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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth George
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Buchladen. Ich gebe den Mitgliedern des Lesezirkels Empfehlungen. Ihre Mutter und ich … wir haben uns unterhalten … na ja, wie das halt so geht in einem Buchladen, wissen Sie.«
    Er wusste nur zu gut. Und vor allem wusste er, wie Susanna Benjamin vorging. Er konnte sich das Gespräch genau vorstellen: die raffinierten Fragen und die arglosen Antworten. Er fragte sich, wie alt die junge Frau sein mochte, und ob seine Mutter es geschafft hatte, das Gespräch aufs Kinderkriegen zu lenken.
    Er sagte: »Wahrscheinlich haben Sie gar nicht damit gerechnet, dass sie einen Sohn hat.«
    »Sie hat es jedenfalls nicht erwähnt. Aber im Moment ist alles ein bisschen kompliziert, weil …«
    »Zed, Liebling«, flötete seine Mutter aus der Küche. »Ist Darjeeling recht? Und ein Stück Kuchen? Oder möchtest du lieber einen Scone? Yaffa, Sie trinken doch noch ein Tässchen, nicht wahr? Ihr jungen Leute wollt bestimmt noch ein Weilchen plaudern.«
    Genau das wollte Zed auf keinen Fall. Er wollte seine Ruhe, denn er musste das Für und Wider einer Reise nach Cumbria abwägen, ob es sinnvoll war, sich zu verschulden, nur um seine Story sexy zu machen. Und wenn er erst einmal in Cumbria war, falls er sich dafür entschied hinzufahren, würde er sich überlegen müssen, was genau die Story sexy machen würde. Was würde ihr das Prickeln geben, den Biss oder was auch immer nötig war, um die Neugier der Source -Leser zu wecken, die, so vermutete er, den IQ von Grabsteinen hatten. Womit konnte man einen Grabstein fesseln? Oder eine Leiche? Zed musste innerlich kichern über den Vergleich. Zum Glück hatte er ihn nicht im Gespräch mit Rodney Aronson gemacht.
    »So, da wären wir!« Susanna Benjamin brachte ein Tablett mit frischem Tee, Scones, Butter und Marmelade. »Mein Zedekiah ist ziemlich groß, nicht wahr, Yaffa? Ich weiß gar nicht, von wem er die Größe geerbt hat. Wie groß bist du noch?«, fragte sie Zed. Er war eins fünfundneunzig, und seine Mutter wusste genau, von wem er die Größe geerbt hatte, nämlich von seinem Großvater väterlicherseits, der auch fast eins neunzig gewesen war. Als er nicht antwortete, fuhr sie unbekümmert fort: »Und erst mal seine Füße. Sehen Sie sich diese Füße an, Yaffa. Und Hände wie Gartenschaufeln. Sie wissen ja, wie es heißt …« Sie zwinkerte der jungen Frau zu. »Milch und Zucker, Zedekiah? Beides, nicht wahr?« Und zu Yaffa: »Mein Sohn war zwei Jahre im Kibbuz. Und dann zwei Jahre bei der Armee.«
    »Mum«, sagte Zed.
    »Nun sei doch nicht so verschämt.« Sie füllte Yaffas Tasse. »Und zwar bei der israelischen Armee. Was sagen Sie dazu? Er stellt sein Licht immer unter den Scheffel. So ein bescheidener Junge. So ist er schon immer gewesen. Und Yaffa ist genauso, Zedekiah. Der Kleinen muss man jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen. Geboren in Tel Aviv, der Vater Chirurg, zwei Brüder, die in der Krebsforschung arbeiten, die Mutter Modedesignerin, mein Junge. Modedesignerin! Ist das nicht großartig? Ich könnte mir natürlich kein einziges von ihren Kleidern leisten, denn die werden in … Wo werden die noch verkauft, Yaffa?«
    »In Boutiquen«, sagte Yaffa, die so puterrot angelaufen war, dass Zed schon fürchtete, sie würde gleich einem Schlaganfall zum Opfer fallen.
    »In Knightsbridge, Zed«, fuhr seine Mutter fort. »Stell dir das mal vor. Sie entwirft die Sachen in Israel, und sie werden hier verkauft.«
    Um den Redefluss seiner Mutter zu unterbrechen, fragte Zed: »Was hat Sie denn nach London verschlagen, Yaffa?«
    »Das Studium!«, rief Susanna Benjamin. »Sie geht hier auf die Universität, Zedekiah. Sie studiert Biologie.«
    »Chemie«, korrigierte Yaffa.
    »Chemie, Biologie, Geologie … was macht das für einen Unterschied? Wer hätte gedacht, dass so viel Grips in diesem hübschen Köpfchen steckt! Hast du jemals ein hübscheres Ding gesehen als unsere kleine Yaffa?«
    »In letzter Zeit nicht«, sagte Zed und warf seiner Mutter einen bedeutungsvollen Blick zu. »Es ist mindestens sechs Wochen her«, fügte er hinzu in der Hoffnung, sie durch die Bloßstellung ihrer Absichten so in Verlegenheit zu bringen, dass sie endlich Ruhe gab.
    Aber Susanna ließ sich nicht beirren. »Er macht sich gern über seine Mutter lustig, Yaffa. Er ist ein kleiner Scherzbold, mein Zedekiah. Sie werden sich schon daran gewöhnen.«
    Daran gewöhnen ? Zed schaute Yaffa an, die peinlich berührt auf ihrem Sessel herumrutschte. Daraus schloss er, dass noch mehr auf ihn zukam, und
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