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GK099 - Das Bildnis des Samurai

GK099 - Das Bildnis des Samurai

Titel: GK099 - Das Bildnis des Samurai
Autoren: A.F.Morland
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einfach zu viele verschiedene Ansichten hatten.«
    »Worüber?«, fragte Kommissar Nobunaga.
    »Über alles. Auch über die Männer natürlich.«
    »Sie hat sich vor der Hotelzimmertür eines Amerikaners namens James Mey umgebracht. Kennen Sie diesen Namen?«
    »Das war also M.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Michiko hatte die Gewohnheit, ihre Verehrer nur mit einem Buchstaben zu nennen. Mey war M. Dann gab es einen A., einen R., einen Z. und so weiter.«
    »Mich würde interessieren, was sie an dem Tag gemacht hat, bevor sie sich das Leben nahm«, sagte Nobunaga.
    »Da hat sie sich mit J. getroffen.«
    »Mit J.?«
    »Ja. Sie hat es mir am Telefon gesagt. Sie hätte eine Verabredung mit J.«
    »Ist das der Anfangsbuchstabe eines Vor- oder eines Zunamens?«
    »Darauf könnte Ihnen nur Michiko antworten, Kommissar.«
    »Wissen Sie, ob es sich bei diesem Mann um einen Ausländer oder um einen Japaner gehandelt hat?«
    »Auch das weiß ich nicht. Tut mir leid, Kommissar.«
    Nobunaga seufzte.
    »Ich kann nicht behaupten, dass Sie mir eine große Hilfe waren, Mitsuko.«
    »Was haben Sie denn erwartet?«, fragte das Tanzgirl. »Dass ich Ihnen Ihren Fall löse?«
    ***
    Ein finsteres Kellergewölbe. Fackelschein. Zuckendes Licht. Unheimliche Stille. Und plötzlich das Knurren eines bösartigen Unholds, der nicht zu sehen war.
    Ein hässlicher Mann warf sich in der Mitte des nasskalten Gewölbes auf die Knie. Er verneigte sich so tief, dass seine Stirn den dreckigen Boden berührte.
    »Hier bin ich, Herr. Bin gekommen, um deine Befehle entgegenzunehmen!«
    Wieder knurrte der Unhold.
    Der Mann wagte den Kopf nicht zu heben.
    Er kniete vor einer alten, bröckeligen Mauer. Das Fackellicht warf gespenstische Schatten darüber.
    Plötzlich wurde die Mauer transparent.
    Eine Grauen erregende Gestalt wurde sichtbar. Der Körper dieses abscheulichen Monsters war mumifiziert.
    Die Haut über dem teilweise skelettierten Kopf war grau. Ein tief liegendes Augenpaar begann nun stumpf zu schimmern.
    »Sprich zu deinem Diener, O Herr!«, verlangte der Kniende mit hündischer Unterwürfigkeit.
    »Höre, was ich dir zu sagen habe!«, dröhnte die Mark erschütternde Stimme aus der Wand.
    »Ja, Herr. Ja!«
    »Es wird ein Mann in unsere Stadt kommen! Ein Mann, der sich Anthony Ballard nennt! Er ist unser größter Feind. Deshalb wirst du ihn töten!«
    Die Transparenz der Mauer verschwand.
    Der Mann hob nun langsam den Kopf. Er war allein in dem unheimlichen Kellergewölbe.
    Schnell sprang er auf die Beine. Anthony Ballard! dachte er. Und er nickte. Ja, er würde diesen Ballard töten. Er fühlte sich dazu imstande.
    ***
    Ich weiß nicht, wie lange unsere Maschine über dem nächtlichen Tokio flog. Es mögen zwanzig oder dreißig Minuten gewesen sein.
    Ich verlor damals jegliches Zeitgefühl.
    Unter der Maschine breitete sich ein Meer von Millionen Lichtern aus. In allen erdenkbaren Farben. Grün, gelb, rot, blau, orange, weiß… Ein glitzerndes, leuchtendes Meer, das, wie von einer gewaltigen Flutwelle getragen, aus der dunklen Weite des Ozeans emporzusteigen schien und das Land unter uns lückenlos bis zum Horizont bedeckte.
    Es war ein traumhaft schöner Anblick. Zugleich aber auch beängstigend.
    Hier war eine Stadt, deren schier unermessliche Weite alle bisher bekannten Größenordnungen sprengte, deren Dimensionen über das menschliche Fassungsvermögen hinausreichten.
    Dann kam die Landung auf dem internationalen Flughafen Heneda, vierzehn Kilometer südöstlich der Stadt.
    »Hier können wir uns auf einiges gefasst machen«, sagte ich zu meiner Freundin Vicky Bonney und lächelte sie an.
    »Wieso?«, fragte mein blond gelockter Engel.
    »Angeblich werden in Tokio jeden Tag drei Millionen Kopfschmerztabletten verkauft. Tokio soll die lauteste Stadt der Welt sein.«
    »Wir werden es überstehen«, meinte Vicky zuversichtlich.
    Ich wandte den Kopf nach rechts.
    Da saß Mr. Silver, mein neuer Freund und Kampfgefährte.
    Ich hatte ihn mir aus dem zwölften Jahrhundert in unseres herübergeholt. Er war mal ein Dämon gewesen.
    Heute war er es nicht mehr. Heute bekämpfte er seine ehemaligen Artgenossen, die ihn ausgestoßen hatten.
    Wenn er aufrecht stand, war er mehr als zwei Meter groß. Und er hatte die größten und kräftigsten Muskeln, die ich jemals gesehen hatte. Er war eine Art Herkules. Attraktiv. Markantes Gesicht. Graue Augen. Die dichten Brauen darüber hatten einen silbernen Stich, und das volle Haar, das seinen Kopf umschloss,
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