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Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Titel: Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen
Autoren: Hermann Scherer
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gesagt keine große Hilfe, ich war aber sowieso zu beschäftigt, um die Situation hoffnungslos zu finden, und zwar beschäftigt mit einer zu treffenden Entscheidung. Es ging um zwei Alternativen, ich war nicht sicher … und fragte meinen Coach und Mentor. Ausführlich erklärte ich ihm alle Details. Ich weiß noch, mit welcher Ruhe er sich den Schwall meiner Pros und Contras anhörte. Ohne eine einzige Nachfrage. Danach blieb er erst mal stumm. Ich wartete auf seine Antwort, ungeduldig und gereizt.
    »Mach das Zweite da … Mit dem Dings …«, sagte er nach einer gefühlten Ewigkeit.
    »Wie? Das Zweite da? Mit dem Dings!?« Mir platzte der Kragen. »Hast du mir überhaupt zugehört?«
    »Nö«, sagte er, »ich höre dir nie zu, wenn du so rumsabbelst. Aber ich habe gesehen, wie bei Alternative Nummer zwei deine Augen angefangen haben zu leuchten …«
    Er hatte, wie immer, völlig recht.
    Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit eintretender Kosten höher als die Wahrscheinlichkeit eintretender Umsätze.
    Auf Vernunft kommt es meistens nicht so sehr an, wie wir glauben. Ich glaube an Business-Pläne genauso wenig wie an die Hoffnung, weil ich abertausende gesehen und gehört habe. Alle sind irgendwie falsch und richtig zugleich. Wichtig ist am Ende nur das Augenfunkeln. Die Vernunft plant. Und plant sich damit von der Wirklichkeit weg. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit eintretender Kosten höher als die Wahrscheinlichkeit eintretender Umsätze. Also trifft der Planer im entscheidenden Moment die vernünftigste, nämlich die mutloseste Wahl. Der Bauch dagegen weiß nichts, er will einfach. Und er gewinnt völlig ungeplant.
    Ich kenne mich. Ich bin kein Außerirdischer. Ich bin ein ganz normaler Mensch. Und ich weiß, es geht immer was. Um so unverständlicher ist mir, warum andere Menschen glauben, dass so oft nichts geht. Wie sie so trotzig und unbelehrbar darauf hoffen, dass |25| von irgendwo Hilfe kommt, oder wie sie die Wunschergebnisse planen und vor lauter Zukunftsplanung vergessen, so schnell wie möglich das Beste aus der Gegenwart herauszuholen. Ich habe lange Zeit fast jedes Jahr eine neue Firma gegründet – keine mit mehr als 2   500 Euro. Mehr ist meistens auch nicht nötig, manchmal sogar schädlich, denn Geld tötet Kreativität.
    Geld tötet Kreativität.
    Was ich gemacht habe, hätte jeder gekonnt. Ich komme nicht aus behütetem Elternhaus mit Sondervorteilen. Im Gegenteil. Ich habe einen riesigen Berg von Schulden übernommen. Ich habe nie gewartet oder gebeten oder Pläne geschmiedet. Sondern immer gehandelt. Und die Schulden restlos abgetragen. Es ist die Hoffnung auf die helfende Hand, genauso wie die Planung der kommenden Gelegenheit, die die Menschen lähmt. Hoffnung und Planung sind Mauern und Gitter.
    Ich habe mich nie auf meine Talente verlassen, das Risiko war mir zu groß.
    Die Entscheidung mit dem Funkeln in meinen Augen betraf die Chance, dass ich als Vortragsveranstalter mich selbst für Vorträge engagieren könnte, und als Vortragsredner nicht nur meinem Mitteilungsbedürfnis Rechnung tragen könnte. Nicht dass ich als Redner von vornherein mit großem Talent gesegnet war, aber darauf kommt es letztlich ja auch nicht an. Übung ist effektiver als Talent. Ich habe mich nie auf meine Talente verlassen, das Risiko war mir zu groß.
    Also habe ich meine Firma »Unternehmen Erfolg« gegründet, die als Vortragsveranstalter schnell Marktführer im ganzen Bundesgebiet wurde.
    Ich fand weiter neue Chancen. Zum Beispiel die Intransparenz: Welche Redner sind gut und welche nicht? Ein echtes Problem für jeden Veranstalter. Daraus wurde das Deutsche Rednerlexikon. Und die Redneragentur vortragsimpulse.de. Eine Chance zieht die nächste nach sich. Trainerlexikon, Beraterlexikon, Coachlexikon. Redner brauchen Räume, sprich Hotels oder Veranstaltungsorte: Hotellexikon. Aber ich will Sie nicht langweilen. Sie wissen, worauf ich hinaus will.
    Das ist nicht normal, ich weiß das wohl. Normal ist dagegen mein Freund aus Grundschultagen: 47, Elektrikerlehre, zweiter Bildungsweg, |26| Fachinformatiker. Hat 20 Jahre Computer zusammengelötet, bis der Wettbewerb seinen Arbeitgeber nach fünf Jahren Todeskampf erlegt hatte. Ein paar Monate lang hat er noch Bewerbungen geschrieben. Heute sitzt er zu Hause, bemalt Zinnsoldaten und geht früh zu Bett.
    Doch statt seine Armeen in Marsch zu setzen, stellt er sie in den Schrank.
    Jetzt aber wird es spannend. Zinnsoldaten – er ist wirklich gut darin! Seit
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