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Glaub an die Liebe, Kit

Glaub an die Liebe, Kit

Titel: Glaub an die Liebe, Kit
Autoren: India Grey
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„kann die Karte auch ganz anders gedeutet werden.“
    „Nein, deine erste Deutung stimmt“, erwiderte Sophie leise.
    Rainbow musterte sie kurz, sagte jedoch nur: „Setz dich. Hast du schon gegessen? Hilary hat Möhrensuppe mit Koriander gekocht und mir eine Schüssel vorbeigebracht.“
    „Klingt wunderbar.“ Sophie ließ sich auf die alte Couch sinken. Plötzlich fühlte sie sich tatsächlich hungrig. Sie nutzte die Zeit, sich umzusehen, während ihre Mutter die Suppe aufwärmte. Viel hatte sich nicht verändert. Die billigen Nylonvorhänge waren durch hübschere ersetzt worden, die bunten Patchworkkissen auf der Couch waren neu. „Ich war zu lange fort“, murmelte sie traurig. „Ich bin eine schreckliche Tochter.“
    „Unsinn.“ Mit geübten Bewegungen sammelte Rainbow die Tarotkarten ein und deckte das Tischchen. „Du weißt, was ich von familiären Verpflichtungen halte. Du bist gekommen, als du das Gefühl hattest, zurückkehren zu wollen – das ist es, was für mich zählt.“
    „Du bist nicht gekränkt, dass ich dich fünf Jahre lang nicht besucht habe?“
    „Ich denke oft an dich, wenn du das meinst“, entgegnete Rainbow und verteilte die Suppe. „Deine Unabhängigkeit war dir immer sehr wichtig, schon als du noch ein kleines Mädchen warst. Ich wusste, du würdest keine Sekunde länger hierbleiben als nötig. Und ich hatte kein Recht, dir das Gefühl zu geben, dass du bleiben musst.“ Sie nahm Sophie gegenüber Platz. „Ich habe diese Art zu leben gewählt, aber ich habe immer respektiert, dass du dich anders entscheiden könntest.“
    „Warum hast du eigentlich dieses Leben gewählt?“
    „Purer Zufall. Eigentlich war ich auf der Flucht aus einer unglücklichen Ehe.“
    „Mit meinem Vater.“ Sophies Gedanken wanderten zurück zu dem Moment, als Kit mit der Faust auf das Wagendach gehämmert hatte. „Er hat dich geschlagen, richtig?“
    Mit gesenktem Kopf fuhr Rainbow über eine der vielen Kerben in dem niedrigen Tisch. „Ich habe mich immer gefragt, ob du dich an etwas aus dieser Zeit erinnerst.“
    „Nein.“ Bis heute. „Wie alt war ich, als wir gegangen sind?“
    „Drei.“ Als ihre Mutter den Kopf hob, wirkte ihre Miene fast entschuldigend. „Er hat mich einmal zu oft in deiner Gegenwart geschlagen. Da ist mir klar geworden, dass ich, wenn ich bleibe, deine Chance auf ein normales Leben zerstöre … und mein eigenes wegwerfe.“
    „Oh, Mum …“
    Die Worte sprudelten einfach aus ihr heraus. Sophie konnte sich nicht erinnern, wann sie Rainbow zum letzten Mal so genannt hatte. Aber ihrer Mutter schien es nicht aufzufallen. Oder zumindest hatte sie diesmal nichts dagegen.
    „Nun, nichts passiert ohne Grund.“ Rainbow seufzte. „Ich hatte nicht geplant, deinen Vater zu verlassen. Aber ich habe dich genommen und bin in den nächsten Zug gestiegen, der den Bahnhof verließ. Wir sind gefahren, bis der Schaffner uns hinauswarf, weil wir kein Ticket hatten. Ich habe dann eine Frau angesprochen, die gerade in einen Wohnwagen stieg, und sie nach einem preiswerten B&B gefragt.“ Ein Lächeln glitt über Rainbows Gesicht. „Die Frau war Bridget. Erinnerst du dich an sie?“
    „Natürlich!“ Während ihrer Teenagerzeit hatte Sophie Rainbow wirklich zu schätzen gelernt, einfach weil Bridget ein noch peinlicherer Mensch war.
    „Sie hat mich angesehen, dann dich und wusste sofort Bescheid. Und in genau diesem Moment hat sich mein gesamtes Leben geändert.“ Rainbow stand auf, schaltete das Licht ein und zog die Vorhänge vor, um die herannahende Nacht zu bannen. „Wir sind mit ihr zum Camp gefahren. Bridget und all die anderen Frauen haben mir das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Es sind gute Menschen, mit großartigen Visionen von einer besseren Welt ohne Bomben und Kriege und Gewalt. Wir haben unsere Namen geändert, um hier ein neues Leben anzufangen. Und …“ Sie zuckte die Schultern. „Den Rest kennst du ja.“
    Sophie legte den Löffel in die leere Suppenschale und nickte langsam. Sie kannte die Geschichte, aber bislang hatte sie sie nicht richtig verstanden. Den Mut und die Freundschaft und die Überzeugungen, die dieser Gruppe Frauen die Kraft gab, ihre Kinder alleine großzuziehen und auf die Gesellschaft zu pfeifen, die sie so schmählich in ihren Notlagen im Stich gelassen hatte.
    Sie hatte es sich zu leicht gemacht, ihre Mutter als Baum liebhabenden Hippie abzuschreiben. Jetzt schämte sie sich wegen der Ausreden, die sie vorgebracht hatte, um eine große
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