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GK384 - Die Legion des Bösen

GK384 - Die Legion des Bösen

Titel: GK384 - Die Legion des Bösen
Autoren: A.F.Morland
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»Ich weiß nicht recht. Ich fühle mich im Augenblick nicht so richtig in Form.«
    »Versuch es trotzdem«, verlangte ich, ergriff seinen Arm und führte ihn zu einem Stadtplan, der in der Flughafenhalle in einem Glaskasten hing.
    Der Ex-Dämon konzentrierte sich. Seine perlmuttfarbenen Augen begannen zu glitzern. Ich sah, daß er sich ehrlich anstrengte. Aber hinter uns zog eine Gruppe betrunkener Holländer vorbei, ein Kind weinte, ein Mann meckerte mit seiner Frau, weil er nicht nach Palermo fliegen wollte.
    Es war selbst dem willensstarken Mr. Silver unmöglich, sich in dieser Umgebung geistig abzukapseln. Vielleicht hätte er es in einer Streßsituation geschafft.
    Diesmal hatte er leider Pech damit.
    »Sorry, Tony«, sagte er und zuckte mit den Schultern.
    »Macht nichts. War ja nur ein Versuch.«
    Wir hatten nur leichtes Gepäck mitgebracht. Das trugen wir zum Taxi.
    »Chiesa della Scalzi«, sagte ich zu dem dunkelhäutigen Fahrer, der die blonde Vicky mit seinen schwarzen Glutaugen verschlang.
    Um ihm eine Freude zu machen, setzte ich mich neben ihn. Warum er darauf so sauer reagierte, kann ich bis heute noch nicht verstehen.
    Wir sprachen nicht viel während der Fahrt miteinander. Jeder hing seinen Gedanken nach, und ich machte mir Sorgen um Tucker Peckinpah.
    Gegen Mittag erreichten wir über die Ponte della Libertà Venedig. Wir verstauten unser Gepäck erst einmal in einem Schließfach. Da Vickys Magen knurrte, hielten wir Ausschau nach einem Restaurant.
    Auf der Piazzale Roma fanden wir eines, das uns zusagte. Ich wühlte mich zuerst durch einen Berg Spaghetti Bolognese und aß anschließend ein Beefsteak, das so dünn war, daß man es als Löschblatt hätte verwenden können.
    Nachdem wir zusammen eine Flasche Cabemet getrunken hatten, gingen wir an die Arbeit.
    An der Ponte degli Sqalzi mieteten wir ein Wassertaxi.
    »Wohin?« erkundigte sich der Italiener. Er trug ein weißes T-Shirt mit dicken blauen Streifen.
    »Das würden wir selbst gern wissen«, gab ich zurück.
    So eine Antwort bekam er wohl nicht oft. Er schaute mich entgeistert an. »Murano? Burano?« fragte er. »San Michele? La Certosa?«
    Ich versuchte ihm unsere Situation zu erklären. »Wir haben einen guten Freund in Venedig gewissermaßen verloren und wollen ihn mit Ihrer Hilfe wiederfinden.«
    »Ich helfe Ihnen gern, wenn ich kann.«
    Ich drückte ihm ein paar Lirescheine in die Hand, damit er uns noch lieber half. Diese heißblütigen Italiener verlieren ja so schrecklich leicht die Geduld. Das Geld sollte dazu dienen, daß uns das bei diesem Italiener nicht passierte.
    Er rollte die dunklen Augen, und ich bin nicht sicher, ob er mir nicht die Hand geküßt hätte wie einem Mafia-Capo, wenn ich ihm dazu Gelegenheit gegeben hätte.
    »Unser Freund befindet sich mit einer 24-Meter-Jacht in Venedig. Ich weiß nicht, wie die Jacht aussieht und auch nicht, wie sie heißt. Ich weiß nur, daß sie hier irgendwo vor Anker liegt. Alles klar?«
    »Si, Signore«, sagte der Italiener.
    Und dann begann die Irrfahrt durch Venedig. Im Vorbeiflitzen sahen wir so viele Sehenswürdigkeiten, daß wir sie alle kaum behalten konnten. Von einem Jachtliegeplatz zum anderen fuhren wir, durch Tausende von Kanälen.
    Wir trieben an Inseln und Landzungen vorbei, klapperten die Liegeplätze des Lido di Venezia ab. Die Zeit verging wie im Flug. Aber Tucker Peckinpahs Spur konnten wir nicht finden.
    »Vielleicht ist er mit seiner Jacht ausgelaufen«, sagte Mr. Silver.
    Ich tippte mir an die Stirn. »Er wird auslaufen, wenn er mit uns verabredet ist. Wie finde ich denn das?«
    »Dringende Umstände könnten ihn dazu veranlaßt haben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Peckinpah ist nach wie vor in Venedig. Das weiß ich.«
    »Und woher weißt du das?«
    »Ich weiß es eben!« behauptete ich.
    Mr. Silver zweifelte daran. Aber eine Stunde später erwies es sich, daß ich recht hatte.
    Wir erreichten einen kleinen Hafen nördlich des Canale di Porta Nuova und gingen an Land. Von einer Jacht kamen zwei hübsche junge Mädchen.
    Ich sprach sie an und machte sie mit meinem Problem bekannt, wie ich es in den letzten Stunden immer wieder getan hatte. Was an Tucker Peckinpah prägnant war, zählte ich auf: die ewige Zigarre, die rundliche Erscheinung, das lichte Haar, seine sechzig Jahre -und diesmal auch sein japanischer Begleiter.
    Jetzt fiel der Groschen.
    Ein besseres Merkmal als Yuki Shimo hätte ich nicht nennen können.
    Die Girls wußten plötzlich, von wem ich
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