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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon
Autoren: A.F.Morland
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Rials überbringen!« sagte Mesos scharf.
    Tahir Khan fuhr sich bestürzt an die Brust. Er schluchzte verzweifelt auf. »Das ist alles, was ich besitze!«
    »Der geflügelte Stier wird das zu schätzen wissen.«
    »Oh, Allah, steh mir bei!«
    Am anderen Ende des Drahtes entstand ein seltsames Zischen. Tahir Khan spürte, wie der Hörer in seiner Hand entsetzlich heiß wurde. Das Ding fing grell zu leuchten an. Khan riß den heißen Hörer von seinem Ohr. Er schrie erschrocken auf und schleuderte den Hörer in die Gabel. An seinem Ohr bildeten sich schmerzhafte Brandblasen. Ebenso an der Hand, die den Hörer gehalten hatte. Zitternd stand Tahir Khan mitten im Wohnzimmer. Immer noch konnte er dieses furchtbare Zischen hören. Und plötzlich ging ein heftiges Beben durch sein Haus. Kahn drehte sich schreiend um die eigene Achse. »Verschone mich!« brüllte er verstört. »Ich flehe dich an, Mesos, verschone mich!«
    Ein wüster Sturm fegte mit einemmal durch den Raum. Die heiße Luft packte Tahir Khan und schleuderte ihn zu Boden. Der Mann schrie vor Schmerz auf. Er rollte herum, kämpfte sich wieder hoch, stemmte sich entsetzt gegen den Sturm.
    Die Gemälde an den Wänden klapperten.
    Das Kabel fiel plötzlich vom Telefon ab, und kaum hatte es den Boden berührt, verwandelte es sich in eine rot glühende Giftschlange, die zischend auf den verstörten Mann zukroch.
    »Nein!« kreischte er, so laut er konnte. Er dachte, sein überreizter Geist würde ihm einen Streich spielen. Ein Telefonkabel, das sich in eine Schlange verwandelt. Das gibt es nicht. Und trotzdem konnte er die Schlange sehen. Eine Halluzination? Schritt für Schritt wich Tahir Khan vor dem widerlichen Reptil zurück. Stöhnend stieß er gegen die Wand. Gelähmt schaute er die Schlange an. Sie erreichte ihn, kroch an seinen Beinen hoch, wand sich um seinen vor Angst starren Leib, riß das zischende Maul auf und biß ihn in den Hals.
    Eine furchtbare Schmerzwelle überflutete den Mann.
    Röchelnd brach er zusammen…
    ***
    Vladek Rodensky stieg in einem Hotel der INTO-Hotelkette ab. Es gibt fünfzig davon in ganz Persien. Er war mit dem Zimmer sehr zufrieden, verstaute seine Sachen in den Einbauschränken, nahm eine Dusche und begab sich dann ins Hotel-Restaurant, um seinen Gaumen mit Tschelo Kebab zu verwöhnen. Das ist ein Nationalgericht aus Reis, Hammelfleisch, Zwiebeln, Sumach, Joghurt, Eigelb und Butter.
    Es war Mittag, und draußen vor dem INTO-Hotel flimmerte die Luft. Im Speisesaal war es jedoch angenehm kühl. Der Raum war erfüllt vom Stimmengemurmel der Gäste und vom dezenten Geklapper des Bestecks. Livrierte Kellner wieselten wie gute Geister zwischen den Tischen hindurch. Sie waren niemals aufdringlich, waren jedoch stets zur Hand, wenn man einen Wunsch hatte.
    Nun war Rodensky also hier in der Stadt, die unter der Knechtschaft des geflügelten Stiers ächzte. Er hätte nichts davon gemerkt, wenn er den Bericht seines Freundes nicht gehört hätte. So aber schaute Rodensky die Leute, mit denen er zu tun hatte, mit anderen Augen an, und da sah er dann dieses furchtsame Flackern in den großen dunklen Augen, dieses heftige Zusammenzucken wegen Nichtigkeiten, dieses nervöse Suchen nach einem möglichen Feind…
    In dieser Stadt regierte die Angst.
    Eine Angst, über die keiner sprechen wollte. Eine Angst, die jeder bestritt, obwohl sie klar und deutlich in jedermanns Blick war.
    Nach dem Essen begab sich Vladek Rodensky in die Hotel-Bar. Hier konnte man alles haben, was die Welt an Spirituosen zu bieten hatte. Rodensky verlangte einen doppelten Bourbon und bekam ihn umgehend. Auf dem Hocker neben ihm saß ein Mann mit glasigen Augen. Seine Züge waren europäisch. Er war blond, kräftig, sah gut aus, war salopp gekleidet, und er bestellte in diesem Augenblick gerade seinen x-ten Whisky.
    Vladek beachtete den Mann nicht weiter.
    Der Brillenfabrikant vertiefte sich in seine Überlegungen. Es wäre unsinnig gewesen – und eine reine Zeitverschwendung obendrein –, darauf zu warten, bis irgend etwas passierte. Grundfalsch wäre diese Verhaltensweise gewesen. Nein, Vladek Rodensky hatte etwas anderes vor: er wollte den ersten Schritt auf die geheimnisvolle Bande des geflügelten Stiers zu machen. Aber in welche Richtung sollte er gehen? Man sagt zwar, alle Wege führen nach Rom, aber traf das auch in diesem Fall zu? Führten hier ebenfalls alle Wege zu jener mysteriösen Bande?
    Vielleicht, dachte Rodensky, während er sein Glas leerte, sollte
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