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Gloriana

Gloriana

Titel: Gloriana
Autoren: Michael Moorcock
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Ausstattung mit standesgemäßer Kleidung würde Euch zum Vorteil gereichen.«
    »Ihr seid kein Dummkopf, mein Herr«, sagt Quire. »Und Ihr dachtet Euch gleich, daß ich weder ein reicher Kaufmann noch ein Schiffskapitän sei.«
    »In Albion gibt es Menschen von einer bestimmten Sinnesart, die Armut vortäuschen. Ein Urteil ist schwierig …« Quire nickt. Er räuspert sich. Die Galerie entlang kommt jetzt ein hagerer Bösewicht mit vorstehenden gelben Zähnen, in Beinkleidern aus Kaninchenfell und mit einem zerschlissenen, wattierten Wams unter einem abgetragenen Soldatenmantel. Auf seinen Ohren sitzt eine schmierige Kappe aus Pferdefell, und an der Seite trägt er einen Stoßdegen, dessen Heft unvollkommen von anhaftendem Rost befreit worden ist. Sein Gang ist schwankend, aber nicht so sehr vom Trinken, wie es scheint, sondern aus natürlicher Ursache. Sein gerötetes Gesicht und die bläulich angelaufene Nase zeigen, daß er gerade aus der Nacht hereingekommen ist, aber seine Augen brennen. »Kapitän Quire?« Es ist, als sei er gerufen worden, als erwarte er genießerisch irgendeine Schändlichkeit.
    »Tinkler. Du kommst gerade recht, um mein Zeuge zu sein. Dies ist der edle Herr Ibrahim aus Bagdad.«
    Tinkler verneigt sich, eine grindige Hand auf den Tisch gestützt. Der Sarazene blickt ungewiß von ihm zu Quire. »Du mußt wissen, Tinkler, daß der Herr Ibrahim mich gerade beleidigt hat.«
    Der Sarazene beginnt zu begreifen, was gespielt wird. »Das ist unwahr, Kapitän Quire!« Er kann nicht aufstehen, weil der Tisch ihn daran hindert. Er kann das Lokal nicht verlassen, ohne sich entweder an Quire oder an Tinkler vorbeizuzwängen, der allem Anschein nach ein Vertrauter und Komplize des Kapitäns ist. »Dann soll ein Streit daraus werden«, sagt er und zieht den Arm vom rechten Handgelenk zurück. »Mit Vorbedacht?«
    Kapitän Quires Stimme wird kälter. »Er hat angeregt, daß ich die Königin selbst bespitzele. Er sagte, daß der junge Sir Launcelot Teale ihm Mittel und Wege verraten habe, wie dies zu tun sei.«
    »Ah!« sagt der Sarazene mit lauter Stimme. »Ihr wißt alles. Ich bin in die Falle getappt. Nun gut.« Er will den Tisch zurückstoßen, aber Quire hält ihn. »Ich gebe zu, daß ich versuchte, einen Spion aus Euch zu machen, Kapitän Quire, und daß es ein törichter Versuch war – da Ihr offenkundig bereits ein Meister dieses Faches seid. Aber ich vertraue darauf, daß Ihr auch ein guter Diplomat seid und verstehen werdet, daß meine Gefangennahme, Folterung oder Ermordung ernste Rückwirkungen haben wird. Mein Onkel ist Schwager des Emirs von Marokko. Auch bin ich verwandt mit dem Prinzen Sharyar, dem Botschafter in Albion, der binnen kurzem eintreffen wird. Ich gestehe meine Torheit ein. Entschuldigt mich, Ihr Herren.« Endlich gelingt es ihm, aufzustehen. Er schlägt seinen Oberwurf zurück, um den Umstand zu betonen, daß er bewaffnet ist. Damit hat er einen weiteren Fehler begangen, denn Quire schießt ihm ein kaltes, triumphierendes Lächeln zu.
    »Das ändert nichts daran, daß Ihr mich beleidigt habt, werter Herr.«
    Ibrahim verneigt sich. »Dann bitte ich um Vergebung.«
    »Damit wird es nicht getan sein. Ich bin ein loyaler Untertan der Königin. Sie hat wahrscheinlich nur wenige bessere Diener als Kapitän Quire. Ich hoffe, Sir, Ihr seid kein Feigling.« »Feigling? Oh! Nein, das bin ich nicht.« »Dann werdet Ihr mir gestatten …«
    »Was? Satisfaktion? Hier? Ihr hofft, Kapitän Quire, mich gemeinsam mit Eurem Komplizen in einer Wirtshausrauferei zu ermorden?« Er blickt Quire aus seinen dunklen Augen mißtrauisch prüfend an, während er einen juwelenbesetzten Handschuh über die Rechte streift und diese an das reichverzierte Heft seines Krummsäbels legt.
    »Ich werde Meister Tinkler zu meinem Sekundanten machen und gebe Euch Gelegenheit, Euch selbst einen Sekundanten zu suchen. Wir werden einen geeigneten Ort zum Austrag des Duells finden, wenn Euch das besser gefällt.«
    »Ihr sucht einen ehrlichen Zweikampf, Kapitän Quire?«
    »Ich sagte es Euch bereits, Sir. Ihr habt mich beleidigt. Ihr
habt meine Königin beleidigt.«
»Nein, das habe ich nicht getan.«
»Ihr habt Anspielungen gemacht.«
    »Ich sprach von gewöhnlichem Klatsch.« Der Sarazene bemerkt verspätet, daß er seinem eigenen Stolz zuwiderhandelt, und er beißt sich auf die Lippe, als Kapitän Quire ihm wieder ins Gesicht lacht.
    »Und für einen großen Herrn ziemt es sich gewiß nicht, solchem Klatsch Glauben zu
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