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GK446 - Der Geisterhenker

GK446 - Der Geisterhenker

Titel: GK446 - Der Geisterhenker
Autoren: A.F.Morland
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zurückkam. Er wollte nicht für den Rest seines Lebens im Land der ewigen Finsternis bleiben.
    Sie gingen durch einen grottenähnlichen Gang. Wieder hörte Torsten Wasser plätschern. Der Gang krümmte sich nach links. Er stieg steil an und führte nach oben.
    Zwischen Büschen, wie sie Torsten noch nie gesehen hatte, endete der Gang.
    Der Gnom wollte sich mit einem Grunzen verständlich machen. Torsten zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, ich verstehe nicht einmal Bahnhof. Sind wir jetzt frei?«
    Der Gedrungene teilte die Zweige auseinander.
    Vor ihnen lag eine mit Felsen übersäte Ebene. Schwärzeste Nacht lastete darüber. Dennoch war die Umgebung genau zu erkennen. Der Gnom schritt auf die ersten Felsen zu. Manche waren so groß wie ein Haus.
    In dem Augenblick, wo der Gnom mit Torsten Klenke zwischen den mächtigen Steinblöcken verschwinden wollte, passierte es.
    Torsten vernahm ein Zischen und wußte instinktiv, daß da ein Pfeil durch die Luft flog.
    »Gnom!«
    Torsten Klenke ließ sich augenblicklich fallen. Als er bemerkte, daß der Kleine nicht schnell genug reagierte, wollte er ihn mit dem Strick zu Boden reißen, doch zu spät.
    Der Pfeil war schon heran.
    Ein Brandpfeil war es!
    Wuchtig hieb er in den Rücken des Gedrungenen, und nun sah Torsten, warum der Gnom so panische Angst vor dem Feuer gehabt hatte. Es war, als wäre der Kleine mit einem hochexplosiven Gas gefüllt. Der Brandpfeil entzündete es und ließ es hochgehen. Mit einem lauten Knall zerplatzte das Wesen aus einer anderen Welt und war nicht mehr vorhanden. Torsten war allein.
    Er warf den Strick weg und drehte sich um.
    Der Verlust des Kleinen schmerzte ihn.
    Wut und Haß verzerrten sein Gesicht.
    Er schaute sich um und sah die beiden Höllenknechte. Einer legte soeben den zweiten Brandpfeil auf die Bogensehne.
    ***
    Torsten sprang auf. Er hetzte zwischen den Felsen hindurch. Einsam, verletzbar, hilflos kam er sich vor. Er wußte nicht, wohin er rennen sollte. Seine Hoffnung, das Land der ewigen Finsternis jemals wieder verlassen zu können, sank tief ab. Wie sollte er zur Erde zurückkehren? Er kannte den Weg nicht. Vielleicht hätte der Gnom Rat gewußt, aber den gab es nicht mehr.
    Und wieder sauste ein Pfeil durch die Luft.
    Torsten Klenke zuckte instinktiv nach rechts. Der Brandpfeil verfehlte ihn und schlug gegen den granitharten Felsen. Er fiel zu Boden und brannte da weiter.
    Der Junge hatte den Eindruck, in ein Labyrinth geraten zu sein. Überall gab es Wege. Welcher war der richtige? Waren alle richtig? War es egal, welchen Weg er einschlug?
    Egal deshalb, weil ihn die Geisterschergen am Ende doch wieder einfangen würden?
    Himmel, alles, nur das nicht!
    Torsten wollte nicht zurück in diesen öden Kerker. Er wollte da nicht auf seine Hinrichtung warten! Es war keine Zeit für die Trauer um den Gnom. Torsten mußte sich beeilen, seine Haut in Sicherheit zu bringen, denn die Verfolger waren ihm auf den Fersen. Sie kannten die Gegend wie ihre Westentasche, aber sie wußten nicht, welchen Weg Torsten wählte.
    Er hörte ihre stampfenden Schritte hinter sich. Der Schweiß rann ihm in breiten Bächen über das Gesicht. Die Todesangst beflügelte seinen Schritt, denn er wußte, daß er verloren war, wenn er es jetzt nicht schaffte, den Höllenknechten zu entkommen. Ein zweiter Fluchtversuch würde ihm bestimmt nicht gelingen, das stand fest.
    Er sprang über Geröll, hüpfte über flache Steine, kletterte zwischen zwei eng beisammenstehenden Felsblöcken hoch. Oben ging es dann nicht weiter, weil die Blöcke regelrecht zusammenwuchsen.
    Was nun?
    Torsten Klenke geriet beinahe in Panik.
    Schon waren die beiden Knechte heran. Sie standen unter ihm, hatten ihn aus den Augen verloren, wußten nicht, daß er über ihnen hing wie eine Fledermaus. Nur kurz blieben sie stehen.
    »Er kann nicht weit sein!« knurrte der eine.
    »Ich höre seine Schritte nicht mehr«, sagte der andere.
    »Er wird sich irgendwo verkrochen haben, aber das nützt ihm nichts, wir kriegen ihn trotzdem.«
    Die Geisterschergen trennten sich.
    Torsten konnte sich kaum noch in dem Kamin halten. Er kletterte vorsichtig hinunter. Die. Knie schlotterten ihm. Er hatte an Kräften nicht mehr allzuviel zu bieten. Nervös blickte er sich um. Wohin jetzt? Die Kerle konnten jederzeit zurückkommen.
    Der Junge entschied sich für eine Richtung, die ihm als die sicherste erschien. Er lief nicht mehr und versuchte, kein Geräusch zu verursachen, das ihn verraten hätte. Der
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