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GK175 - Dämonenhochzeit

GK175 - Dämonenhochzeit

Titel: GK175 - Dämonenhochzeit
Autoren: A.F.Morland
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nicht mehr so wohl gefühlt. Er war in dieser Nacht unwahrscheinlich glücklich, ohne sagen zu können, weshalb. Der Alkohol schloß sein Herz auf. Er hätte die ganze Welt umarmen und küssen können. Gott, war es schön, zu leben.
    Bancroft sah nicht im entferntesten aus wie ein Mann, der die meiste Zeit am Tag hinter einer Theke saß. Er hatte breite Schultern, schmale Hüften, sah eher aus wie ein Playboy, von denen es auf den Bahamas eine ganze Menge gab.
    Mit unsicheren Schritten machte er sich auf den Heimweg. Zum Unterschied zu vielen anderen Bewohnern der Bahamas war Bancroft hier zur Welt gekommen. Die ersten zwanzig Jahre seines Lebens hatte er auf Long Island in Clarence Town verbracht. Und nun wohnte er bereits seit zehn Jahren auf New Provideriee, ein wenig außerhalb von Nassau, der Hauptstadt der etwa 700 Inseln.
    Obwohl es schon spät war, wählte Roy nicht den kürzesten Weg. Er hatte den Wunsch, das Meer zu sehen, sein leises Rauschen zu hören, die Natur auf sich einwirken zu lassen. Insgeheim hoffte er, dadurch auch ein bißchen nüchterner zu werden. Vilma, seine Frau, hatte es nicht so gern, wenn er – was ja gottlob nicht häufig vorkam – zu schwer geladen hatte.
    Während er noch auf dem Weg zum Strand war, hatte er plötzlich den verschwommenen Eindruck, jemand würde ihm folgen. Irritiert wandte er sich um. Hatte einer seiner Freunde bemerkt, daß er die Bar heimlich verlassen hatte? Mit glasigen Augen suchte Roy die Person, die er hinter sich glaubte. Aber da war niemand. Die Straße war leer. Irgendwo lachten zwei Männer. Aber die waren weit von ihm entfernt.
    Verwundert schüttelte Bancroft den Kopf. »Na sowas. Junge, jetzt mußt du auf dich achtgeben. Du leidest bereits am Verfolgungswahn. Als nächstes siehst du dann entweder weiße Mäuse oder kleine grüne Männchen.« Roy lachte verhalten und setzte seinen Weg fort.
    Aber dieses seltsame Gefühl, das er sich nicht erklären konnte, blieb. Irgend etwas stimmte da nicht. Bancroft spürte immer deutlicher, daß sich jemand hinter ihm befand. Mit einemmal fühlte er sich unbehaglich. Zeitweise blieb er stehen. Manchmal drehte er sich ganz schnell um. Nichts. Eine leere Straße. Und doch hätte Bancroft schwören können, daß er diesen Weg seit einigen Minuten nicht mehr allein ging.
    Da er betrunken war, stürmten abenteuerliche Gedanken auf ihn ein. Er dachte an Straßenräuber, die es auf seine Brieftasche abgesehen hatten. Sie konnten nicht wissen, daß es bei ihm nichts zu holen gab. Er hatte fast sein ganzes Geld in der Bar gelassen.
    Teufel, jetzt wollte er endlich wissen, was da gespielt wurde. Er versteckte sich schnell in einem Hibiskusstrauch und wartete. Die Unruhe, die sich seiner bemächtigt hatte, ließ ihn schneller atmen. Er lauschte angestrengt, doch er hörte nur sein eigenes Herz klopfen.
    Und in seinen Ohren brauste der Alkohol.
    »Verdammt, was soll der Blödsinn?« laute Bancroft ärgerlich; »Bin ich nun so verrückt, um mir so etwas bloß einzubilden, oder ist da wirklich jemand hinter mir her? Wieso kann ich den Kerl nicht sehen? Was bezweckt er mit diesem Unfug? Will er mir Angst machen? Wenn er das vorhat, ist er gewaltig auf dem Holzweg. Roy Bancroft fürchtet sich nicht so schnell vor jemandem. Ist ja lächerlich, nachts hinter jemandem herzuschleichen und sich nicht zu zeigen. Sowas tut nur einer, der nicht alle Tassen im Schrank hat.« Bancroft machte den Hals lang. »He!« rief er in irgendeine Richtung. »Ich finde, jetzt reicht es. Wenn Sie mir noch weiter folgen, kann es passieren, daß Sie von mir ’ne gewaltige Tracht Prügel beziehen!«
    Roy hielt die Luft an und wartete auf irgendeine Reaktion. Aber nichts passierte. Mürrisch wandte er sich um und setzte seinen Weg fort. Er war unsicher geworden. Konnte es sein, daß er sich das alles nur einbildete? War am Ende gar niemand hinter ihm her? Wenn es so war, dann machte er sich ganz schön lächerlich.
    Bancroft strebte dem Strand zu. Eine sanfte Brise wehte landeinwärts und streichelte mit luftigen Fingern Palmen, Bougainvilleas und Fragipäni. In dieses geisterhafte Flüstern mengte sich das leise Rauschen des Meeres.
    Roy ging etwas schneller. Vielleicht war der seltsame Verfolger auf diese Weise abzuschütteln. Vorhin hatte Bancroft behauptet, man könne ihm nicht so schnell Angst machen. Doch nun fühlte er sich nicht mehr so ganz wohl in seiner Haut. Gegen die wahre Angst ist kein Kraut gewachsen. Sie sitzt tief in jedem Menschen und
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