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GK175 - Dämonenhochzeit

GK175 - Dämonenhochzeit

Titel: GK175 - Dämonenhochzeit
Autoren: A.F.Morland
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Doch damit war das Floß nicht zu stoppen. Es entschwand allmählich den Blicken des aufgeregten Mannes. Thinnes wollte jedoch nicht so schnell aufgeben. Er hetzte zu seinem Wagen zurück und raste zur Mole. Wenig später brauste er mit, seinem Boot auf das Meer hinaus. Seine Augen glänzten vor Eifer, versuchten die Dunkelheit zu durchbohren. Verbissen suchte er nach dem unheimlichen Floß, das niemand lenkte, und das trotzdem unbeirrbar seinen verderblichen Weg fand.
    ***
    Mein Herz blieb stehen, als ich das Floß erblickte. Vicky lag auf den schwarzen Bambusstämmen. Mir wurde ganz schwindelig vor Aufregung. Ich preßte das Nachtglas entsetzt an meine Augen. Kalte Schauer jagten mir über den Rücken. Da kam Vicky. Sie befand sich auf diesem Teufelsgefährt und war auf dem Weg zu Ximbarro.
    »Silver!« keuchte ich verstört. Ich wollte dem Hünen das Nachtglas geben, doch er brauchte es nicht. Er konnte auch so alles genau erkennen. Ich war völlig durcheinander. Ich wollte meinem Mädchen helfen. Ximbarro durfte sie nicht kriegen. Um keinen Preis. Ich war bereit, mich in Stücke reißen zu lassen. Ich wollte alles auf mich nehmen – nur Vicky durfte nichts geschehen. Nervös griff ich zum Anlasser.
    »Warte noch!« sagte Mr. Silver.
    Ich blickte ihn erschrocken an. »Bist du verrückt? Ich lasse nicht zu, daß dieser Teufel meine Freundin kriegt!«
    »Wir werden ihr folgen. Man wird sie zu Ximbarro bringen. So werden wir den Weg zu ihm finden«, sagte Mr. Silver.
    Ich schüttelte wie im Fieber den Kopf. »Das ist mir zu gefährlich. Viel zu gefährlich. Vicky darf unter gar keinen Umständen etwas passieren.«
    »Es wird ihr nichts passieren, wenn wir in ihrer Nähe sind.«
    »Das sagt sich so leicht. Aber wir kennen Ximbarros Macht noch nicht.« Ich wollte den Motor anlassen. Mr. Silver drängte mich mit sanfter Gewalt zurück. Wieder verlangte er von mir einen kühlen Kopf. O Gott, nichts fiel mir schwerer als das. Wenn es um mein Mädchen ging, drehte ich durch. Wenn ich Vicky in Gefahr wußte, hakte bei mir der Verstand aus. Dann warf ich mich ohne Rücksicht auf Verluste mitten in die Hölle hinein. Vicky war mein Heiligtum. Vicky war die einzige schwache Stelle, die ich hatte.
    »Nur noch einen ganz kleinen Moment, Tony!« sagte Mr. Silver eindringlich. Ich konnte ihn nicht verstehen. Er hing an Vicky genauso wie ich, das wußte ich. Um so weniger konnte ich begreifen, woher er die Kraft nahm, so entsetzlich kalt zu bleiben, die Chancen abzuwägen und vor allem zu warten.
    Ich riß das Nachtglas wieder hoch. Das Floß hatte bereits die Korallenbank erreicht. Vicky ging an Land. Ihre Bewegungen hatten etwas Majestätisches an sich. Ich bekam kaum Luft. Vier bleichgesichtige Kerle nahmen das Mädchen in Empfang und gingen auf eine Zederngruppe zu.
    »Jetzt!« sagte Mr. Silver. Seine Stimme klang scharf wie ein Schuß. In fliegender Hast startete ich die Maschine. Es gab wieder dieses knirschende, knisternde Geräusch, als wir den magischen Ring durchbrachen, den Ximbarro um seine Insel gelegt hatte. Diese verdammte Hölleninsel! Sollte sie uns allen zum Verhängnis werden?
    »Vorsicht!« rief plötzlich Mr. Silver. »Das Floß!«
    Ich sah das unheimliche Ding auf uns zukommen. Es hatte in dem Moment von der Korallenbank abgelegt, als wir den Ring durchbrochen hatten. Nun kam es mit großer Geschwindigkeit auf uns tu. Ich versuchte ein Ausweichmanöver, aber das Floß änderte sogleich ebenfalls die Richtung und blieb auf Kollisionskurs.
    Meine Handflächen wurden feucht. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte ich, was uns gleich zustoßen mußte. Das unheimliche Floß glitt wie ein schwarzer Schatten über das Wasser, als hätte es überhaupt keinen Widerstand zu überwinden. Als wäre es ein Luftkissenfahrzeug. Es wischte geisterhaft auf uns zu. Ich biß die Zähne zusammen, kurz bevor es passierte. Dann klammerte ich mich am Steuer fest. Und einen Sekundenbruchteil später donnerte das Gespenster-Floß mit höllischer Gewalt gegen unser Motorboot.
    Der Aufprall riß mich nieder. Ich schlug mir irgendwo den Kopf an, war für einen Augenblick benommen. Da vernahm ich ein gräßliches Kreischen. Wenn ich in dieser Hinsicht nicht schon so vieles erlebt hätte, hätte ich es nicht geglaubt. Ich hätte an meinem Verstand gezweifelt.
    Der bleiche Totenschädel hatte sich von der Standarte gelöst. Wie ein hellleuchtende Kugel flog er auf mich zu. Sein Mund war weit aufgerissen, und er stieß diesen entsetzlichen,
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