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Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Titel: Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Autoren: Carola van Daxx
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Reich: das Möbellager mit Kreativ-Garantie.
    Ratz-fatz hatte ich die Sache mit Band 3 im Griff. Ich bastelte diesen Arne so, wie ihn Hannibal Lektor haben wollte. Von mir aus sollte er doch so ein Weichei werden, wie sie jetzt überall in Büchern und Filmen auftauchen. Jegliche Macho-Manier hatte ich ihm abtrainiert, bei der Geburt seines Kindes musste er (zur Strafe) auch dabei sein und standesgemäß im Kreißsaal umfallen, ich ließ ihn Koch- und Backkurse besuchen, sein Töchterchen wickeln und baden und machte ihn zu einem Warmduscher erster Güte, der nur noch Vater und Hausmann sein wollte und es g enoss, dass seine Lena nun Karriere im Elektrofachmarkt gemacht hatte.
    Das war der Stoff, den der Süßfische-Verlag für das noch immer beginnende dritte Jahrtausend haben wollte.
    Und ich lieferte. Fristgerecht!
     
    Doch ich hatte noch eine andere Frist im Kopf. Den Ablauf des Verlagsvertrages nach dem dritten Band…
    Denn, nachdem ich auch noch auf Lesereise im Wilden Osten der Republik gewesen bin, hatte ich endgültig die Nase voll von Bevormundung und Nötigung, Unfreundlichkeit und vor allem von diesem Hannes, dem Hannibal unter den Lektoren.
    Von mir aus sollten sie das Werk bewerben bis zum Sankt Nimmerleinstag, sämtliche Buchhandlungen von Flensburg bis Füssen, von Dresden bis Saarbrücken mit meinem Konterfei und unzähligen Schinkenspeckstückchen- und Sahneschnittchen als Dekorationen ausstatten und mir weitere Millionen einfahren.
    So alt konnte ich gar nicht werden, die ganze Kohle überhaupt annähernd loszuwerden.
    Und, ganz ehrlich, mittlerweile hatte auch ich gemerkt, dass mir nach dem zweiten Kobe-Steak schon beinahe schlecht wurde und der Wein von Feinkost Albrecht immer noch besser als der von Zartkost-Marienkäfer schmeckte.
     
    Und noch etwas: Ich hatte keine Lust mehr auf Reporter und Homestories im Hanse-Heim, gestellte Bilder mit meiner Mutter, nur um hinterher zu lesen, dass die millionenschwere Bestsellerautorin sich aufopfernd um ihre von Schwerhörigkeit und Tinnitus geplagte Mutter kümmert und ihre Bücher nur zwischendurch schreiben kann, wenn die pflegebedürftige, ältere Dame gerade mal schlummert.
    Das alles war mir genauso zuwider wie die grottenschlechten Hotels, die der Süßfische-Verlag mir auch bei der letzten Lesereise wieder gebucht hatte. Diese alten Geizkragen aus Frankfurt…
    Ich hatte die Schnauze so was von voll!
     
    Also schrieb ich – wenig kreativ – aber voller Inbrunst an die Verlagsleitung, dass ich den Vertrag nicht zu verlängern gedachte und die Hauptfiguren Lena und Arne sowieso dermaßen ausgearbeitet und ausgelutscht seien, dass mir zu diesen Langweilern auch in Zukunft gar nichts mehr einfallen würde. Im Übrigen wollte ich auch mit der Verlagsleitung und insbesondere mit diesem Hannes Fehr, diesem Möchtegern-Lektor, möglichst nie mehr etwas zu tun haben.
    Thea Sellinger hat te ihr Soll erfüllt und starb somit den vorzeitigen Schriftstellertod.
    Aus die Maus. Das war’s.
    Mann, ging es mir gut – danach…
     
    Aber der Süßfische-Verlag drehte offensichtlich völlig am Rad. Sie schickten Blumen, Mediatoren, die mich psychologisch in die Mangel nehmen sollten, machten großzügige Angebote für ein neues Werk, boten einen neuen Lektor oder eine Lektorin nach Wunsch an, gerne auch auf freier Mitarbeitsbasis, wollten mich also ködern mit allen Mitteln. Als letztes Mittel versuchten Sie mir einen mehrmonatigen Aufenthalt auf einem Weingut des Verlages in der Toskana unterzujubeln. „Sie können sich alle Zeit der Welt lassen, der Süßfische-Verlag wartet gerne auf Sie. Wir legen größten Wert darauf, dass es unseren Autoren gut geht und sie gehegt und gepflegt werden…“
     
    Ganz neue Töne, wie ich fand. Nun wollten sie mich wohl zum angstfreien Töpfern in die Sozialdemokraten-Toskana schicken. Nee, so daneben konnte ich gar nicht sein, dass ich das Angebot annehmen würde. Da hätten sie sich vielleicht vorher mal ein wenig zuvorkommender verhalten sollen.
     
    Jetzt war Thea Sellinger eingeschnappt bis zum Abwinken. Und sie hatte beschlossen zu sterben. Und mit dem Tod war nicht zu verhandeln, das wusste doch jedes Kind.
     
    Doch insgeheim arbeitete ich schon wieder weiter. An meiner neuen Identität, denn unter Thea Sellinger konnte und durfte ich aus vertragsrechtlichen Gründen nicht weiter auftreten. Also musste ein neuer Name her.
    Und was lag da näher als Florentina Piroggi ?
    Ein Name wie Musik mit irgendetwas
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