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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth George
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Geschichte spiele ich keine Rolle.«
    War das eine Anspielung gewesen, fragte sich Zed. Welche wirkliche Geschichte? Gab es noch mehr aufzudecken? Vielleicht musste er diesen Faden weiterverfolgen: wahre Liebe. Hatte Nicholas Fairclough sie tatsächlich gefunden? Und wenn ja, gab es jemanden, der ihn darum beneidete? Eine seiner Schwestern vielleicht? Denn eine war unverheiratet, und die andere war geschieden. Und wie fühlten die beiden sich überhaupt, jetzt, wo der verlorene Sohn heimgekehrt war?
    Er ging weiter seine Notizen durch. Las, bis ihm die Augen brannten. Aß noch ein Sandwich. Er machte sich auf die Suche nach einem Speisewagen – ziemlich absurd in Anbetracht seiner mageren Einkünfte –, weil er dringend einen Kaffee brauchte. Anschließend saß er wieder auf seinem Platz, völlig erschöpft, fast bereit aufzugeben. Dann plötzlich war er wieder hellwach: Was wenn etwas mit dem Haus der Familie nicht stimmte? Wenn es darin spukte, und wenn das zu der Drogensucht geführt hatte? … Dann kam er wieder auf die verdammte Ehefrau zurück, die südamerikanische Sirene, und allmählich sagte er sich, er täte besser daran, nach Hause zu fahren und die ganze vermaledeite Story zu vergessen, nur dass daheim seine Mutter auf ihn wartete und Yaffa Shaw und eine nie endende Prozession von Frauen, die er heiraten und schwängern sollte.
    Nein. Irgendwo war eine Geschichte, eine Geschichte, wie sein Chefredakteur sie haben wollte. Wenn er noch tiefer graben musste, um etwas Pikantes zu finden, dann würde er eben die Schaufel schwingen und graben, bis er in China ankam. Alles andere war inakzeptabel. Aufgeben kam nicht in Frage.

18. Oktober
    BRYANBARROW – CUMBRIA
    Ian Cresswell war gerade dabei, den Tisch für zwei zu decken, als sein Lebensgefährte nach Hause kam. Er selbst hatte früh Feierabend gemacht, einen romantischen Abend im Sinn. Er hatte Lammbraten gekauft, der gerade unter einer duftenden Kräuterkruste im Ofen schmorte, und er hatte frisches Gemüse und Salat zubereitet. Im Kaminzimmer hatte er eine Weinflasche entkorkt, Gläser poliert und zwei Sessel und den Spieltisch aus Eichenholz aus der Zimmerecke vor den offenen Kamin geschoben. Obwohl es in dem uralten Herrenhaus eigentlich immer ein bisschen kühl war, war es noch nicht kalt genug für ein Kohlefeuer, und so hatte er eine Reihe Kerzen auf dem schmiedeeisernen Feuerrost befestigt und zwei weitere auf den Tisch gestellt. Als er gerade dabei war, die Kerzen anzuzünden, hörte er, wie die Küchentür geöffnet wurde, dann das Geräusch von Kavs Schlüsselbund, der in dem angeschlagenen Kammertopf auf der Fensterbank landete. Einen Augenblick später das Geräusch von Kavs Schritten auf den Küchenfliesen, und als die Tür des alten Backofens quietschte, lächelte Ian vor sich hin: Heute Abend war Kav mit Kochen an der Reihe, nicht er, und Kav hatte soeben die erste Überraschung entdeckt.
    »Ian?« Schritte in der Küche, dann auf den Steinfliesen in der Eingangshalle. Ian hatte die Tür zum Kaminzimmer angelehnt gelassen. »Hier!«, rief er und wartete.
    Kav erschien in der Tür. Sein Blick wanderte von Ian zum Tisch mit den Kerzen, zu den Kerzen im Kamin und wieder zu Ian zurück. Dann wanderte sein Blick über Ians Körper und verweilte genau da, wo Ian es wünschte. Aber nach einem Moment der Spannung, der früher einmal dazu geführt hätte, dass sie gleich darauf im Schlafzimmer gelandet wären, sagte Kav: »Ich musste heute mit anpacken, wir hatten zu wenig Leute. Ich bin verschwitzt. Ich geh mich kurz duschen und umziehen«, und verschwand ohne ein weiteres Wort. Das reichte, um Ian zu sagen, dass sein Lover genau wusste, was die Szene, die er vor sich gesehen hatte, bedeutete. Und es reichte, um Ian zu sagen, welche Richtung ihr Gespräch an dem Abend wie üblich nehmen würde. Eine solche unausgesprochene Botschaft von Kaveh hätte ihm früher den Wind aus den Segeln genommen, aber diesmal nicht. Nachdem sie drei Jahre heimlich und ein Jahr offen zusammengelebt hatten, wusste er, was ihm das für ihn bestimmte Leben wert war.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis Kaveh endlich fertig war, aber obwohl der Braten schon seit zehn Minuten auf dem Tisch stand und das Gemüse langsam unansehnlich wurde, hatte Ian nicht vor, sich davon kränken zu lassen, dass Kav sich so viel Zeit genommen hatte. Ian schenkte ihnen Wein ein – vierzig Pfund hatte die Flasche gekostet, was der Anlass jedoch rechtfertigte – und hob sein Glas. »Das ist
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