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GK323 - Der Selbstmord-Bringer

GK323 - Der Selbstmord-Bringer

Titel: GK323 - Der Selbstmord-Bringer
Autoren: A.F.Morland
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benötigte ich aber weitere fünfzehn Minuten, um einen Parkplatz zu finden.
    Tucker Peckinpah war bereits da, als ich das noble Restaurant betrat. Er saß allein an einem Tisch für vier Personen. Ein Aperitif stand vor ihm.
    Der rundliche Verleger mit der unvermeidlichen Zigarre nickte mir ernst zu, als ich seinen Tisch ansteuerte.
    Sobald ich saß, tauchte ein Kellner neben mir auf. Ich bestellte mir einen Pernod. Als ich ihn bekommen hatte, hob ich mein Glas und sagte: »Zum Wohl.«
    »Zum Wohl«, echote der Industrielle. Seine Stimme klang brüchig.
    »Sie machen einen bedrückten Eindruck, Partner. Sagen Sie mir, was Ihnen über die Leber gelaufen ist. Ich werde versuchen, die Sache für Sie wieder ins Lot zu bringen.«
    Zum erstenmal sah Tucker Peckinpah so alt aus, wie er war: sechzig. Daß ihn seine Geschäfte dermaßen streßten, hielt ich für ausgeschlossen.
    Geschäfte machen war sein Leben. Er arbeitete oft vierzehn Stunden am Tag. Das machte ihm nichts aus.
    Etwas anderes mußte ihm empfindlich auf dem Magendrücken.
    »Ich nehme an, Sie lesen täglich die Zeitung, Tony«, sagte Peckinpah.
    Ich nickte. »Außerdem höre ich Radio und sehe fern. Mir entgeht nichts, was auf der Welt passiert.«
    »Dann wissen Sie wahrscheinlich auch über diese mysteriöse Selbstmordserie Bescheid, die in dieser Stadt ihren Anfang genommen hat.«
    »Ich weiß vermutlich weniger darüber als Sie«, gab ich zurück. Ich wußte nur das, was die Massenmedien anboten, während Tucker Peckinpah - selbst ein reicher Mann - sicherlich auch einen Blick hinter die Kulissen geworfen hatte.
    »Ich habe jene drei Männer, die sich das Leben genommen haben, persönlich gekannt, Tony. Das waren Leute, die dem Leben gegenüber absolut positiv eingestellt gewesen waren. Ich kenne ihre Familien. Niemand kann einen Grund für ihren plötzlichen Entschluß nennen, aus dem Leben zu scheiden. Ich habe das untrügliche Gefühl, daß es hierbei nicht mit rechten Dingen zuging.«
    Wenn es irgendwo nicht mit rechten Dingen zuging, war das ganz automatisch mein Fall. »Möchten Sie, daß ich mich darum kümmere?« fragte ich meinen Parnter.
    Tucker Peckinpah nickte. Ich hatte den Eindruck, er befürchtete unterschwellig, daß auch ihm etwas zustoßen könnte, falls er nicht beizeiten etwas dagegen unternahm.
    »Okay«, sagte ich. »Ich nehme die Sache gleich heute in die Hand. Und Ihnen rate ich, London für eine Weile zu verlassen. Sie besitzen ein Haus auf den Bahamas. Sehen Sie nach, ob es noch steht. Gehen Sie auf Wildschweinjagd oder zum Hochseefischen. Ich rufe Sie an, sobald hier alles wieder in geregelten Bahnen verläuft.«
    Ich ahnte nicht, daß es ziemlich lange dauern würde, bis ich diesen Anruf tätigen konnte.
    Peckinpah nahm meinen Rat an.
    Er verließ London.
    Und die mysteriöse Selbstmordserie ging weiter. Wie eine Epidemie grassierte sie in der Stadt. Scotland Yard stand vor einem Rätsel.
    Sergeant Harry Hatch - ich kannte ihn persönlich - leitete die Untersuchungen ohne Aussicht auf Erfolg. Die Zeitungen begannen mit Panikmache.
    Zehn Selbstmordopfer gab es innerhalb weniger Tage. Ein Ende dieser grauenerregenden Serie war nicht abzusehen. Bald stieg die Zahl der Opfer auf fünfzehn.
    Ich versuchte mit zäher Verbissenheit, den roten Faden dieses erschütternden Falles zu finden, um voll einsteigen zu können.
    Doch meine umfangreichen Recherchen ergaben vorläufig ebensoviel wie die Nachforschungen der Polizei: nämlich nichts.
    Zwanzig Todesfälle!
    Sie hatten alle eines gemeinsam: die Selbstmörder waren sehr reich gewesen und mußten von einer Sekunde zur anderen den Verstand verloren haben.
    Niemand konnte sich erklären, wodurch dieser plötzliche Irrsinn hervorgerufen wurde. Jeder Selbstmörder war auf einmal von panischer Todesangst befallen worden.
    Und als sie diese schreckliche Angst nicht mehr ertragen konnten, nahmen sie sich in diesem Anfall von geistiger Umnachtung das Leben.
    Ich stellte mir immer wieder dieselbe Frage: Wovor hatten diese unglücklichen Menschen so furchtbare Angst gehabt?
    Nach zwanzig Toten hatte selbst ein Optimist wie ich das Recht, daran zu zweifeln, ob es mir gelingen würde, dieses Rätsel je zu lösen.
    ***
    »Neiiin!« brüllte Al Scott und schüttelte mit weit aufgerissenen Augen in panischem Entsetzen den Kopf.
    Scott war Zeitungsverleger. Er befand sich in seinem Büro und schien ganz plötzlich vom Wahnsinn befallen zu sein.
    Er war knapp sechzig, hatte eisengraues Haar und ein
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