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Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen
Autoren: Helen Hodgman
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hörte.
    » Hallo, Fremde. Lange nicht mehr gesehen, wie es so schön heißt.«
    Ich drehte mich um und lächelte sie an. Sie zerrte den Rasenmäher durch kleine Hitzewellen in meine Richtung. Weiter oben kochte der Straßenbelag. Er schimmerte wie flüssig.
    » Ich dachte, ich gehe schnell mal drüber« sagte sie. » Ist in letzter Zeit ein bisschen außer Rand und Band geraten.« Sie wickelte das Kabel ab und steckte es direkt hinter ihrer Haustür ein. Dann kam sie zurück und schaltete ihn mit dem Fuß an. » Heute Abend werde ich mal ordentlich sprengen«, rief sie mir über das Dröhnen hinweg zu. » Diese Wasserrestriktionen sind für uns Gärtner unzumutbar, finde ich. Den ganzen Sommer keinen Regen. Nicht einen Tropfen. Das geht einem an die Nerven.«
    Ich schloss die Augen und sah den gleichmäßig strömenden Regen auf der Beerdigung. Ich öffnete sie wieder und sah die Frau den Flecken Erde quälen. Metallmesser fraßen sich ins schwankende Gras. Vom Jaulen des Rasenmähers taten mir die Zähne weh, das Geräusch prallte von allen glühend heißen Oberflächen zurück.
    Meine Finger schlossen sich trostsuchend um den Stein. Ich kniff die Augen fest zusammen und sah wieder den Regen strömen. Er fiel jetzt auf den kleinen, naturbelassenen Streifen Busch, den ich früher einmal sehen konnte, wenn ich aus den Fenstern der rechten Hausseite schaute. Ich öffnete die Augen. Er war immer noch da. Überall um uns herum. Widerspenstig und ungebändigt, eine von Hitze und Wut inspirierte Sinnestäuschung. Der Stein steckte nicht mehr in meiner Tasche. Ich hielt ihn in der Hand, so fest, dass es wehtat. Ich hob die Hand, öffnete die eingeschnittenen Finger und ließ den Stein los. Er drehte sich langsam in der Luft und landete vor dem Rasenmäher auf dem Boden. Ein Blitzen, und die Ärmste lag einfach da. Ihr blaues Gesichtchen starrte in den Himmel, direkt in die Mittagssonne.
    Es gab einen kurzen Aufruhr in der Straße.
    *
    Mein inneres Gleichgewicht war gestört. Dabei muss ich mich nicht mit Erklärungen belasten, denn niemand wird es erfahren. Sie dachten nicht an ein Verbrechen und tun es bis heute nicht. Sie wurde von ihrem elektrischen Rasenmäher getötet – ein außergewöhnlicher Unfall. Kurzschluss natürlich, hieß es. Der lässige Detektiv von der Kriminalpolizei in Hobart hatte sich extra die Mühe gemacht, bei mir vorbeizukommen und es mir persönlich zu sagen. Er ging in die Knie, um auf einer Höhe mit mir kleinen Frau zu sein.
    » Etwas ist in den Messern stecken geblieben, und davon ist die Scheißkiste explodiert. Bitte verzeihen Sie meine Ausdrucksweise. Schlimm, so was. Hübsches Haus haben Sie da, ich hoffe nur, diese scheußliche Geschichte nebenan hat Sie nicht zu sehr mitgenommen.«
    Er drückte mir beruhigend die Hand, bewunderte meine Frühstücksbar und verschwand.
    Meine Nachbarn waren ähnlich mitfühlend.
    »Sie hat alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet«, sagten sie immer wieder. »Was wieder mal zeigt, dass man gar nicht genug aufpassen kann.«
    Das stimmt.
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