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GK0200 - Das Todeskarussell

GK0200 - Das Todeskarussell

Titel: GK0200 - Das Todeskarussell
Autoren: Jason Dark
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die Strecke verkürzte. Der Weg führte zwischen Gärten und Hinterhöfen zur Hauptstraße.
    Frank hatte seinen Lumberjack bis zur Brust geöffnet. Der Fahrtwind blähte die Jacke auf. Darunter trug Spiro einen warmen gestrickten Pullover. Die Jeans waren aus derbem Stoff. Sie hielten schon einiges aus. Genau wie die Schuhe.
    Frank Spiro war ein richtiger Naturbursche. Er hatte blondes, dichtes Haar, einen kräftigen Körperbau und Hände, die zupacken konnten. Erst fünfundzwanzig Jahre hatte er auf dem Buckel. Seine Frau war neunzehn. Er hatte sie kennengelernt, als er sechzehn war. Spiro gingen bei jeder Fahrt zur Arbeitsstelle die gleichen Gedanken durch den Kopf. Auch träumte er immer wieder von einer besseren Zukunft und davon, daß ihm mal eine Tankstelle gehörte. Ein Dynamo sorgte für Licht. Aber viel war im Schein der Fahrradlampe auch nicht zu erkennen. Die Leistung des Dynamos war zu schwach.
    Der Weg beschrieb eine Kurve, führte weiter nach Westen, weg vom Dorf und auf die Hauptstraße zu. Frank Spiro kannte die Strecke. Er wußte, daß er in wenigen Minuten den Platz passieren würde, auf dem einige Buden und ein Karussell zum Verschrotten standen. Die Sachen rosteten und moderten schon seit Jahren vor sich hin. Niemand hatte daran gedacht, sie wegzuräumen. Spiro hatte seinen Chef einmal danach gefragt und eine seltsame Antwort bekommen. Doug McMahon war erst blaß geworden und hatte dann geflüstert: »Junge, darum kümmere dich mal nicht. Die Buden und das Karussell sind verhext.«
    Frank hatte natürlich weiter forschen wollen, doch er hatte aus seinem Chef nichts mehr herausholen können.
    Immer wieder fiel Frank Spiro die Geschichte ein, wenn er den Platz passierte.
    Auch heute.
    Nun, Frank Spiro glaubte nicht an Geister oder Hexen. Er fuhr jedesmal über den Platz, und geschehen war noch nichts. Schon sah er die Brandmauer auftauchen. Er ahnte nicht, daß hier sein Kollege Kovac vor wenigen Stunden eine Ginflasche zertrümmert hatte. Frank Spiro bog um die Mauerecke und radelte über den freien Platz. Der Mond gab genügend Licht, um das Karussell erkennen zu können. Er fuhr immer daran vorbei und danach in eine kleine Gasse zwischen zwei Buden. Von dort ging es dann über einen schmalen Wiesenstreifen in Richtung Straße.
    Plötzlich hatte Frank Spiro das Gefühl, von einer eiskalten Totenhand berührt zu werden.
    Sein Herz übersprang einen Schlag.
    Kräftig trat Spiro die Rücktrittbremse.
    Das Rad rutschte auf dem glatten Boden noch weiter und kam dicht vor dem Karussell zur Ruhe.
    Direkt neben dem Gehenkten.
    Spiro sprang vom Rad. Seine Augen weiteten sich entsetzt. Er konnte nicht fassen, was er sah.
    Erst als die Füße des Gehenkten seine Brust berührten, entlud sich all sein Schrecken in einem grauenhaften Schrei…
    ***
    Die Nachricht, daß jemand am Karussell hing, schlug in dem kleinen Ort ein wie eine Bombe. Blitzschnell hatte sich die Neuigkeit herumgesprochen, und die ersten Gaffer trafen noch vor der hastig alarmierten Polizei ein.
    Das heißt, die Polizei war schon anwesend, aber Constabler Bradburry schaffte es nicht, die Neugierigen vom Tatort fernzuhalten. Er wurde kurzerhand zur Seite gedrängt. Fast jeder Einwohner wollte den Gehenkten sehen und ihn bestaunen.
    Nur Frank Spiro hielt sich im Hintergrund. Irgend jemand hatte ihm eine Taschenflasche mit Brandy gegeben, und Spiro nahm auf nüchternen Magen zwei kräftige Schlucke.
    Constabler Bradburry hatte die Mordkommission in Bewegung gesetzt. Die Beamten kamen aus Brighton und hatten dreißig Meilen zu fahren.
    Natürlich schwirrten die tollsten Gerüchte herum. Eine alte Frau keifte immer wieder: »Ich habe es euch ja gleich gesagt. Einmal kommt der Tag der Rache. Dieses Dorf hat schwere Schuld auf sich geladen, und alle werden dafür büßen.«
    »Sei doch ruhig, du alte Vettel!« fuhr sie der Pfarrer an. Er war ein Mann mit spiegelblankem Kopf, und nur an den Seiten wuchsen ein paar Haarsträhnen. Allerdings fühlte auch er sich nicht wohl in seiner Haut.
    Schließlich kam die Mordkommission. Leiter war Inspektor Fenton, ein noch junger Mann, der innerhalb von zwei Jahren Karriere gemacht hatte, und dies auf Kosten seiner Kollegen. Der Beliebtheitsgrad ließ sich nicht einschätzen.
    Trotz der frühen Stunde sah Fenton aus, wie aus dem Ei gepellt. Sein modischer Anzug betonte die Taille – Fenton kaufte seine Kleidung stets in London – und das dunkle Haar auf seinem Schädel war wohlfrisiert. Überhaupt war
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