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Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Titel: Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen
Autoren: Hermann Scherer
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Segeln zu nehmen – allen voran sich selbst. Susan George, ehemaliges Vorstandsmitglied von Greenpeace sowie Vorsitzende und Vordenkerin von ATTAC, kontert das TINA-Prinzip mit dem anarchischen Ausruf »TATA!« – »There Are Thousands of Alternatives!«
    Diese Angst, vor uns selbst zuzugeben, dass wir mit Entscheidungen Alternativen um die Ecke bringen, führt uns dazu 70-Prozent-Entscheidungen zu treffen. Aber Kompromisse sind keine Entscheidungen, sondern das Festhalten an den Alternativen. Entscheidungen sind so 100-prozentig wie Schwangerschaften. Ja, man kann 200 Prozent schwanger sein, wenn man Zwillinge erwartet, aber man kann nicht zu 70 Prozent schwanger sein.
    |221| Entscheidungen werden in der Regel auch darum getroffen und erst dann, wenn der Leidensdruck zu hoch ist. Es ist dann die Angst vor noch mehr Leid, die uns »niedere« Impulse sendet, die uns zu Entscheidungen treiben. Was dabei herauskommt, sind dann meistens aufgeschobene, zu späte Entscheidungen. Die Misere ist dann schon so groß, dass das Management Mitarbeiter entlassen muss und eine Radikalkur ansteht. Schmerzhafte »Einschnitte« werden dann propagiert. Man könnte auch sagen: Wir hatten Angst, rechtzeitig auf unseren Willen zu hören, und sind jetzt zu Schritten gezwungen, die wir eigentlich gar nicht wollen.
    Echte Entscheidungen bedeuten immer, Sicherheit aufzugeben.
    Und wir haben Angst, Sicherheit aufzugeben. Viele halbgare Entscheidungen sind nur dazu da, neue Level von Sicherheit anzusteuern. Das sind dann Deals. Tauschhandel. Aber diese neue Sicherheit ist oft trügerisch. Echte Entscheidungen bedeuten immer, Sicherheit aufzugeben. Das sichere Spiel ist: nicht heiraten! Das sichere Spiel ist: nicht ins Ausland gehen! Das sichere Spiel ist: den Mitarbeiter nicht einstellen! Das sichere Spiel ist: Ich kann das nicht! Sobald wir Entscheidungen nach unserem Willen treffen, riskieren wir etwas, das heißt, wir geben Sicherheit auf. Wir geben Sicherheit auf, wenn wir heiraten, wenn wir ins Ausland gehen, wenn wir Mitarbeiter einstellen. Wir geben immer Sicherheit auf. Und wenn wir nichts tun, dann geben wir auch Sicherheit auf.
    Wir können aber nur wirklich Frieden finden, wenn wir auf unser Herz hören. Wenn wir im Einklang mit unserem Willen leben, sind wir ausgeglichen, erfüllt, friedlich – während wir unser Leben aufs Spiel setzen und Kopf und Kragen riskieren. Wenn wir wirklich Frieden finden wollen, müssen wir Sicherheit aufgeben. Indem wir nicht unseren Ängsten nachgeben, sondern Entscheidungen nach unserem Herzen treffen.
    Unsere Welt ist eigentlich nur für Glückskinder gemacht.
    Unsere Welt ist eigentlich nur für Glückskinder gemacht. Vielleicht haben die anderen, die Zögerer, Zweifler und Skeptiker gar keine richtigen Überlebenschancen. Angstgetriebene Vernunftentscheidungen von begründungssuchenden |222| Sicherheitsdenkern: Das kann nicht funktionieren! Denn diese Welt ist doch ein vollkommen sicherheitsloses System, jede Sicherheit ist Illusion, da braucht man überhaupt keine Katastrophen als Beweis anführen. Belohnt wird letztlich immer der, der Sicherheit aufgibt. Ob es der junge Mensch ist, der die Sicherheit des Hotels Mama aufgibt und in die Welt hinauszieht, wo er tausendfach mehr belohnt wird als zu Hause am elterlichen Küchentisch. Ob es der Gründer ist, der die Sicherheit seines Angestelltenjobs wegwirft und tausendfach belohnt wird für seinen Mut, auch wenn er vielleicht wirtschaftlich Schiffbruch erleidet. Ob es das junge Paar ist, das die Sicherheit des Single-Lebens aufgibt und sich in die Verantwortung einer Familiengründung stürzt und dafür tausendfach belohnt wird. Oder auch nicht.
    Zwischen Geburt und Sterben ist alles, was sicher ist, ganz nett – aber eigentlich nicht wichtig. Warum daran festhalten? Die Sicherheit ist so trügerisch! Wir bauen ein Leben lang Sicherheitssysteme auf: das Bildungssystem, das Gesundheitssystem, die Regeln im Unternehmen, in der Familie: Mach’s richtig! Befolg die Regeln! Pass dich an! Integriere dich! Und hinterher stellen wir dann fest: Oh, hoppla, das ist ja alles nicht relevant. Der Uni-Abschluss hilft mir nicht bei dem, was ich wirklich beruflich machen will. Krank werde ich trotz aller Krankenkassenbeiträge. Im Unternehmen werde ich entlassen, obwohl ich alles richtig gemacht habe. Frau und Kinder sind enttäuscht und verlassen mich, obwohl ich mich in alles dreingefügt hatte. Und dann ist alles Materielle weg, von Inflation, Werteverlust,
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