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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon
Autoren: A.F.Morland
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stieß gegen Reisende, murmelte unverständliche Entschuldigungen, fing zu laufen an, erreichte die Waschräume, warf die Tür auf, eilte hinein – noch schnell einen Blick über die Schulter zurückwerfend. Die Männer sprachen miteinander. Und ihr Ziel – o Allah – waren ebenfalls die Waschräume.
    Tahir Khan fing an zu schwitzen.
    Da kamen sie, die Schergen des geflügelten Stiers, kamen, um ihn zurückzuholen.
    Sie würden ihn zu Mesos bringen, und der Gesichtslose würde ihn mit der Gewalt seiner ganzen Wut treffen.
    Khan schaute sich erregt um. War er den beiden in die Falle gegangen? Sein flatternder Blick heftete sich auf eines der Milchglasfenster. Im nächsten Augenblick rannte er los. Seine fahrige Hand riß den Fensterriegel herum. Ehe die Männer den Waschraum erreichten, fegte Khan den Fensterflügel zur Seite. Er schwang sich sogleich nach draußen, sprang die eineinhalb Meter zur Betonpiste hinunter, lief durch den Schatten des Gebäudes und bog atemlos um die Ecke.
    Dort lehnte er sich keuchend an die Wand.
    Er wartete, lugte vorsichtig zurück. Die Verfolger kamen nicht. Geschafft. Tahir Khan tat einen erleichterten Atemzug. Er warf einen Blick auf seine Uhr. In fünf Minuten würde er im Flugzeug sitzen und dieses Land, in dem man nicht mehr leben konnte, für immer verlassen. Fünf Minuten waren noch zu überstehen, dann konnte ihm nichts mehr passieren.
    Khan wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
    Plötzlich vernahm er ein unerklärliches Knirschen, und er roch fauligen Schwefelgestank.
    Erschrocken schaute er sich um.
    Im nächsten Moment weiteten sich seine Augen in namenlosem Grauen. Der Beton vor ihm bekam Risse und Sprünge.
    Eine furchtbare Gewalt ließ den rauhen Boden bersten. Eine höllische Kraft zerstörte die Piste.
    Und dann geschah das Unfaßbare. Tosend brach der Boden auf. Eine riesige Krallenhand schoß aus der Erde hervor. Groß genug, um einen Menschen zu umschließen. Die schwarzen, behaarten Finger schnappten auf. Tahir Khan wollte losbrüllen, doch kein Laut kam über seine blutleeren Lippen. Die mächtige Hand schoß auf ihn zu, packte ihn, preßte ihn wie ein kleines Spielzeugmännchen aus Plastik zusammen und riß ihn mit sich in die unendliche Tiefe des Grauens und der immerwährenden Pein.
    Kaum war die Riesenfaust verschwunden, schloß sich das große Loch in der Betondecke wieder. Als würde ein Film zurücklaufen, so verschwanden die schwarzen Risse im Boden.
    Bald war nicht mehr zu erkennen, wo die Faust den Beton zerstört hatte.
    Und kein Mensch hatte mitbekommen, wie Tahir Khan verschwunden war…
    ***
    Die Schergen des geflügelten Stiers kamen über die Feuertreppe. Zwei Perser waren es, mit finsteren Mienen und olivfarbener Haut, wettergegerbt und hart wie Leder. Ihre Fäuste waren schwer und groß wie Schmiedehämmer. An ihrem Hals sah man kräftige Sehnen. Man mußte über überdurchschnittliche Kräfte verfügen, wenn man sie besiegen wollte. Die Wange des einen war von einer häßlichen roten Narbe verunstaltet. Er blieb nun stehen.
    »Was ist?« fragte der andere.
    Der Mann mit der Narbe legte den Finger auf die Lippen und bedeutete seinem Begleiter, still zu sein. Sie lauschten hinter der Tür, vor der sie stehengeblieben waren. Jenseits dieser Tür lag der Hotelkorridor. Das leise Rasseln von Geschirr war zu vernehmen. Es entfernte sich. Der Mann mit der Narbe öffnete vorsichtig die Tür und sah einen Zimmerkellner, der einen hohen Servierwagen vor sich herschob. Erst als der Kellner nicht mehr zu sehen war, machte der eine Perser die Tür ganz auf. Die Männer schlüpften hindurch, ohne ein Geräusch zu verursachen. Sie orientierten sich kurz an Hand der Zimmernummern.
    Der mit der Narbe wies auf eine bestimmte Tür. »Hier ist es.«
    »Klopf an!« sagte der andere.
    Mit angespannten Gesichtern traten sie an die Zimmertür. Der Kerl mit der Narbe klopfte laut und vernehmlich.
    Drinnen fragte ein Mädchen auf englisch: »Ja, bitte?«
    »Eine Nachricht von der Hotelleitung für Sie, Miß Ford«, gab der Perser auf englisch zurück.
    Schritte näherten sich der Tür. Die Männer spannten ihre Muskeln an. Gebannt starrten sie auf die Tür. Melissa Ford zögerte einen kleinen Moment. Dann wollte sie die Tür einen Spalt weit aufmachen. Der Mann mit der Narbe trat jedoch blitzschnell gegen das Holz. Die Tür knallte gegen das Mädchen. Melissa stieß einen krächzenden Schrei aus und flog zurück.
    Mit einem weiten Satz waren die
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