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Glückliche Ehe

Glückliche Ehe

Titel: Glückliche Ehe
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Roadhouse. Ich finde, wir sollten da auch zu Abend essen. Wir sollten überhaupt nie irgendwo anders essen.«
    Über diesen Witz lachte Margaret nicht. »O mein Gott«, sagte sie. »Das wäre grässlich. Okay!«, verkündete sie. »Ich muss mich jetzt fertigmachen. Meine Freundin Lily und ich, wir sind um 12 Uhr 50 bei dir und klingeln, dann gehen wir zusammen rüber.«
    »Okay«, sagte Enrique, und dann war er wieder allein, jetzt fröhlich und aufgeregt. Er tanzte wie ein Vollidiot durchs Wohnzimmer. Er überprüfte sich im Spiegel, tauschte das blaue Arbeitshemd gegen einen schwarzen Rollkragenpullover und die schwarze Jeans gegen eine blaue, merkte, dass Letzteres ein Fehler war, und zog wieder die schwarze an. Der schwarze Rollkragenpulli und die schwarze Jeans gaben ihm etwas Strenges, aber irgendwie war dieser abschreckende Look auf merkwürdige Art richtig. Ich bin schließlich ganz schön verrückt, dachte er mit düsterem Stolz. Also sollte ich mich auch anziehen, als wäre ich aus dem Irrenhaus.
    Er tat sein Bestes, nicht schon unten zu warten, bevor Margaret und Lily kamen, aber um 12 Uhr 40 war er draußen auf dem Bürgersteig. Er winkte wie ein Schwachsinniger, als er die beiden Mädchen einen halben Block weiter sichtete, in ein intensives, konzentriertes Gespräch vertieft. Worüber redeten sie so ernsthaft? Nicht über ihn, befand er, denn als sie ihn sahen, lächelten sie ganz unbefangen und winkten genauso begeistert zurück, als wären sie alle drei alte Freunde, die sich nach langem wiedertrafen.
    Margaret und Lily waren auf dem ganzen Weg zum Sheridan Square regelrecht übermütig, lobten ihn wiederholt dafür, dass er den Mut hatte, bei einem reinen Frauenbrunch dabei sein zu wollen. Beim dritten Mal sagte er: »Allmählich finde ich es beunruhigend, dass euch das so beeindruckt. Ichbin doch nur bei diesem Brunch dabei , oder? Ich soll doch nicht gebraten und gegessen werden?«
    Die Mädels kicherten und wechselten einen irgendwie bedeutungsvollen Blick. Das machte ihm keine Angst, sie fanden ihn eindeutig okay. Wenn man bedachte, wie viel Munition für Hohn und Spott er Margaret geliefert hatte, war das doch beruhigend – mehr oder weniger. Im Roadhouse würden sie noch zwei Frauen treffen, die er nicht kannte. Er war immer noch ein bisschen nervös, weil er davon ausging, dass ihn Margaret ihren Freundinnen vorführen wollte, damit die ihn begutachteten. Aber Lilys Okay hatte er ja offensichtlich schon, und sie war schließlich laut Margaret ihre beste Freundin.
    Die beiden anderen warteten gleich hinter der Tür des Restaurants auf sie. Penelope, eine Rothaarige mit Locken, die durch ihre Kleidung – Rock und Bluse, während die anderen alle Jeans trugen – und ihre förmlichen Gesten älter wirkte, als sie war, schien nicht überrascht über seine Anwesenheit. Aber eine Blonde namens Sally mit erschrockenen Augen und einer generell etwas zerstreuten Art, gaffte ihn ungläubig an. »Du kommst zu unserem Weiberbrunch?«
    »Ist das nicht mutig?«, sagte Lily.
    »Ich bin eben mutig«, sagte Enrique, während er Sally die Hand gab. »Ich bin sogar absolut furchtlos. Auf dem Weg hierher habe ich die beiden hier dazu gebracht, bei Rot über die Sixth Avenue zu rennen. Aufregend, was?« Er sah Margaret an, die wie aus der Pistole geschossen antwortete: »Yep. Jetzt sind wir Gesetzlose.«
    Sie bekamen einen Tisch neben dem, an dem er und Margaret zu Abend gegessen hatten. »Unser Tisch«, bemerkte er. Sally fragte, wie er das meine. Margaret erklärte, dass ihr erstes Date erst vorgestern Abend hier stattgefunden habe, was Penelope ihrem ernsten Nicken nach bereits zu wissen schien. Sally hingegen wusste von nichts. Sie brachte dieganze Runde zum Lachen, indem sie sagte: »Wow! Und jetzt hat sie dich zum Brunch eingeladen! Und du hast ja gesagt! Muss ja ein heißes Date gewesen sein.« Das lockerte die Stimmung. Enrique fragte, woher sie sich alle kannten, und sie antworteten wild durcheinander. Sally, Lily und Margaret waren zusammen in Cornell gewesen. Lily und Penelope waren Lektoratsassistentinnen in einem Verlag, und Penelopes Mann Porter war Filmkritiker bei einer neu gegründeten Wochenzeitschrift, die Gerüchten zufolge schon wieder am Eingehen war. Letzteres habe ihn in totale Hysterie versetzt, erklärte Penelope abschätzig. Dann fügte sie, an Enrique gewandt, hinzu: »Oh, Porter hat deinen Roman gelesen. Hat ihm gefallen.« Sie lachte leise. »Und das ist bei Porter selten.«
    »Du
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