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Glaub an die Macht der Liebe

Glaub an die Macht der Liebe

Titel: Glaub an die Macht der Liebe
Autoren: Sherryl Woods
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Künstler.”
    Diesen Typ kannte sie nur zu gut, weil sie genau so einen geheiratet hatte. Nach bitteren Kämpfen war die Scheidung erfolgt. Aufgrund der Erfahrung mit ihrem ersten Mann konnte sie zwar sehr gut eine Galerie führen und sich mit Künstlern auseinandersetzen, es hatte jedoch in ihr den Entschluss gefestigt, sich nie wieder mit einem Künstler einzulassen.
    Kurz nach der Begegnung mit ihr hatte Tim Radnor sich sanft und empfindsam gegeben und Kathleen als seine Muse bezeichnet. Sobald jedoch sein Erfolg schwand, hatte sie die dunklen Seiten seines Charakters kennengelernt. Er hatte sie zwar nie geschlagen, doch verbal hatte er sie reichlich misshandelt. Die Ehe hatte nur wenige Monate, der Heilungsprozess dagegen wesentlich länger gedauert.
    Wenn Destiny also mit einer Romanze rechnete, stand ihr eine herbe Enttäuschung bevor. Es wäre sogar gleichgültig gewesen, wäre Ben Carlton der attraktivste, charmanteste und talentierteste Künstler der Welt gewesen. Kathleen würde gegen ihn immun bleiben, weil sie die Abgründe einer Künstlerseele nur zu gut kannte.
    Das waren klare Vorsätze, und Kathleen war auch fest entschlossen, sie einzuhalten. Trotzdem sandte sie sicherheitshalber ein Stoßgebet zum Himmel. “Steh mir bei, bitte!”
    “Es gibt Probleme?”, fragte eine tiefe Männerstimme.
    Kathleen zuckte heftig zusammen, weil sie Boris völlig vergessen hatte, und drehte sich lächelnd zu ihm um. “Nein, Boris, keine Probleme. Absolut keine.” Dafür wollte sie sorgen.
    Nur noch ganz schwaches Licht fiel auf die Leinwand, doch Ben Carlton merkte kaum, dass die Nacht bereits hereinbrach. So war das immer, wenn sich ein Gemälde der Vollendung näherte. Dann sah er nur die Farben und das Bild, das langsam vor seinen Augen entstand und eine innere Vision festhielt. Um nur keine Zeit zu verlieren, schaltete er hastig die Lampe ein.
    “Ich hätte es wissen müssen”, sagte eine genervt klingende Frauenstimme.
    Niemand betrat Bens Atelier, wenn er arbeitete. Das war eine feststehende Regel in einer Familie, die ansonsten nicht viel von Regeln hielt.
    “Geh weg”, verlangte er ungeduldig.
    “Das werde ich sicher nicht tun”, erwiderte seine Tante Destiny. “Hast du vergessen, welcher Tag heute ist? Weißt du eigentlich, wie spät es ist?”
    Er versuchte das Bild in seinen Gedanken festzuhalten, doch es löste sich auf. Seufzend drehte er sich zu seiner Tante um. “Heute ist Donnerstag”, erklärte er zum Beweis dafür, dass er nicht so zerstreut war, wie sie offenbar annahm.
    “Vielleicht ein ganz besonderer Donnerstag?”, erkundigte sie sich nachsichtig.
    Ben strich sich durchs Haar und überlegte.
    “Ein Feiertag”, sagte Destiny. “Ein Feiertag, an dem sich die ganze Familie versammelt, und diese Familie wartet derzeit auf den Gastgeber, während der Truthahn kalt wird und die Brötchen verbrennen.”
    “Ach verdammt”, murmelte er. “Thanksgiving. Das hatte ich ja völlig vergessen. Sind denn schon alle hier?”
    “Ja, und schon eine ganze Weile. Deine Brüder haben bereits gedroht, alles aufzuessen und dir nichts übrig zu lassen, aber ich habe sie davon abgehalten.” Destiny kam näher und warf einen prüfenden Blick auf die Leinwand. “Erstaunlich, Ben. Niemand fängt die Schönheit dieser Gegend so perfekt ein wie du.”
    “Nicht mal du?”, entgegnete er lächelnd. “Schließlich hast du mir alles beigebracht.”
    “Du warst acht, als ich dir einen Pinsel in die Hand gedrückt und dich die Technik gelehrt habe, aber du bist ein außergewöhnliches Talent. Ich habe nur gepinselt. Du dagegen bist ein Genie.”
    “Ach komm”, wehrte er ab.
    Malen hatte ihm stets inneren Frieden geschenkt, weil er dadurch das Chaos in der Welt kontrollieren konnte. Nach dem Tod seiner Eltern bei einem Flugzeugabsturz hatte er etwas gebraucht, das für immer bei ihm bleiben und ihn nie verlassen würde. Destiny hatte ihm Farben gekauft und ihn ermuntert, die Straße in der Nähe ihres Hauses zu malen.
    Dieses erste noch unbeholfene Bild hing in dem Haus, in dem Destiny auch weiterhin wohnte, nachdem er und seine Brüder ausgezogen waren. Sie schätzte das Bild nach eigener Aussage, weil es bereits vielversprechende Ansätze zeigte. Aus dem gleichen Grund hatte sie einige von Richards ersten Geschäftsplänen und etliche von Macks Football-Trophäen aufgehoben. Notfalls konnte Destiny kühl und scharf berechnend vorgehen, doch eigentlich war sie ziemlich sentimental.
    Richard war der
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