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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth George
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England übergesiedelt, wo er fortan bei den Faircloughs wohnte … Na, das war doch etwas, oder? Etwas, das sich vielleicht irgendwie ausschlachten ließ.
    Zed hob nachdenklich den Kopf. Er schaute aus dem Fenster. Es war stockdunkel draußen, er sah also nichts als sein eigenes Spiegelbild: ein rothaariger Hüne, auf dessen Stirn sich Sorgenfalten bildeten, weil seine Mutter versuchte, ihn mit der erstbesten willigen Frau zu verkuppeln, die sie auftreiben konnte, und weil sein Chef seine geschliffene Prosa in den Papierkorb werfen wollte und weil er selbst etwas schreiben wollte, was wenigstens ein bisschen Niveau hatte. Also gut, was stand in seinen Aufzeichnungen? Was? Was?
    Zed packte eins seiner vier Sandwiches aus und verschlang es, während er seine handschriftlichen Notizen durchging. Er suchte nach einem Anhaltspunkt, an dem er seine Story festmachen konnte, oder wenigstens nach einem Hinweis, dass es sich lohnte, in die eine oder andere Richtung tiefer zu graben, um das Prickeln zu produzieren, das Rodney Aronson verlangte. Diese Sache mit den Vettern, die wie Brüder aufgewachsen waren, war eine Möglichkeit. Unweigerlich musste er an das Alte Testament denken und an Kain und Abel, an die Frage »Bin ich der Hüter meines Bruders?«, an Altäre, auf denen die Früchte der Arbeit geopfert wurden, an das Bestreben, demjenigen zu gefallen, der in der Geschichte die Rolle Gottes einnahm, wahrscheinlich Bernard Fairclough, Baron von Ireleth. Und wenn man die Geschichte wirklich mit der Bibel vergleichen wollte, dann könnte der Baron Isaak sein, im Konflikt mit Esau und Jakob und deren Streit um das Recht des Erstgeborenen – obwohl Zed nie geglaubt hatte, dass irgendjemand das Fell eines toten Lamms für einen behaarten Männerarm halten konnte. Jedenfalls sollte er seine Aufzeichnungen noch einmal durchforsten, um zu sehen, ob er irgendwelche Informationen darüber besaß, wer was erben würde, falls Lord Fairclough etwas Unvorhergesehenes zustieß, oder wer die Leitung von Fairclough Industries übernehmen würde, falls den guten Lord ein vorzeitiger Tod ereilte.
    Das wäre tatsächlich eine Story. Bernard Fairclough auf geheimnisvolle Weise … was? Verstorben oder verschwunden zum Beispiel. Er stürzt eine Treppe hinunter, ist querschnittsgelähmt, erleidet einen Schlaganfall, wie auch immer. Nachforschungen ergeben, dass er sich wenige Tage vor seinem frühzeitigen Tod mit seinem Anwalt getroffen hat und … ja, was? Er hat ein neues Testament aufgesetzt, seine Absichten in Bezug auf das Familienunternehmen klargestellt, er hat eine Lebensversicherung abgeschlossen, alle seine Papiere in Ordnung gebracht in Bezug auf – ja, auf was? Darauf, dass jemand etwas erbte, darauf, dass jemand enterbt würde, auf eine Enthüllung … Der Sohn ist in Wirklichkeit nicht sein Sohn. Der Neffe ist nicht sein Neffe. Es gibt eine zweite Familie auf den Hebriden. Irgendwo versteckt, im Keller, auf dem Söller, im Bootshaus, gibt es einen wahnsinnigen, missgestalteten älteren Bruder. Das wäre Zündstoff. Das wäre der Knaller. Das wäre sexy.
    Das Problem war, wenn Zed ganz ehrlich war, dass das Einzige, was man an seiner Geschichte von Nicholas Faircloughs neuntem Leben wirklich als sexy bezeichnen konnte, dessen Frau war, und die war nicht nur sexy, die war affenscharf. In seinem Gespräch mit Rodney Aronson hatte er das nicht besonders herausgestrichen, weil Rodneys Reaktion darauf absehbar gewesen war, nämlich eine Aufforderung, ihm Bilder von ihren Titten zu verschaffen. Zed hatte sich bisher in Bezug auf das Thema sehr zurückgehalten, weil die Ehefrau wünschte, im Hintergrund zu bleiben, aber jetzt fragte er sich, ob er die Dame vielleicht doch ein bisschen genauer unter die Lupe nehmen sollte. Er öffnete den Ordner mit seinen Aufzeichnungen. Wenn Eva auch nur entfernt wie Alatea Fairclough ausgesehen hatte, dann, so hatte Zedekiah nach dem einzigen Interview mit ihr gedacht, war es kein Wunder, dass Adam den Apfel gepflückt hatte. Die einzige Frage war, warum er nicht sämtliche verdammten Äpfel samt Baum gegessen hatte. Also … War die Frau die Story? Machte sie die Story sexy? Prickelnd? Sie war weiß Gott umwerfend. Man brauchte nur ein Foto von ihr zu bringen, und jeder gesunde Mann würde wissen, warum Nicholas Fairclough geheilt worden war. Sonst hatte sie leider nichts weiter zu der ganzen Sache zu sagen als: »Was Nick getan hat, hat er selbst getan. Ich bin seine Frau, aber in seiner wirklichen
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