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Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)

Titel: Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Autoren: Carola van Daxx
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komplett unter Wasser, ganz St. Pauli war gesperrt und die Schotten dicht.
    Was für ein Weihnachten!
    So etwas hatte es ja noch nie gegeben. Statt Michel aus Lönneberga, Pippi und „Wir warten auf’s Christkind“ waren nun Sondersendungen zum Jahrhundertsturm zu sehen.
    Fast hatte ich befürchtet, es könnte eine größere Katastrophe werden, denn für die Polen mit ihrem übergroßen Sinn für Familie, Traditionen und den katholischen Glauben an sich, war der Heilige Abend ausschlaggebend dafür, wie das nächste Jahr werden würde. Eine Art Schicksalstag.
    Aber, wie immer bei unserer liebeswürdigen Perle aus Polen, war alles Null Komma Null Problem. Ich glaube, schlechte Laune war ein Buch mit sieben Siegeln für sie.
    „Vielleicht Eisenbahn fährt schon morgen wieder. Frau Florentyna wird sehen…“, war ihr Kommentar zu dem ganzen Chaos.
    Meine Brüder Timo und Thomas samt ihren stets konkurri erenden Ehefrauen und meinen sämtlichen Nichten und Neffen mussten leider, leider wieder einmal absagen, da sie dieses Jahr auf Kreuzfahrt gingen. Mir war  klar, dass sie es nicht länger hatten auf sich sitzen lassen können, dass sie beim Thema Kreuzfahrten einfach nicht mitreden konnten.
    N iemand war richtig böse, dass sie uns abgesagt hatten.
    Immerhin, sie wollten zum Dreikönigs-Tag im Januar kommen, um die Bescherung nachzuholen. Das versprach zumindest ein supertolles, entspanntes Weihnachten zu werden.
     
    Frau Florentyna sollte in meiner Luxus-Küche kochen und feiern würden wir auch in der Villa Hanse-Heim.
    Alles sollte perfekt sein zum Jahresabschluss.
    Ich half ein bisschen beim Kartoffelschälen und hatte mittlerweile auch schon eine Kittelschürze mit „Smacznego!“-Aufdruck an. Das war polnisch und hieß „Guten Appetit!“.
    „Dobrze, dobrze“, befand die Chefköchin, was bedeutete, dass alles rund lief und fast schon ein bisschen Hessisch klang, nämlich Dobbsche .
    Das sagte sie eigentlich den lieben langen Tag. Wenn sie nicht gerade am Probieren ihrer diversen Köstlichkeiten war.
    Ich musste aufpassen, dass ich mir dieses „Dobrze“ nicht wieder so angewöhnte wie das niedersächsische „Man“… Damit hatte ich nach der Lesereise noch einige Zeit zu kämpfen gehabt, konnte es letztendlich aber wieder aus meinem aktiven Wortschatz eliminieren.
    Der Tisch war schon gedeckt, alles in klassischem Weiß mit grünen Nordmann-Tannenzweigen und goldenen Kugeln, alten Kerzenleuchtern und – ich hatte es ihr nicht ausreden können – Florentyna musste unbedingt noch einen kleinen Getreidestrauß auf der Tafel unterbringen. „Für gute Ernte im neuen Jahr.“
    Was sollte ich dagegen haben? Natürlich nichts. Dobbsche!!!
    Es ging also schon wieder los…
     
    Der Baum, den ich ausgesucht hatte, war ein einziges Weihnachtsgedicht in Tannengrün. Er sah wunderschön aus, war riesengroß und strahlte feierlich dekoriert mit uralten Weihnachtskugeln, die ich beim Dachausbau noch gefunden hatte. Ein Blick ins Internet hatte genügt und ich wusste, dass es sich dabei um wahre Raritäten handelte. Heute wieder gesucht wie seltene Sammeltassen.
    Wie gut, dass meine Familie nicht zum Wegwerfen tendierte …
     
    Am Abend lief ich natürlich nach nebenan, ich wollte meine Mutter vorsichtshalber abholen, denn es hatte sich mittlerweile richtig eingeschneit. Zum Glück war sie fast fertig, was hieß, dass ich ihr nur noch ein paar Ratschläge in Sachen Garderobe geben sollte – und, nicht zu vergessen, die eingedrehten Haare waren auch noch auszukämmen. Dann mussten wir uns aber beeilen, Florentyna wartete doch schon.
    Und auch die zwölf Speisen…
    Aber erst einmal durfte ich noch eine Runde Neuschnee schippen… Es war nämlich schon wieder alles zugeschneit.
     
    Nach einer gefühlten Stunde waren wir endlich startklar, und ich musste nur noch versprechen, gleich noch einmal wiederzukommen, um die Geschenke meiner Mutter abzuholen und in die Villa zu bringen.
    „Dobrze, dobrze, Null Komma Null Problem – ich habe Zeit!“ Man soll sich ja bekanntlich gute Eigenschaften – wenn irgend möglich – abgucken und nachmachen.
     
    Eingemummelt traten wir hinaus in die Kälte. Es hatte nun doch aufgehört zu schneien – aber alles war jungfräulich in Weiß und eine wirkliche Stille Nacht schien uns zu empfangen. Eine Seltenheit. Für mich gibt es kaum ein schöneres Geräusch als absolute Ruhe gepaart mit leise knirschendem Schnee.
    Untergehakt stapften wir los. Ich sah voller Stolz auf mein
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