bandscheibenvorfall und damit verbunden eine längere Krankmeldung, wieder einmal. Darauf folgte dann die sogenannte Wiedereingliederung. Eine Maßnahme, mit der man den Übergang in den Berufsalltag nach einer Fehlzeit wieder stufenweise erlangen sollte.
    Doch in meinem Fall war das ein einziges, abgekartetes Spiel: Man schickte mich in engmaschigen Abständen zum Personalarzt, der dann ratz-fatz feststellte, dass ich den Anforderungen der Empfangssekretärin nicht mehr gewachsen sein würde. Nicht einmal in Teilzeit…
    Da hatte ich es nun schwarz auf weiß .
    Aber es war eher ein Faustschlag in mein Gesicht, als dass ich es getrost nach Hause hätte tragen können… Die eigentliche Übersetzung lautet nämlich: dienstunfähig! Mit anderen Worten: überflüssig, unbrauchbar, umgehend zu entsorgen. Und es folgte die Kündigung.
    Für mich unfassbar!
    Herr Dr. Karsten Breidenbach, mein Ex, hatte da offenbar überhaupt kein Mitspracherecht gehabt. Oder etwa doch?
    V ielleicht war er insgeheim sogar froh, dass ich nach der Trennung endlich ganz aus seinem beruflichen Dunstkreis verschwinden würde. Am Ende hatte er sogar seine blutverschmierten Finger mit drin in der Wunde gehabt …
     
    Aber mich konnte sowieso nur noch wenig wundern, es ging doch nur noch ums Geld. Auch – oder gerade – in der Klinik. Die Ärzte hatten mittlerweile mehr Besprechungen zur wirtschaftlichen Lage als Visiten auf Station zu absolvieren.
    Und irgendwann , vor ein paar Jahren, hatten sie angefangen, nicht mehr von Patienten zu sprechen, sondern die Menschen nur noch „die Hüfte von heute früh“, „der Innenmeniskus Nr. 7“ oder so ähnlich zu nennen. Karsten vornweg, mit schlechtem Beispiel voran.
    Es ging um
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