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GK311 - Die Todesengel

GK311 - Die Todesengel

Titel: GK311 - Die Todesengel
Autoren: A.F.Morland
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ein helles Strahlenbündel Mr. Silvers perlmuttfarbene Augen verließ und sich in die Augen von Jeremy Bron versenkte.
    Die Starre fiel von Bron im selben Moment ab.
    Mr. Silver raunte mir zu, er habe sicherheitshalber alles aus Brons Gedächtnis gelöscht, was mit Octopus zusammenhing.
    Jeremy Bron blinzelte verwirrt und schaute uns erstaunt an. Mr. Silver verdeckte die Blickrichtung auf Melvyn Spaak mit seinem hünenhaften Körper.
    Bron musterte den Hünen mit den Silberhaaren und fragte: »Wo ist Dr. Spaak? Er bat mich um ein Gespräch unter vier Augen…«
    »Dr. Spaak ist leider einem Herzanfall erlegen«, sagte Mr. Silver. Er trat zur Seite, und Bron sah den auf dem Boden liegenden Arzt.
    Jeremy Bron wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen. »Wieso habe ich das nicht mitgekriegt?«
    »Vermutlich hatten Sie zu diesem Zeitpunkt einen kurzen Blackout«, meinte der Ex-Dämon. »Der kann vom Schock ausgelöst worden sein. Sie sahen, was mit Dr. Spaak passierte, erschraken, und als er umfiel, hakte es bei Ihnen für einen Moment aus.«
    Weiterhin verwirrt schüttelte Jeremy Bron den Kopf. »Der arme Dr. Spaak.« Jetzt erst vernahm Bron wieder die Musik, das Gelächter seiner ausgelassenen und fröhlichen Gäste. Seine Brauen zogen sich zusammen.
    Er sagte, er wolle sofort dafür sorgen, daß die Party ein Ende hatte, denn es ginge nicht an, daß die Leute dort oben sich vergnügten, während hier unten ein Toter lag.
    Wir begaben uns mit ihm an Deck.
    Jeremy Bron sprach kurz mit dem Leiter der Musikband. Dann trat er vor das Mikrophon, das auf dem Podium stand, und bat seine Gäste, das vergnügliche Treiben einzustellen, denn es habe an Bord einen bedauerlichen Todesfall gegeben.
    Mr. Silver und ich verließen das Schiff bei der nächsten Anlegestelle.
    Per Anhalter kehrten wir nach London zurück.
    Als wir uns in meinen 504 TI setzten, schnarrte das Autotelefon. Ich holte den Hörer aus der Halterung und meldete mich.
    »Endlich«, stöhnte am anderen Ende eine Frau. »Seit einer halben Stunde versuche ich Sie schon zu erreichen.«
    Ich kramte in meinem Gedächtnis herum. Wem gehörte diese Stimme? Ach ja! Das war Norma Wheeler, Spaaks ehemalige Haushälterin. Sie wohnte noch in meinem Haus.
    »Etwas Dringendes, Miß Wheeler?« fragte ich.
    »Jemand vom St. James Hospital hat angerufen. Mr. Brennan hatte einen Unfall.«
    »Mit dem Wagen?«
    »Nein, er fiel von einem Dach…«
    »Wie geht es ihm?«
    »Den Umständen entsprechend. Er hat nach Ihnen verlangt. Er möchte, daß sie so schnell wie möglich zu ihm kommen. Er hat Ihnen etwas Wichtiges zu sagen.«
    »Ich fahre sofort zu ihm, vielen Dank, Norma«, sagte ich und legte auf. »Barry Brennan ist von einem Dach heruntergefallen«, sagte ich zu Mr. Silver.
    »Was hatte er dort oben zu suchen?«
    »Er war bestimmt nicht als Schlafwandler unterwegs, soviel steht für mich fest!« erwiderte ich und fuhr los.
    ***
    Der rechte Arm, das linke Bein und das Becken waren gebrochen, und Barry Brennan war so dick in Gips eingepackt, daß er sich nicht rühren konnte. Dennoch wußte er, daß er unwahrscheinliches Glück gehabt hatte.
    Er war mit dem Leben davongekommen.
    Wenn es Eileen gelungen wäre, ihn zu küssen, wäre er unweigerlich verloren gewesen.
    Eileen!
    Allein der Gedanke an sie machte ihn schaudern.
    Im Moment war der Doktor bei Brennan. Der Arzt beugte sich über den Patienten und fragte: »Wie fühlen Sie sich?«
    »Wie mein eigenes Denkmal«, antwortete der Bibelforscher.
    »Freut mich, daß Sie das Ganze mit Humor tragen. Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Brennan. Wir kriegen Sie schon wieder hin. Nur… Es wird eine Weile dauern, aber wenn Sie die nötige Geduld aufbringen, machen wir Sie wieder so gut wie neu.«
    »An meiner Geduld wird’s nicht fehlen, Doktor.«
    »Das ist vernünftig. Ich wollte, alle Patienten wären so einsichtig wie Sie. Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Natürlich, Doktor.«
    »Was um alles in der Welt hatten Sie auf diesem Dach zu suchen?«
    »Ich hatte gehofft, Sie würden mich etwas anderes fragen.«
    »Sie möchten nicht darüber sprechen?«
    »Nein.«
    »Okay. Schon akzeptiert«, sagte der Arzt. Er hatte rosige Wangen, wasserhelle Augen und einen spärlichen Bartwuchs auf der Oberlippe. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Im Augenblick nicht.«
    Der Doktor nickte und verließ das Krankenzimmer. Barry Brennan schloß die Augen. Großer Gott, was war seit dem vergangenen Abend nicht alles vorgefallen.
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