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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
Autoren: Elizabeth George
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die vergeudete Energie, all die Interviews, die er geführt hatte – alles umsonst. Das war nicht recht. Zed überlegte, welche Möglichkeiten ihm blieben. Schließlich sagte er: »Okay, akzeptiert. Aber ich könnte es ja noch mal versuchen. Noch mal da rauffahren und ein bisschen tiefer graben.«
    »Und wonach, verdammt noch mal?«
    Das genau war die Frage. Zed dachte an all die Leute, mit denen er geredet hatte: den Exjunkie, seine Frau, seine Mutter, seine Schwestern, seinen Vater, an die armen Schlucker, die er retten wollte. Gab es irgendwo irgendjemanden, der etwas Verbotenes tat; etwas, was er, Zed, übersehen hatte? Den gab es garantiert, und zwar aus dem simplen Grund, dass es immer so jemanden gab. »Ich weiß nicht«, sagte Zed. »Aber wenn ich ein bisschen rumschnüffle … Jeder hat irgendein Geheimnis. Jeder sagt über irgendwas die Unwahrheit. Und nach allem, was wir bereits in die Geschichte investiert haben, kann es nicht schaden, wenn ich’s noch mal versuche.«
    Rodney schob sich mit seinem Stuhl vom Schreibtisch zurück und schien sich Zeds Angebot durch den Kopf gehen zu lassen. Er wählte eine Nummer auf seinem Telefon, blaffte seine Sekretärin an: »Wallace? Sind Sie da?«, und als sie antwortete: »Bringen Sie mir noch eine Tafel Schokolade. Diesmal mit Haselnüssen.« Dann sagte er zu Zed: »Also gut, aber Sie machen das auf eigene Rechnung. Wenn nicht, vergessen Sie’s.«
    Zed blinzelte. Das war natürlich etwas ganz anderes. Er stand bei der Source auf der untersten Stufe der Leiter, und entsprechend sah sein Gehalt aus. Er überschlug die Kosten für ein Zugticket, einen Mietwagen, ein Hotelzimmer – vielleicht konnte er in einem heruntergekommenen Bed & Breakfast absteigen oder in einer Pension in einer Seitenstraße in … ja, wo? Jedenfalls in keinem Ort an einem der Seen. Das wäre zu teuer, selbst jetzt, außerhalb der Saison. Also müsste er … Und würde überhaupt seine Arbeitszeit bezahlt werden, solange er sich in Cumbria aufhielt? Wahrscheinlich nicht. »Kann ich mir das noch mal überlegen?«, fragte er. »Sie werden die Story doch nicht gleich in die Tonne treten, oder? Ich muss erst mal Kassensturz machen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Lassen Sie sich Zeit.« Rodney lächelte, ein seltsames und unnatürliches Dehnen der Lippen, das verriet, wie ungewohnt ihm diese Übung war. »Wie gesagt, Sie machen das auf eigene Rechnung.«
    »Danke, Rodney.« Zed war sich nicht ganz sicher, für was er sich eigentlich bei dem Mann bedankte. Er nickte, stand auf und ging zur Tür. Als er gerade die Klinke drücken wollte, sagte Rodney freundlich: »Falls Sie sich dafür entscheiden sollten, rate ich Ihnen, auf Ihre Mütze zu verzichten.«
    Bevor Zed darauf etwas antworten konnte, fuhr Rodney fort: »Das hat nichts mit Ihrer Religion zu tun, Kumpel. Es interessiert mich nicht die Bohne, was für eine Religion Sie ausüben. Das ist ein guter Rat von einem, der schon in diesem Geschäft war, als Sie noch in die Windeln gemacht haben. Tun Sie, was Sie für richtig halten, aber Sie sollten die Leute nach Möglichkeit mit nichts von der Vorstellung ablenken, dass Sie ihr Beichtvater sind, ihr bester Freund, ihr Psycho-Onkel, was weiß ich. Wenn Sie also irgendwas anhaben, das die Aufmerksamkeit der Leute von dem ablenkt, was sie Ihnen erzählen wollen – oder noch besser, von dem, was sie nicht erzählen wollen –, dann haben Sie ein Problem. Und damit meine ich jede Art von Accessoire: Turbane, Rosenkränze, Beanies, hennarote Bärte, Dolche im Gürtel. Können Sie mir folgen? Was ich sagen will, ist, dass ein investigativer Journalist sich optisch einfügt – und mit so einer Mütze auf dem Kopf … An Ihrer Größe können Sie nichts ändern oder an Ihrem Haar – es sei denn, Sie färben es, und das verlange ich nicht von Ihnen –, aber die Mütze ist zu viel des Guten.«
    Reflexhaft berührte Zed seine Kippa. »Ich trage sie, weil …«
    »Es interessiert mich nicht, warum Sie sie tragen. Es interessiert mich nicht mal, ob Sie sie tragen. Es ist nur ein guter Rat von einem alten Hasen, mehr nicht.«
    Zed wusste, dass der Chefredakteur den Nachsatz hinzugefügt hatte, um eine Anzeige zu vermeiden. Alles, was Rodney zu Zeds Kippa gesagt hatte, hatte er aus demselben Grund so und nicht anders formuliert. Die Source war nicht gerade eine Bastion der politischen Korrektheit, aber darum ging es auch gar nicht. Rodney Aronson wusste, welche Fehler er in seinem Gewerbe besser
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