Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Titel: Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen
Autoren: Hermann Scherer
Vom Netzwerk:
Entscheidung, die ich schon längst getroffen habe, ohne es zu wissen, zu bestätigen. Und dann hilft mir so eine rationale, digitale Entscheidung überhaupt nicht dabei, meine geistigen Limitierungen abzulegen.
    Angenommen, Sie wären schwer krank und müssten sich entscheiden, in welches Krankenhaus Sie für eine notwendige Operation gehen: die Uniklinik in Freiburg oder die Spezialklinik in München? Schwierige Entscheidung, und so wichtig! Also denken Sie gründlich nach, wägen Für und Wider ab. – Und kommen eventuell überhaupt nicht auf die Idee, dass Sie die Chance, gesund zu werden, von vornherein ausschließen! Weil Sie überhaupt nicht in Erwägung gezogen haben, in die USA zu einem auf Ihre Krankheit spezialisierten, aber hierzulande recht unbekannten Arzt zu fliegen. Sie haben sich regional limitiert. Sie haben sich auf das deutsche Gesundheitswesen limitiert. Sie haben sich finanziell limitiert. Sie haben sich auf die deutsche Schulmedizin limitiert. Sie haben sich auf die Ratschläge Ihres Hausarztes limitiert. Und das alles im Vorfeld. Da hilft kein Nach-Denken!
    Das ist auch der Grund, warum ein Coach immer andere besser durchs Leben führen kann, als sich selbst. Die Limitierungen der |217| anderen braucht er nicht zu beachten, er kennt sie oftmals nicht. Sein Blick von außen ist genau die große Hilfe, die der Coachee braucht, um aus seiner Box herauszudenken. Natürlich sieht der Coach seine eigenen Limits genauso wenig wie der Coachee. Das ist vollkommen in Ordnung, weil der Coach ja dafür bezahlt wird, dass er den Coachee versteht, nicht dafür, dass er sich selbst versteht. Dafür hat dieser sinnvollerweise auch einen Coach, der mit ihm an anderen Baustellen arbeitet.
    Wir suchen Gründe dafür, etwas zu tun, und ebenso suchen wir Gründe dafür, nicht das zu tun, was wir tun sollten. Wer Gründe dafür oder dagegen sucht, der wird sie auch finden, wir sind intelligent genug dazu.
    Es geht aber auch gar nicht einzig um das Verstehen selbst, das wäre zu kurz gegriffen. Sie haben keinen Zugang zu dem, was wir hier tun, wenn Sie das alles verstehen wollen, was wir – oder die Welt – hier machen. Das Verstehen ist nicht so wichtig. Verstehen gibt uns nur den Zugang zum Wissen. Wenn jedoch etwas fehlt, dann ist es nicht Wissen. Verstehen gibt uns keinen Zugang zum Empowerment. Das Wissen über KfZ-Motoren lässt uns noch nicht fahren. Auf Wissen aufbauen heißt, auf der Geschichte aufbauen, und so werden wir nie über die Grenzen gehen. Mit dem Wissen suchen wir Begründungen. Unser Problem: Wir suchen Gründe dafür, etwas zu tun, und ebenso suchen wir Gründe dafür, nicht das zu tun, was wir tun sollten. Wer Gründe dafür oder dagegen sucht, der wird sie auch finden, wir sind intelligent genug dazu.
    In dem Moment, wo wir versuchen, zu verstehen, das Warum zu ergründen, sitzen wir den vorfabrizierten Wahrheiten auf, limitieren wir uns auf den Wissensstand unserer mediokren Umgebung. Am Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik lehrte 30 Jahre lang bis 2009 der wohl bekannteste Physiker unserer Zeit, Stephen Hawking, unsere modernen Vorstellungen der Kosmologie, vom Urknall über die gedehnte Raumzeit bis hin zu Schwarzen Löchern. Heute sind wir davon überzeugt, dass die Erde in etwa eine Kugel ist, die elliptisch um die Sonne kreist, die um ein Schwarzes Loch kreist. Als |218| 1209 ein paar Dozenten und Studenten aus der Universität Oxford auszogen, um ebendiese Universität Cambridge zu gründen, waren sie noch davon überzeugt, dass die Welt eine Scheibe ist. Was wird im Jahr 2809 wohl an der Universität Cambridge gelehrt? Dass unsere Welt eine von mehreren Parallelwelten in einem Schaum aus Realität ist? Oder dass »existieren« ein überhaupt unscharfer Begriff ist? Wir wissen es nicht. Wir werden niemals abschließend wissen.
    Nein, das Problem ist nicht, dass wir nicht scharf genug nachdächten oder dass wir unsere Impulse nicht unter Kontrolle hätten. Wir denken schon an der Wurzel des Gedankens falsch! Denn wir vertrauen auf die Welt da draußen. Wir versuchen, die Welt zu verstehen. Aber das ist gar nicht wichtig. Jedenfalls nicht, wenn es um Entscheidungen geht. Der Versuch, die Welt mit unserer Ratio zu verstehen, führt nur dazu, dass wir uns unbewusst auf die Suche nach einer Erlaubnis machen: Welt, sag mir, was ich tun soll! Glückskinder vertrauen nicht auf die Welt. Sie heben sie aus den Angeln.
    Was sicher ist
    Aber wie kommen chancenintelligente Menschen dann zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher