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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth George
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ein guter Bordeaux«, sagte er und wartete darauf, dass Kav mit ihm anstieß, denn es war schließlich nicht zu übersehen, dass er das wünschte, so wie er mit dem Glas in der Hand dastand und ihn erwartungsvoll anlächelte.
    Zum zweiten Mal betrachtete Kav den Tisch. »Zwei Gedecke?«, sagte er. »Hat sie angerufen oder was?«
    »Ich habe sie angerufen.« Ian ließ die Hand mit dem Glas sinken.
    »Und?«
    »Ich habe sie gebeten, die beiden erst morgen zurückzubringen.«
    »Und darauf hat sie sich eingelassen?«
    »Ausnahmsweise. Willst du nicht von dem Wein trinken, Kav? Ich hab ihn in Windermere gekauft. In dem Weinladen, wo wir letzten …«
    »Ich hatte heute eine Auseinandersetzung mit dem alten George.« Kav machte eine Kopfbewegung in Richtung Straße. »Er hat mich abgefangen, als ich hier ankam. Beschwert sich mal wieder über die Kälte. Er meint, ihm würde eine Zentralheizung zustehen. Zustehen , hat er tatsächlich gesagt.«
    »Er hat doch jede Menge Kohle. Warum verheizt er die nicht, wenn’s ihm im Haus zu kalt ist?«
    »Er sagt, er will nicht mit Kohle heizen. Er will eine Zentralheizung. Er sagt, wenn er keine kriegt, sieht er sich nach was anderem um.«
    »Als er hier gewohnt hat, hatte er doch auch keine Zentralheizung, Herrgott noch mal.«
    »Da hatte er das Haus. Ich glaube, das hat er als eine Art Kompensation betrachtet.«
    »Also, er soll sich gefälligst an die Situation gewöhnen, und wenn er das nicht kann, dann soll er sich eben einen andern Hof mieten. Aber ich habe keine Lust, den ganzen Abend über George Cowleys Groll auf uns zu reden. Das Anwesen stand zum Verkauf. Wir haben es gekauft, nicht er. Ende.«
    » Du hast es gekauft.«
    »Eine Formsache, die hoffentlich bald aus der Welt geschafft wird. Dann gibt es kein Dein und Mein mehr. Kein Ich, kein Du. Nur noch ein Wir.« Ian reichte Kav das zweite Glas. Kav zögerte kurz, dann nahm er es. »Gott, wie sehr ich dich begehre«, sagt Ian und fügte lächelnd hinzu: »Willst du mal fühlen, wie sehr?«
    »Hmm. Nein. Lassen wir’s langsam angehen.«
    »Mistkerl.«
    »Ich dachte, das gefällt dir.«
    »Das erste Mal, dass du lächelst, seit du nach Hause gekommen bist. Hattest du einen anstrengenden Tag?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Kav. »Nur viel Arbeit und wenig Leute. Und du?«
    »Nein.« Sie tranken beide einen Schluck, ohne den Blick voneinander abzuwenden. Kav lächelte wieder. Ian trat auf ihn zu. Kav wich zurück. Er versuchte, es so aussehen zu lassen, als hätte das frischpolierte Besteck oder die Blumenschale auf dem Tisch seine Aufmerksamkeit erregt, aber Ian ließ sich nicht täuschen. Er dachte, was jeder Mann denken würde, der vierzehn Jahre älter war als sein Liebhaber und alles aufgegeben hatte, um mit ihm zusammen sein zu können.
    Mit seinen achtundzwanzig Jahren würde Kaveh ihm tausend Gründe dafür nennen können, dass er noch nicht bereit war, sich zu binden. Doch Ian hatte keine Lust, sie sich anzuhören, denn er wusste, dass es nur einen Grund gab. Und um diese Heuchelei ging es in jedem Streit, den sie im letzten Jahr geführt hatten.
    »Weißt du eigentlich, was heute für ein Tag ist?«, fragte Ian und hob erneut sein Glas.
    Kav nickte, aber er wirkte gequält. »Der Tag, an dem wir uns kennengelernt haben. Ich hab’s total vergessen. Einfach zu viel los in Ireleth Hall. Aber dann …« Er zeigte auf den Tisch. Ian wusste, dass er nicht nur die schöne Deko meinte, sondern auch die Mühe, die er sich mit dem Abendessen gemacht hatte. »Als ich das gesehen hab, ist es mir natürlich sofort wieder eingefallen. Ich bin eine komplette Niete. Ich habe nichts für dich.«
    »Ach, das macht doch nichts«, sagte Ian. »Was ich mir wünsche, hast du immer bei dir, du brauchst es mir nur zu geben.«
    »Du hast es doch schon, oder?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Kaveh trat ans Fenster und schob die schweren Vorhänge einen Spaltbreit auf, wie um nachzusehen, wo das Tageslicht geblieben war, doch Ian wusste, dass er überlegte, was er sagen sollte, und der Gedanke, dass er sagen könnte, was Ian nicht hören wollte, bescherte ihm das verräterische Pochen im Kopf und Sternchen vor den Augen. Er blinzelte.
    »Eine Unterschrift im Standesamt macht unsere Beziehung nicht offizieller, als sie es so schon ist.«
    »Unsinn«, entgegnete Ian. »Sie macht sie mehr als offiziell. Sie macht sie legal. Die Leute im Dorf werden uns akzeptieren, und vor allem zeigt sie aller Welt …«
    »Wir brauchen nicht die Anerkennung
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