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Glaub an die Macht der Liebe

Glaub an die Macht der Liebe

Titel: Glaub an die Macht der Liebe
Autoren: Sherryl Woods
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war es so schlimm, dass Sie es nicht wieder versuchen möchten?”
    “Noch schlimmer”, versicherte sie und sah ihm in die Augen. “Ich finde, wir sollten lieber über Kunst reden.”
    “Ja, das sollten wir”, bestätigte Ben lachend. “Ich habe eben das Gleiche gedacht, obwohl man meinen könnte, wir wollten nur den wirklich wichtigen Themen ausweichen.”
    “Ich weiche meinem Privatleben sehr gern aus”, konterte Kathleen prompt. “Wie steht es mit Ihnen?”
    “Geht mir auch so”, sagte er. “Wollen wir über Impressionisten diskutieren?”
    “Nicht unbedingt”, wehrte sie ab.
    “Verstehen Sie etwas von Politik?”
    “Wenig.”
    “Umweltschutz?”
    “Ich halte die globale Erwärmung für sehr gefährlich”, erwiderte Kathleen.
    “Das spricht für Sie. Worüber könnten wir noch sprechen?”
    Sie spießte ein Stück Truthahn auf. “Das Essen ist hervorragend.”
    “Ich habe eher an Umweltthemen gedacht”, scherzte er.
    “Tut mir leid, Sie haben Pech. Ich könnte mich über die Vorzüge eines frischen Truthahns aus Freilandhaltung im Vergleich zu einem tiefgefrorenen unterhalten”, bemerkte sie vergnügt. “Alle behaupten zwar, natürliche Haltung wäre gesünder, aber beide Truthähne sind tot. Was ist daran gesund?”
    “Das ist allerdings ein wichtiges Thema”, meinte Ben lachend.
    “Sie brauchen gar nicht über mich zu spotten”, hielt Kathleen ihm vor. “Ich habe gleich gesagt, dass ich ziemlich eingleisig bin.”
    “Und Sie beschäftigen sich nur mit Kunst”, fügte Ben hinzu. “Das habe ich schon verstanden. War Ihr Ehemann Künstler?”
    “Allerdings”, bestätigte sie spröde.
    Das hätte Ben eigentlich beruhigen sollen. Wenn Kathleen von einem Künstler dermaßen verletzt worden war, dass sie nichts mehr von der Ehe wissen wollte, brauchte er keine Angst vor Destinys Machenschaften zu haben. Er war jedoch gar nicht erleichtert, sondern verspürte stattdessen den Wunsch, diesen Kerl aufzuspüren und ihm den Hals umzudrehen.
    “Man kommt über eine schlechte Ehe hinweg”, behauptete er.
    “Sind Sie über den Verlust dieser Frau hinweg?”, fragte Kathleen.
    “Nein, aber das ist etwas anderes.”
    “Inwiefern?”
    Ben zögerte, weil er nie über dieses Thema sprach. Trotzdem sagte er Kathleen die Wahrheit. “Ich gebe mir die Schuld an ihrem Tod.”
    Kathleen sah ihn betroffen an. “Haben Sie denn ihren Tod verursacht?”
    “Nicht direkt, aber ich trage trotzdem die Verantwortung.”
    “Wieso?”
    “Wir hatten gestritten. Sie war betrunken, und ich habe sie wegfahren lassen. Sie ist mit dem Wagen gegen einen Baum gerast.”
    “Deshalb brauchen Sie sich doch keine Vorwürfe zu machen”, erwiderte sie und wirkte weder schockiert noch entsetzt. “Ihre Frau war erwachsen und hätte wissen müssen, dass sie nicht fahren darf, wenn sie getrunken hat.”
    “Betrunkene denken meistens nicht logisch. Ich hätte sie aufhalten können … müssen”, verbesserte sich Ben.
    “Ach ja, und wie? Indem Sie ihr die Autoschlüssel wegnehmen?”
    “Das hätte gereicht”, bestätigte er. So einfach hätte er die Tragödie verhindern können, die vor drei Jahren sein Leben verändert hatte.
    “Dann hätte sie eine Weile gewartet und sich dann Ihre Schlüssel und Ihren Wagen genommen”, hielt Kathleen ihm vor. “Sie haben selbst gesagt, dass sie nicht logisch gedacht hat.”
    Ben seufzte. Nein, Graciela hatte wirklich nicht logisch gedacht, doch das traf auch auf ihn zu. Er hatte gewusst, dass sie sich an jenem Abend in die Enge getrieben fühlte, weil er sie mit ihrem Geliebten erwischt hatte. Ben hatte ihr befohlen zu verschwinden. Er hatte sie nicht nur nicht daran gehindert, zu fahren, sondern er hatte sie geradezu hinausgeworfen. “Das spielt alles keine Rolle mehr, weil ich es sowieso nicht ändern kann”, sagte er bitter.
    Kathleen sah ihm beschwörend in die Augen. “Nein, das können Sie nicht”, erwiderte sie leise, “aber Sie können … nein, Sie müssen es hinter sich lassen, um ins Leben zurückzukehren.”
    Das hätte er gern getan, und seine Verwandten drängten ihn auch dazu, doch die Schuldgefühle saßen zu tief.
    Ben gab sich einen Ruck, hob sein Glas, und alle sahen zu ihm. “Auf die angenehme Gesellschaft und das gute Essen. Danke, Destiny.”
    “Auf Destiny”, prosteten die anderen.
    Destiny war sichtlich zufrieden, weil der Abend nach ihren Vorstellungen lief. “Ich wünsche allen ein schönes Thanksgiving-Fest.”
    Ben trank und hoffte dabei,
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