Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK446 - Der Geisterhenker

GK446 - Der Geisterhenker

Titel: GK446 - Der Geisterhenker
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Weg schlängelte sich zwischen hohen, zum Teil nadelschlanken Felsen hindurch.
    Würde diese Steinwüste je ein Ende nehmen?
    Torsten stutzte.
    Er hatte ein Geräusch vernommen. Sofort sprang er zwischen zwei scharfkantige Blöcke, und in der nächsten Sekunde tauchte einer der beiden Geisterschergen auf.
    Der Kerl kam direkt auf Torsten zu, als wüßte er haargenau, daß der Junge sich hier versteckt hatte. Torsten Klenke hielt den Atem an. Verzweifelt hoffte er, daß der Scherge an ihm Vorbeigehen würde, und vielleicht wäre das auch geschehen, wenn nicht im entscheidenden Moment unter Torstens Fuß ein Stein klappernd gewackelt hätte.
    Das war Pech!
    Der Höllenscherge reagierte auf dieses Geräusch sofort. Er stürzte sich auf Torsten. Gleichzeitig rief er seinen Artgenossen herbei. Torsten setzte sich heldenhaft zur Wehr, doch alles Kämpfen nützte nichts. Die Knechte zwangen ihn zur Aufgabe, indem sie ihm beide Arme brutal auf den Rücken drehten.
    Torsten brüllte wie am Spieß, doch das störte die Geisterknechte nicht. Sie hatten den Ausreißer wieder, und das machte sie zufrieden.
    ***
    Nachdem sich Carsten Merz verabschiedet hatte, blieb ein schwerer Kloß in Oliver Kirstes Magen liegen. Was der Freund gesagt hatte, war nicht so einfach unter den Teppich zu kehren.
    Der Geisterhenker hatte sich Torsten Klenke geholt.
    Warum sollte er sich nicht auch ihn holen?
    Mit dieser permanenten Angst mußte Oliver Kirste nun leben. Das war nicht leicht. Noch war es Tag. Aber bald würde es wieder Abend werden, und die Dunkelheit würde Oliver halb verrückt machen. Er würde überall Gespenster sehen. Verdammt, er hätte mit seinen Eltern nach Paris fahren sollen, dann wäre ihm all das erspart geblieben.
    Aber er hatte sich ja in der Seine-Metropole nicht langweilen wollen.
    Nun, Langeweile hatte er hier in Hannover nicht, das stand fest. Im Gegenteil, er kam überhaupt nicht zur Ruhe.
    Und da setzte ihm Carsten Merz auch noch diesen Floh ins Ohr. Herrje…
    Oliver beschloß, nach Hause zu gehen und sich nicht mehr aus der Wohnung zu rühren. Vielleicht konnte Inspektor Fuchert den Spuk vertreiben. Wenn nicht - wer würde dann heute abend als nächster am Galgen baumeln? Torsten Klenke? Sofort hatte Oliver ein schreckliches Würgen im Hals, als würde sich auch um seine Kehle schon eine Schlinge zuziehen.
    In dieser Nacht würde wieder ein Mensch am Höllengalgen sterben.
    Oder gleich mehrere?
    Es war genügend Platz am Balken, und an Schlingen mangelte es dem Geisterhenker bestimmt auch nicht.
    Schrecklich.
    Mit gemischten Gefühlen betrat Oliver Kirste das Haus, in dem er wohnte. Er fuhr nicht mit dem Lift nach oben, sondern ging zu Fuß. Er hatte eine Abneigung gegen Fahrstühle, seit er als sechsjähriger Junge zwischen den Geschossen einmal steckengeblieben war.
    Dritter Stock.
    Oliver kramte in seinen Hosentaschen herum, fand die Wohnungsschlüssel und schloß auf. Eine leere Wohnung kann schon etwas Deprimierendes an sich haben. Oliver konnte verstehen, daß sich manche alleinstehenden Leute deswegen das Leben nahmen. Zum x-tenmale bereute er, nicht mit nach Paris gefahren zu sein, aber daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Er könnte nur noch das Beste aus der Sache machen. Radio hören. Fernsehen. Lesen. Egal, was. Nur nicht denken.
    Er betrat die Wohnung und schloß die Tür hinter sich.
    Versonnen begab er sich ins Wohnzimmer.
    Im selben Moment, wo er den Raum betrat, prallte er entsetzt zurück, denn vor ihm standen zwei Geisterknechte!
    ***
    Ich betrat das Haus, in dem Oliver Kirste wohnte. Ein dünnes Mädchen kam mir entgegen. Sie sprach mit ihrem Rauhhaardackel. Ihre Stimme war eine Beleidigung für meine Ohren. Dazu war sie auch noch häßlich wie die Nacht. Manche Menschen haben es wirklich nicht leicht. Ich ließ sie an mir vorbei und schenkte ihr ein freundliches Lächeln, das mich nichts kostete und ihr Freude machen sollte. Ihr Dackel schnupperte an meinem Hosenbein, und ich hoffte, daß er nicht sein Hinterbein hob.
    »Komm, Afra«, sagte das Mädchen mit der schrillen Stimme. »Komm, du darfst doch fremde Männer nicht belästigen. Das tut ein anständiges Mädi doch nicht.«
    Ich ging weiter, öffnete die Fahrstuhltür und betrat die Kabine. Die Fahrt zum dritten Stock dauerte keine zwei Minuten.
    Oben angekommen, suchte ich an den Türen den Namen Kirste.
    Als ich ihn gefunden hatte und läuten wollte, vernahm ich drinnen einen gepreßten Schrei, und dann klirrte Glas.
    Das bedeutete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher