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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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Im Übrigen heißt lernen ja nicht, alles nachzumachen. Aber es ist schon spannend, hält lebendig.
    Ihre Frau ist auch SPD-Politikerin. Wir stellen uns das interessant vor, wenn Franz Müntefering zu Hause in der Küche sitzt und an der politischen Strategie seiner Frau mittüftelt.
    Ich helfe, wo ich kann, aber ich bin dabei nicht der, der die Dinge lenkt. Sie muss, was sie für sich als Aufgabe sieht, selbst wissen. Weiß sie auch. Michelle hat Kontakte und einen viel größeren Freundeskreis als ich.
    Kann man in der Spitzenpolitik überhaupt Freunde haben?
    Doch. Ich selbst war da aber immer zurückhaltend. In jungen Jahren verunglückte mein bester Freund Berthold tödlich. Seit damals hat es immer lange gedauert, bis ich neue Freundschaften schloss. Es gibt ein Interview mit Gerhard Schröder und mir, in dem er gefragt wird, was er sich wünscht. Er sagte: »Dass Müntefering und ich befreundet sind.« Und ich sagte zurückhaltend: »Nee, nee.« Gerd war wahrscheinlich nicht glücklich darüber. Manchmal ist man ungeschickt, das war ich auch in dem Moment, gelinde gesagt.
    Reden Sie manchmal noch mit Gerhard Schröder?
    Nicht oft. Manchmal, gerne. Er war ein guter Kanzler!
    Also leben Sie recht zurückgezogen?
    Privat ja. Ich vermisse nichts. Ich kann gut alleine sein. Und als Abgeordneter bin ich ja immer noch viel unterwegs. Ich brauche auch keine Bühne.
    Ist es nicht seltsam, unter den Freunden Ihrer Frau der Älteste zu sein?
    Überhaupt nicht. Was ist schon Alter? Bei solchen Gelegenheiten sitze ich dann manchmal zwischen Jungsozialisten aus Herne, die sind zwischen zwanzig und dreißig, erzähle ein bisschen oder höre einfach zu und finde das ganz gut. Jugend macht neugierig und lässt hoffen. Meistens ist das Durchschnittsalter in politischen Runden allerdings deutlich höher. Auch da bin ich gerne dazwischen. Ich habe gerade mein gefühlt fünfhundertstes SPD-Sommerfest besucht.
    Kein Gefühl von Einsamkeit oder Sprachlosigkeit?
    Kein Stück, ich lebe gut so. Ich habe meine Frau, meine Familie, einige Bekannte, Bücher und genug zu tun. Vielleicht bin ich zu wirklicher Langeweile gar nicht fähig.
    Gibt es ein Alter, von dem an man an das Lebensende denkt?
    Ein Freund aus Sundern hat mir kürzlich geschrieben, dass ein Schulkamerad gestorben ist, den ich geschätzt habe. Das sind dann so Augenblicke, in denen man denkt: Schitte.
    Die Einschläge kommen näher.
    Ja, die Einschläge kommen näher. Aber noch geht es weiter.
    Wie müssen wir uns Sie als Ehemann vorstellen? Einem Machtmenschen wie Ihnen muss es leichtfallen, die Kompromisse einer Ehe zu seinen Gunsten auszulegen.
    Es geht doch bei der Macht nicht darum, dass man etwas auszulegen hat, sondern dass man Verantwortung hat, dass man überzeugt ist und überzeugend.
    Immer öfter schaut Franz Müntefering beim Sprechen auf seine Armbanduhr. Er wolle nicht unhöflich sein, aber er müsse einen Zug erwischen.
    Herr Müntefering, etwas vermissen wir in diesem Gespräch: den berühmten Münte-Sprech. Liest man Interviews mit Ihnen von früher, dann bestehen viele Antworten aus höchstens zwei kurzen Sätzen.
    Da sehen Sie mal, ich kann auch längere Sätze.
    Ist das ein neuer Stil?
    Ich habe früher selbst gezielt zu dieser Marke beigetragen und musste manchmal dabei auch grinsen. Aber im Ernst: Es hat mich immer geärgert, dass manche Leute lange Reden halten, weil sie entweder nicht wissen, was sie reden, oder weil sie mit vielen Worten vertuschen wollen, was sie eigentlich meinen. Ich bin für Wahrheit und Klartext, aber sicher gelingt das nicht immer. Weder im Langen noch im Kurzen.
    Eines würde uns noch interessieren: Jemand, der eine so pointierte Art zu sprechen hat wie Sie – wie macht der einen Heiratsantrag?
    Es gibt einen tollen Aphorismus von Stanisław Jerzy Lec: »Ein genialer Gedanke braucht keine Worte.« Das finde ich auch.

GLORIA VON THURN UND TAXIS
    »Wenn der Glaube fehlt, erlischt auch die Liebe«
    Staunend wie kleine Jungs stehen wir im Hof des Schlosses St. Emmeram in Regensburg. Wir staunen nicht nur über die Schönheit dieses ehemaligen Klosters aus dem achten Jahrhundert, das ab 1812 für die Familie Thurn und Taxis zu einer riesigen Residenz umgebaut wurde, sondern auch über die schiere Größe. Mit über 500 Zimmern und 21 500 Quadratmetern Wohnfläche ist St. Emmeram größer als der Buckingham Palace.
    Wir sind hierhergekommen, um eine Frau zu treffen, die uns vielleicht beweisen kann, dass es sie doch gibt, die
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